Bargeldlos
Das Ortenau-Landratsamt verteidigt die geplante Kartenzahlung
Die Fraktionen von LiLO und AfD im Kreistag haben, wie berichtet, die Umstellung auf Kartenzahlung im Landratsamt kritisiert. Das Amt reagiert mit einer Pressemitteilung.
Mi, 18. Jun 2025, 16:13 Uhr
Offenburg
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"Wir verstehen, dass jede Veränderung Fragen aufwerfen kann. Doch die Umstellung auf Kartenzahlung ist sachlich begründet, bewährt sich in vielen anderen Bereichen längst – und bringt erhebliche Vorteile für Verwaltung und unsere Kundschaft. Und niemand wird ausgeschlossen – im Gegenteil, alle profitieren von mehr Service, Sicherheit und Schnelligkeit", wirbt Finanzdezernentin Ulrike Karl dafür, diesen Schritt ohne Aufregung, aber mit Blick auf die Zukunft zu betrachten.
"Die Aufregung, insbesondere hinsichtlich unserer Kfz-Zulassung, ist sachlich kaum nachvollziehbar. Rund ums Auto wird seit Jahren nahezu alles bargeldlos abgewickelt – vom Fahrzeugkauf über Steuer und Versicherung. Nur an der Zulassungsstelle sollte Bargeld noch eine entscheidende Rolle spielen? Das ist nicht mehr zeitgemäß", so Karl, die zeitgleich versichert, dass es für nachweislich besondere Einzelfälle weiterhin pragmatische Lösungen geben werde.
Die Bargeldabschaffung diene sowohl der Sicherheit als auch der Wirtschaftlichkeit, argumentiert das Landratsamt. Bargeld berge Risiken, verursache logistischen und personellen Aufwand und widerspreche dem Ziel einer modernen, digitalen Verwaltung. Auch die gesetzliche Grundlage sehe nach der Gemeindekassenverordnung (GemKVO) möglichst bargeldlose Zahlungen vor. Gleichzeitig werde die Entscheidung auch vor dem Hintergrund der Haushaltslage getroffen. "Wir haben, zugunsten einer moderaten Kreisumlage, bewusst auf zusätzliche Stellen verzichtet. Das bedeutet: Wir müssen wie von der Politik gefordert bestehende Abläufe konsequent hinterfragen und optimieren", so Karl.
Ein Blick über die Kreisgrenzen hinaus zeige zudem: Bargeldlose Zahlung in öffentlichen Verwaltungen sei in vielen Regionen Deutschlands, vor allem aber in den europäischen Nachbarländern, längst gängige Praxis. Dort sei Kartenzahlung der Standard – vom Supermarkt bis zur Tankstelle.
Die Kritik, ältere oder sozial benachteiligte Menschen auszugrenzen, weist das Landratsamt zurück. Wer ein Girokonto besitzt – das treffe auf nahezu die gesamte Bevölkerung zu – verfüge auch über eine EC- oder Debitkarte. Selbst das Abheben von Bargeld am Automaten setze deren Nutzung voraus. Die Umstellung auf rein bargeldlose Zahlung sei daher kein Bruch mit Gewohnheiten, sondern eine Weiterentwicklung etablierter Praxis.
Moderne, bürgernahe und effiziente Verwaltungsstrukturen seien ein erklärtes Ziel – nicht nur in Politik und Verwaltung, sondern in vielen Lebensbereichen. Dass die Verwaltung diesen Weg ebenfalls geht, sollte niemanden überraschen und auch nicht mit Misstrauen belegt werden, findet das Landratsamt.
Der im Offenburger Tageblatt geäußerte Vorwurf ("Sparen ja, aber ehrlich"), das Landratsamt habe "bestenfalls euphemistisch, schlimmstenfalls unehrlich" agiert, geht aus Sicht der Verwaltung an der Sache vorbei. In der Stellungnahme heißt es weiter: Es wurde offen kommuniziert, dass die Maßnahme mehrere Ziele gleichzeitig erfüllt: mehr Sicherheit, höhere Effizienz, weniger Aufwand für Personal. In Zahlen bedeute dies jährliche Einsparungen von über 20.000 Euro allein durch entfallene Bargeldtransporte.
Wer komplexe Maßnahmen auf einen Teilaspekt reduziere, verstelle den Blick für das Ganze. "Die Umstellung auf bargeldlose Zahlung ist kein Selbstzweck – sie ist Ausdruck einer modernen Verwaltung, die serviceorientiert, sicher und wirtschaftlich handelt", so Karl abschließend.