Baden-Württemberg
Dämpfer für Linken-Landeschefin Sahra Mirow
Beim Landesparteitag bestätigen die Delegierten zwar das Führungsduo der Linken. Offenkundig wurden aber Spannungen um Sahra Mirows Doppelrolle als Parteichefin und Bundestagsabgeordnete.
dpa & BZ-Redaktion
So, 19. Okt 2025, 19:43 Uhr
Südwest
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen

Mirow, die den Landesverband seit 2018 führt, erhielt aber einen ordentlichen Dämpfer bei der Abstimmung. Nur 63 Prozent der Delegierten stimmten für sie, Gegenkandidaten gab es keine. Vor zwei Jahren war Mirow noch auf 88 Prozent gekommen. In der Partei gibt es Kritik an ihrer neuen Doppelrolle als Landeschefin und als Abgeordnete des Bundestags. Man gehe bei den Linken mit diesen Rollen sensibler um als andere Parteien, sagte Mirow zum Votum. Es handle sich aber um ein stabiles Ergebnis, befand sie. Der Gewerkschafter Elwis Capece kam auf 82 Prozent.
Beim Parteitag gab der Landesverband, der sich seit seiner Gründung im Südwesten in der außerparlamentarischen Opposition befindet, den Startschuss für den Wahlkampf und verabschiedete sein Programm – begleitet von einer spürbaren Aufbruchsstimmung. Der Landesverband ist zuletzt gehörig gewachsen. Im laufenden Jahr hat sich die Zahl der Parteimitglieder auf mehr als 10.000 mehr als verdoppelt. Mehr als die Hälfte davon ist nach Angaben des Landesverbands jünger als 30 Jahre.
Auch die Umfragewerte geben Rückenwind. Besonders in studentisch geprägten Städten wie Freiburg oder Heidelberg gilt die Linke als solide verankert. Schwung brachte auch der Niedergang des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW), das sich von der Linken abgespalten hatte. Zugleich gelang es der Co-Vorsitzenden der Bundestagsfraktion, Heidi Reichinnek, über soziale Medien besonders junge Wählerinnen und Wähler zu erreichen.
Diese Dynamik überträgt sich auch auf Baden-Württemberg. In Umfragen liegt die Partei im Südwesten bei sieben Prozent; sie könnte damit erstmals die Fünf-Prozent-Hürde nehmen. Bundesparteichef Jan van Aken zeigt sich auf dem Parteitag in Leinfelden-Echterdingen selbstbewusst: "Ich bin überzeugt: Wir reißen die zehn Prozent."
Inhaltlich im Zentrum steht das Thema Wohnen. Die Linke will entschieden gegen Mietwucher, Leerstand und Wohnungsnot vorgehen. Kernforderungen sind eine umfassende Reform des Mietrechts, stärkere Rechte für Mieter sowie der Bau von jährlich 20.000 neuen, gemeinwohlorientierten Sozialwohnungen. "Mieten sind zum Umverteilungswerkzeug von unten nach oben geworden", sagt Amelie Vollmer aus Offenburg, die auf Platz zwei der Landesliste kandidiert. Van Aken sprach von einer Miet-Mafia. Stuttgart, Freiburg und Heidelberg zählten zu den teuersten Städten Deutschlands, kritisierte er. "Gleichzeitig hat Baden-Württemberg am wenigsten Sozialwohnungen im ganzen Land." Daneben kämpft die Partei gegen die Privatisierung und Zusammenlegung von Kliniken sowie für eine kostenlose Ganztagsbetreuung.
Die Linke unterscheidet sich nicht nur im Inhalt, sondern auch in Ton und Kultur von den anderen Parteien. Inklusion und Achtsamkeit werden großgeschrieben. So diskutierten die 150 Delegierten beim Parteitag eine halbe Stunde lang darüber, ob der Applaus zu laut sei. Einige entscheiden sich schließlich, nicht mehr zu klatschen, sondern durch Händeschütteln und Winken ihre Zustimmung zu zeigen. Das Achtsamkeitsteam verteilte zudem Gehörschutz.
Ein Einzug der Linken in den Landtag – neben CDU, Grüne, SPD, AfD und womöglich der FDP – würden das politische Spektrum im Landtag erweitern. Gleichzeitig dürfte die Regierungsbildung einer laut Umfragen wahrscheinlich CDU-geführten neuen Landesregierung deutlich schwieriger werden.