Literatur
Breisacher Autor räumt Preise bei wichtigem Theaterfestival ab
Mit seinem Stück "Asiawochen" über deutsch-indonesische Familiengeschichte und Kolonialschuld hat Yannic Han Biao Federer die drei wichtigsten Preise beim Heidelberger Stückemarkt gewonnen.
Mo, 5. Mai 2025, 15:20 Uhr
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Der aus Breisach stammende Yannic Han Biao Federer ist für sein Stück "Asiawochen" (BZ vom 29. April) mit den drei wichtigsten Preisen beim Heidelberger Stückemarkt ausgezeichnet worden. Er gewann den mit 10.000 Euro dotierten "Autor*innenpreis" für neue Theatertexte, den Publikumspreis und schließlich auch den SWR Kultur Hörspielpreis 2025.
Die Jury des "Autor*innenpreises" würdigte Yannic Han Biao Federers Text über deutsch-indonesische Familiengeschichte und deutsche Kolonialschuld dafür, dass er "das Theater und seine Vorstellungskraft herausfordert, und daran erinnert, dass deutsche Imperialgeschichte nicht durch die vielzitierte Vernunft plötzlich beendet wurde – sondern durch aktive historische Verdrängung unsichtbar gemacht wurde. Ein Stück, das charmant einen Kurzschluss zwischen Form und Inhalt herstellt, um Fragen der Repräsentation, gesellschaftliche Probleme und scheinbar Unthematisierbares auf den Tisch zu packen."
Der SWR, der den Text nun als Hörspiel produzieren wird, lobte: "Das Stück macht mit einer individuellen Geschichte und seiner inhaltlichen wie dramaturgischen Kraft auf ein kaum präsentes Stück deutscher Kolonialgeschichte aufmerksam und fragt, wie das Verdrängte konsumierbar gemacht werden kann". Der Autor hatte nach einer Lesung seines Textes beim Heidelberger Stückemarkt allerdings auch deutlich gemacht, dass er eher eine Wunde offenhalten und eine "Brechstange" suchen wolle als einen Beitrag zu leisten, der weitere Verdrängung mit sich bringe. Er hatte auch gesagt: "Wenn sich dieser Stoff nicht auf dem Theater erzählen lässt, ist das dann die Schuld des Stoffes?"
Lesen Sie hier unsere Besprechung der Lesung von "Asiawochen": Yannick Han Biao Federer fordert beim Heidelberger Stückemarkt ein Ende der Verdrängung
"Asiawochen"
Am Anfang von "Asiawochen" steht die Beziehung der Lehramtsstudentin Vanessa zu ihrem Vater, der ein lebenslanges Trauma vershweigt, das er als Indonesier chinesischer Abstammung erlitten hat. Bei der Recherche arbeitet sie sich fast manisch in das Thema Kolonialgeschichte ein, speziell in die indonesische. Dabei verzweifelt sie an den blinden Flecken des deutschen Bildungssystems bei diesem Thema, während alle um sie herum von ihrer Obsession überfordert sind. Mit genauer Beobachtungsgabe, so der SWR in einer Pressemitteilung, zeichnet der Autor Vanessas bewegende Familiengeschichte nach und erzählt ganz ohne erhobenen Zeigefinger von Gewalt, Rassismus, Migration, aber eben auch von Alltag, Arbeit, Freundschaft und Liebe. Historischer Dreh- und Angelpunkt in "Asiawochen" ist die Konferenz in Bandung, zu der sich 1955 asiatische und afrikanische Staaten trafen, ohne ehemalige und damals teils noch herrschenden Kolonialmächte.
Yannic Han Biao Federer
Yannic Han Biao Federer wurde 1986 in Breisach am Rhein geboren und studierte Germanistik und Romanistik in Bonn, Florenz und Oxford. Als freier Autor für Romane, Essays und Rezensionen lebt und arbeitet er heute in Köln. Sein Debütroman "Und alles wie aus Pappmaché" erschien 2019 im Suhrkamp Verlag, gefolgt von "Tao" (2022) und "Für immer seh ich dich wieder" (2025). Für seine Werke erhielt er mehrere Auszeichnungen, darunter den 3sat-Preis 2019 und den Bayern 2-Wortspiele-Preis 2022.