Chorioso singt quer durch Zeiten

Beim Sommerkonzert in Bad Säckingen wagt "Chorioso" musikalische Experimente und mischt Genres. Dirigentin Felicitas Kiefer bringt Bewegung und neue Klangfarben in den Chor.  

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Der gemischte Chor „Chorioso“ gab unter Leitung von Felicitas Kiefer ein Sommerkonzert in St. Martin. Foto: Michael Gottstein
Es war ein vielfältiges und unterhaltsames Sommerkonzert, mit dem der gemischte Chor "Chorioso" am Sonntag zahlreiche Gäste in die Obersäckinger St.-Martins-Kirche lockte. Unter dem Titel "Über den Horizont hinaus" präsentierte das Ensemble unter Leitung von Felicitas Kiefer und mit Begleitung von Johannes Böhler (Klavier) und Ellen Hölscher (Violine) zahlreiche Werke von der Renaissance über die Romantik bis zur Gegenwart.

"Chorioso" war ursprünglich ein Gospelchor, doch nachdem Felicitas Kiefer vor eineinhalb Jahren die Leitung übernommen hatte, erweiterte er sein Repertoire beträchtlich: "Ich wollte nicht nur ein einziges Genre aufführen", erklärte die junge Dirigentin. Und so mischte "Chorioso" die verschiedensten Gattungen – Trink- und Liebeslieder, Hymnen, Chansons, Partisanen- und religiöse Gesänge – und die Sängerinnen und Sänger mussten auch sprachgewandt sein und sogar ein Lied in Afrikaans vortragen.

Aus der französischen Renaissance stammte ein ironisch-heiteres und sehr sauber vorgetragenes Lied, das die polyphonen Chortraditionen würdigte. Ganz anders die späte Romantik eines Bruckner: In "Locus iste" spannte das Ensemble schöne Legatobögen, bewies dynamische Differenzierungsfähigkeit und eine überzeugende Gestaltung, um das Lob Gottes zum Ausdruck zu bringen. Zurück in der Renaissance führte der Chor "Come again" von John Dowland auf. Er ist bis heute populär, weil er sich darauf verstand, eine Vielfalt von Emotionen wie Liebe, Sehnsucht und Schmerz in einfache, emotional berührende Melodien zu gießen. Dass sich auch ein großes Ensemble auf dezenten Pianogesang versteht, zeigte der Chor in dem Lied "Stemning" des schwedischen Spätromantikers Wilhelm Peterson-Berger.

Felicitas Kiefer wollte ein Experiment wagen und den Chor buchstäblich in Bewegung setzen. Ausgesucht hatte sie das Werk "Moeder Aarde" (Mutter Erde) von Franco Prinsloo in einer Choreographie von Panda van Proosdij. Es war eine Hymne an den Planeten und gleichzeitig ein unaufdringlicher, klangschön vorgetragener Appell zur Achtsamkeit im Umgang mit der Natur. Tanzen mussten die Mitglieder nicht, denn die Choreographie beschränkte sich auf Armbewegungen, die in anbetenden Posen mündeten.

Zahlreiche Sänger bewiesen Mut und wagten sich ins Rampenlicht. Das populäre Chanson "Aux Champs-Elysées" bot viele Gelegenheiten, solistische Passagen im Wechsel mit Chor und Überchor vorzutragen und dem Pariser Prachtboulevard eine heiter-beschwingte Reverenz zu erweisen.

Das populäre Lied "Bella Ciao" war ursprünglich ein Protestgesang der Reispflückerinnen gegen ihre Arbeitsbedingungen, doch dann griffen die italienischen Partisanen im Zweiten Weltkrieg die zündende und temperamentvolle Melodie auf. Im Rocktitel "Viva La Vida" griff Felicitas Kiefer zur Violine. Nach "Goodnight Sweetheart" und dem "Irischen Segenswunsch" kehrte Chorioso in die Renaissance zurück und präsentierte wortgewandt ein Trinklied.
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