"Die Bodenplatten brachen ein"

ZISCH-INTERVIEW mit Lucas Kupferschmid, der mit seinen Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Nollingen dieses Jahr 45 Einsätze hatte.  

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Lucas Kupferschmid Foto: Privat

Für Lucas Kupferschmid sind Feuerwehrleute, Rettungssanitäter, Polizisten und Mitglieder des Technischen Hilfswerks keine Heldinnen und Helden, sondern Menschen, die ihren Beitrag zur Gesellschaft leisten. Doch oftmals leisten diese Menschen unvorstellbare Hilfe und retten Leben. Zisch-Reporter Thomas Gularte der Klasse 4b der Hebelschule Nollingen in Rheinfelden spricht in einem Interview mit Kupferschmid über seine Arbeit bei der Freiwilligen Feuerwehr und seinen eindrucksvollsten Einsatz.

Zisch: Hallo Herr Kupferschmid. Warum sind Sie bei der Freiwilligen Feuerwehr tätig?
Kupferschmid: Ich bin bei der Feuerwehr seit ich zehn Jahre alt bin, also seit 1998. Und bin heute noch dabei, da das mein persönlicher Beitrag zur Gesellschaft ist, den ich als Einzelner tätigen kann.
Zisch: Was genau macht die Feuerwehr?
Kupferschmid: Normalerweise sind wir da, um Brände zu löschen. Wobei man sagen muss, dass es in den letzten Jahren immer weniger Feuer gab. Das Aufgabenfeld hat sich daher etwas gewandelt. Es sind nunmehr die Themen: Technische Hilfeleistung bei einem Fahrzeugunfall, Hochwasserschäden beseitigen oder auch Sturmschäden, wie zum Beispiel umgestürzte Bäume auf der Straße, um die wir uns kümmern.
Zisch: Wie viele Einsätze hat die Freiwillige Feuerwehr Nollingen pro Jahr?
Kupferschmid: In einem normalen Jahr haben wir zwischen 25 und 30 Einsätze. Dieses Jahr haben wir jedoch, aufgrund vieler Sturm- und Hochwassereinsätze, schon jetzt die 45 erreicht.
Zisch: Wurden Sie oder einer Ihrer Kameraden schon einmal im Einsatz verletzt?
Kupferschmid: Ja, leider passiert auch so etwas manchmal. Es ist mir selbst passiert. Ich bin mit meinem Kameraden in ein brennendes Haus. Der Zwischenboden brannte und der Plan war, dass wir die Holzplatten mit einer Axt entfernen, um dann zu löschen. Aufgrund unserer Ausrüstung hatten wir zu viel Gewicht und die Bodenplatten unter mir brachen ein. Anfangs hing ich noch in einem Loch und versuchte, mich wieder hochzuziehen. Da dies nicht gelang, ließ ich mich fallen. Ich landete kopfüber hinter einer großen Maschine, die genau im Stockwerk unter mir stand. Nur Sekunden später rannten meine Kameraden zu mir, beruhigten mich und ich konnte das Atemschutzgerät ausziehen, um dann mit ihrer Hilfe hinter der Maschine hervorzukommen. Rußverschmiert und mit ein paar Schürfwunden gelangte ich nach draußen, wo das Deutsche Rote Kreuz und ein Rettungssanitäter überprüften, ob ich vielleicht noch mehr Verletzungen hatte. Zum Glück jedoch waren die Schürfwunden alles.
Zisch: Woher bekommt die Feuerwehr ihren Nachwuchs?
Kupferschmid: Es gibt eine Jugendgruppe, in der ich selber auch war. In der gibt es Jugendliche zwischen zehn und 17 Jahren, die zusammen proben und sich vorbereiten, um dann mit 18 Jahren in die Aktive Feuerwehr überzugehen. Im Sommer gibt es für die Jugendgruppe alle zwei Wochen eine Probe. Es wird der Umgang mit den Werkzeugen und mit den Fahrzeugen gelernt, ähnlich wie auch bei uns Erwachsenen. Außerdem gibt es verschiedene Veranstaltungen, bei denen wir in die Schulen oder Kindergärten gehen und dort die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr vorstellen.
Zisch: Was ist das für ein Gefühl, wenn der Feueralarm losgeht?
Kupferschmid: Auf jeden Fall geht das Adrenalin im Körper nach oben. Es kommt auch immer etwas darauf an, wann der Melder runtergeht. Häufig ist es in der Nacht. Da ist man natürlich von einer Sekunde auf die andere wach, muss sich anziehen und schnellstmöglich zur Feuerwehr fahren. Anfangs ist man natürlich noch sehr nervös, man zittert und denkt, man hat alles je Gelernte total vergessen. Mit der Zeit und der Erfahrung wird das jedoch besser, man bekommt eine Art Routine.
Zisch: Wie viele Menschen passen in ein Feuerwehrauto?
Kupferschmid: Neun Leute passen in ein Fahrzeug.
Zisch: Wissen Sie, dass Sie für viele ein Held sind?
Kupferschmid: Das weiß ich nicht. Mit Heldentum hat unsere Arbeit meiner Meinung nach nichts zu tun. Es gibt sehr viele Menschen, die einfach da sind, wenn andere Hilfe benötigen. Das Deutsche Rote Kreuz, das Technische Hilfswerk und die Polizei, aber auch viele, die nicht in der Rettungssparte unterwegs sind. Für uns ist das, wie vorhin schon gesagt, unser Beitrag zur Gesellschaft. Daher sehe ich uns nicht als Heldinnen und Helden. Ich sehe uns mehr als Menschen, die sich dafür entschieden haben, diesen Beitrag zu leisten.
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