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Interview

Corona bei Tieren: Auch Katzen müssten bei einer Infektion in Quarantäne

Otto Schnekenburger
  • Fr, 19. Juni 2020, 15:45 Uhr
    Gesundheit & Ernährung

     

Demnächst gilt zu Forschungszwecken auch für Haustiere eine Corona-Meldepflicht. Wann empfiehlt es sich, seine Katze testen lassen? Und was ist bei einem positiven Bescheid zu tun?

Katzen gehören zu den Haustieren, bei denen eine Infektion mit Coronaviren bereits nachgewiesen wurde. Foto: Rita Eggstein
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Eine Meldepflicht für positiv auf Coronaviren getestete Haustiere will Bundesagrarministerin Julia Klöckner einführen. Am 3. Juli wird der Bundesrat über die Anordnung entscheiden. Julia Stubenbord ist baden-württembergische Landesbeauftragte für Tierschutz.

BZ: Frau Stubenbord, welche Haustiere können überhaupt Covid-19 bekommen?
Stubenbord: Laut dem Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) – das ist, wenn man so will, das Robert-Koch-Institut für Tiere – können sich vor allem Frettchen – generell alle Marderartigen – und mindestens in Einzelfällen auch Katzen mit Coronaviren infizieren. Manche Nutztiere wie Schweine scheinen hingegen nicht infizierbar zu sein.

BZ: Welche Symptome weisen auf eine Erkrankung hin?
Stubenbord: Wie bei den Menschen dürfte die von den Coronaviren verursachte Erkrankung Covid-19 bei Tieren laut FLI häufig ohne oder mit geringen Symptomen auftreten. Das kann Nasenauswurf oder Husten sein.

"Am ehesten empfiehlt sich ein Test bei Haustieren, die mit einem Halter, der selbst an Covid-19 erkrankt ist, zusammenleben."Julia Stubenbord
BZ: Wann soll man seine Katze auf Corona testen lassen?
Stubenbord: Jedenfalls noch nicht, wenn sie nur mal schief aus der Wäsche schaut (lacht). Am ehesten empfiehlt sich ein Test bei Haustieren, die mit einem Halter, der selbst an Covid-19 erkrankt ist, zusammenleben. Der Halter sollte in so einem Fall zudem einen engen Kontakt mit seinem Tier vermeiden.

BZ:
Weltweit soll es bislang nur 15 bestätigte Infektionen bei von Menschen gehaltenen Tiere geben. Da stellt sich die Frage, warum Julia Klöckner überhaupt eine Meldepflicht will. Sie begründet es mit Forschungszwecken, ergibt das für Sie Sinn?
Stubenbord: Es kann darum gehen, alle Wege, die eine Infektionsquelle darstellen können, zu bewerten. Auch, um keine Gefahr fahrlässig zu übersehen.

BZ: Vor einer Übertragung vom Tier auf den Menschen braucht man sich nicht zu fürchten? Diesbezüglich war bisher nur von einem Ansteckungsfall in einer Nerzfarm zu lesen ...
Stubenbord: Nein. Auch die Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) stuft dieses Risiko als gering ein. Ausgeschlossen kann es nicht werden, wir sind ja alle Säugetiere. Tiere erkranken im Übrigen auch an anderen Coronaviren, die seit langem bekannt sind, so wie die Menschen ja auch. Es gibt etwa Kälberdurchfall aufgrund von Coronaviren, auch Erkrankungen von Katzen und Schweinen. Tierseuchen sind für uns ein "Alltagsgeschäft", wir sind ständig mit ihnen beschäftigt. Es gibt weit gefährlichere Zoonosen, Erkrankungen, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden, als Covid-19. Zum Beispiel, auch in Baden-Württemberg, das nicht ungefährliche Q-Fieber, das leicht von Schafen und Rindern auf den Menschen überspringen kann. Das gilt vor allem für Viehhalter und Metzger, kann aber alle Menschen betreffen, die etwa auf einer Wiese sitzend mit kontaminiertem Fruchtwasser von Schafen in Berührung kommen. So kann sich auch mal eine ganze Schulklasse infizieren.
Julia Stubenbord (44) ist seit Juni 2017 Landesbeauftragte für Tierschutz in Baden-Württemberg. Sie hat in Budapest und München Tiermedizin studiert und promoviert. Mehrere Jahre hat sie in Boston als Tierärztin gearbeitet, vor ihrer Tätigkeit als Landesbeauftragte war sie Tierärztin in Heidelberg.

BZ: Wenn die Katze beim Tierarzt positiv getestet wurde – muss sie dann in Quarantäne, gibt es therapeutische Mittel, mit denen man ihr helfen kann?
Stubenbord: Das Tier sollte in einem Teil des Hauses oder der Wohnung isoliert werden, es sollte keinen Freigang und keinen Kontakt zu anderen Katzen mehr haben. Trotz Isolation ist die Versorgung unter Beachtung der bekannten Hygienemaßnahmen sicherzustellen. Ein erkranktes Tier kann wie der Mensch symptomatisch behandelt werden. Etwa mit ausreichend Flüssigkeit und einem Antibiotikum, um zu vermeiden, dass sich eine bakterielle auf die virale Infektion "draufsetzt". Es gibt auch Tiermedikamente, die dafür sorgen, die Bronchien zu erweitern, Fieber zu senken oder eine Lungenentzündung zu bekämpfen.

Ressort: Gesundheit & Ernährung

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 19. Juni 2020: PDF-Version herunterladen

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