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Zischup-Interview über Kenia-Reise

"Der Kontrast zwischen Arm und Reich war spürbar"

  • Friederike Schmidt, Klasse 9b, Hebelgymnasium & Lörrach

  • Di, 10. März 2015, 10:09 Uhr
    Schülertexte

Maria Kannen reiste als eine von drei Lehrerinnen nach Kenia, um dort eine Partnerschule des Lörracher Hebelgymnasiums zu besuchen. Was sie dort alles erlebt und bewegt hat, erzählt sie im Zischup-Interview. Geführt wurde das Gespräch von Friederike Schmidt, einer Schülerin der Klasse 9b des Hebelgymnasiums.

So schön, so weit – Kenias Landschaften.   | Foto:  dpa-tmn
So schön, so weit – Kenias Landschaften. Foto:  dpa-tmn
Zischup: Was war der Grund für die Reise?
Kannen: Seit 2010 hat das Hebelgymnasium durch zwei ehemalige Schülerinnen und deren Großeltern Kontakt zu der St. Andrews-Tarabete-Secondary-School in der Nähe des Lake Naiwasha. Der Schulleiter hatte uns schon 2011 eingeladen und jetzt konnten wir endlich der Einladung folgen.
Zischup: Welche Vorbereitungen mussten Sie für diese Reise treffen?
Kannen: Ich musste mir überlegen, was alles in den Koffer muss. Auf der Internet-Seite des Auswärtigen Amtes habe ich außerdem nachgelesen, wie die Gefahrenlage in Kenia ist. Und ich habe mir einen internationalen Führerschein besorgt. Wir standen im stetigen Austausch mit unseren Gastgebern, die uns auf die Reise vorbereitet haben. Wir wurden von dem Schulleiter der Schule auch darum gebeten, eine Schulstunde zu halten. Darauf mussten wir uns auch vorbereiten.
Zischup: Welche Ängste hatten Sie vor Beginn der Reise?
Kannen: Klar hat man Angst vor Ebola, aber meine Schwester, die im Gesundheitswesen arbeitet, hat mir geraten, Desinfektionsmittel und, für alle Fälle, einen Mundschutz mitzunehmen. Den Mundschutz hatte ich aber nicht dabei, dafür aber noch Desinfektionstücher.

Zischup: Wo waren Sie genau und für wie lange?
Kannen: Wir sind von Frankfurt nach Nairobi geflogen und waren dann eine Woche rund 90 Kilometer nördlich von Nairobi am Lake Naiwasha. Später haben wir noch eine dreitätige Safari im Süden Kenias, der Masai Mara, gemacht.
Zischup: Wo haben Sie am Lake Naiwasha gewohnt?
Kannen: Uns wurde ein Gästezimmer bei einem amerikanischen Missionars-Ehepaar vermittelt. Der Lebensstandard ist sehr europäisch, also mit Strom, fließendem Wasser und Fernseher. Unsere Gastgeber hatten sogar einen Pool, den wir mitbenutzen durften.
Zischup: Haben Sie auch mal in einer afrikanischen Hütte übernachtet?
Kannen: Nein, wir wollten uns nicht dem Risiko einer Infektion aussetzen. Aber wir haben uns einen afrikanischen Haushalt angesehen und auch den Schulleiter in seinem Haus besucht. Allerdings wohnt er auch nicht in einer Hütte.
Zischup: Wie haben sich die Leute Ihnen gegenüber verhalten?
Kannen: Man fühlt sich schon wie ein Fremder, allein schon mal aufgrund der Hautfarbe, dennoch behandeln die Menschen einen dort sehr freundlich. Die Kinder waren am Anfang sehr reserviert, doch auch sie zeigten sich freundlich, interessiert und legten schnell ihre Scheu ab.
Zischup: Wie ist der Lebensstandard in Naiwasha?
Kannen: Es gibt schon einen Kontrast zu Europa, besonders, wenn man sieht, wie die Menschen leben. Meist in einem Slum, in Lehm-Hütten, ohne Elektrizität und fließend Wasser. Die Hütten bestehen überwiegend aus einem großen Raum, in dem die ganze Großfamilie.

Zischup: Wie fanden Sie die Schule?
Kannen: Leider konnten wir an keinem Unterricht teilnehmen, obwohl wir gerne gesehen hätten, wie vor Ort unterrichtet wird. Wir haben aber Bilder gesehen, wie die Schule früher aussah. Damals bestand sie nur aus einem Gebäude, jetzt besteht sie aus einem ganzen Gebäudekomplex. Es erstaunt einen sehr, wie sich die Schule entwickelt hat. Jetzt gibt es Naturwissenschaftsräume. Gerade wurden darin die Gas- und Wasseranschlüsse fertig gestellt, die von dem Geld des Spendenlaufes der fünften Klasse des Hebelgymnasiums angeschafft wurden. Letztes Jahr wurden von den Spenden Bücher gekauft, allerdings reichen sie noch nicht für alle Schüler. Es gibt immer noch keine Elektrizität und fließend Wasser. Doch es gibt einen Wassertank, der von einer Holländerin gespendet wurde. Strom wäre eigentlich sehr wichtig für die Schule, damit sich die älteren Schüler auf ihr Examen vorbereiten können.
Zischup: Wie viel kostet denn ein Schuljahr?
Kannen: Für einen Schüler kostet die Schule 150 Euro pro Jahr. Dafür gibt es aber nicht nur Unterricht, sondern auch jeden Morgen einen Tee mit Milch und mittags Ugali, einen Mehlbrei mit Bohnen oder Kohl. Im Moment ist noch ein Mädcheninternat in Planung, das um die 500 Euro pro Mädchen und pro Schuljahr kosten wird. Die meisten Mädchen sind Waisen, deshalb ist es umso wichtiger, dass wir die Schule unterstützen!
Zischup: Gibt es genug Lehrer?
Kannen: Insgesamt sind, so glaube ich, elf Lehrer an der Schule. Doch nur drei Lehrer und der Schulleiter werden vom Staat bezahlt, die anderen bezahlen die Eltern. Diese haben auch von ihrem eigenen Geld das Grundstück der Schule gekauft, da es für sie sehr wichtig ist, dass ihre Kinder eine Schulausbildung haben, doch die meisten arbeiten auf Blumenfarmen und verdienen nicht sehr viel Geld. Auch deswegen ist es sehr wichtig, dass wir sie unterstützen. Der Schulleiter führt dann viele Gespräche mit den Eltern, Lehrern und Schülern selbst, um herauszufinden, wer die Stipendien am meisten braucht. Dennoch können nicht alle Schüler mit Stipendien berücksichtigt werden.

Zischup: Wie war ihr Eindruck vor Ort?
Kannen: Wir haben sehen können, wie sinnvoll es ist, dass wir die Schule unterstützen.
Zischup: Und gab es auch negative Aspekte?
Kannen: Der Kontrast zwischen Arm und Reich ist spürbar. Und dass die Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe bewertet werden.

Ressort: Schülertexte

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