"Frieden bedeutet, ohne Angst zu leben"
Während unseres Zeitungsprojektes habe ich immer wieder Artikel über aktuelle Kriege gelesen. Ich habe meinen Papa, Markus Kraus, interviewt, weil er vor 25 Jahren selbst Soldat war.
Lara Kraus, Klasse 4c, Ferdinand-Ruska-Schule (Kappel-Grafenhausen)
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BZ: Warum war Krieg im Kosovo?
Im Kosovo war Krieg, weil sich zwei Gruppen von Menschen gestritten haben. Die einen wollten, dass der Kosovo ein eigenes Land wird, und die anderen, dass er weiterhin zu Serbien gehört.
BZ: Was genau war die KFOR und warum wurde sie in den Kosovo geschickt?
Die KFOR war eine Truppe von Soldaten aus vielen verschiedenen Ländern. Sie sollten helfen, den Frieden zu sichern.
BZ: Wie habt ihr geholfen, den Frieden zu sichern?
Eine Gruppe sorgte zum Beispiel dafür, dass keine Waffen mehr in das Land geschmuggelt werden konnten, indem sie die bekannten Schmuggelwege überwacht hat. Es wurden auch zusammen mit der Polizei Patrouillen gefahren, um zu verhindern, dass irgendwo wieder Kämpfe ausbrechen.
BZ: Hattet ihr Kontakt zu den Menschen, die dort gewohnt haben?
Viele waren sehr zurückhaltend und vorsichtig. Tatsächlich habe ich aber mit meinen Kameraden auch einmal eine Einladung zu einem Mokka bekommen, das ist ein starker Kaffee. Einige Kinder waren neugierig und die durften dann auch mal unsere Fahrzeuge anschauen.
BZ: Wart ihr willkommen?
Zuerst wohl eher nicht. Ich habe Videos von früheren Truppen der KFOR gesehen. Diese wurden noch mit Protesten und Steinwürfen empfangen. Als ich im Kosovo war, wurden wir von den meisten geduldet. Die Menschen hatten viel Schlimmes erlebt und wussten nicht, ob sie uns trauen konnten.
BZ: Wie sah es dort nach dem Krieg aus?
In den Hauptkampfgebieten waren fast alle Häuser zerstört oder abgebrannt. Es gab keine Scheiben mehr in den Fenstern und die Wände waren eingestürzt oder hatten Löcher. Die Straßen waren beschädigt und es lagen kaputte Fahrzeuge am Straßenrand.
BZ: Wie sah damals ein typischer Tagesablauf aus?
Wir hatten immer verschiedene Dienste und ständig Bereitschaft. Ich war in der Sanitätseinheit. Wenn irgendetwas passiert war, mussten wir sofort ausrücken.
BZ: Hattest du Freunde?
Ich hatte gute Kameraden. Ohne das wäre die Zeit wahrscheinlich nicht so gut auszuhalten gewesen. Die Zeit dort war so, als müsste man ständig arbeiten, ohne nach Hause zu kommen.
BZ: Welche Dinge sind dir besonders in Erinnerung geblieben?
Ich fange mal mit einem schönen Moment an. Wir, also meine Truppe mit einer Ärztin und ich, wurden mal zu einer Geburt gerufen, weil kein anderer Arzt da war. Ein weniger schöner Moment war die Fahrt nach Thessaloniki in Griechenland über Albanien. Wir wollten dort kaputte Fahrzeuge tauschen. Jemand hatte die Marschroute verraten und wir wurden auf der Strecke beschossen. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir auch die ständige Gefahr durch Minen. Nach dem Krieg wusste niemand mehr so genau, wo überall welche verlegt worden waren. Deshalb konnte man diese auch nicht vollständig wieder wegräumen. Als ich wieder zu Hause war, hatte ich immer noch Probleme damit, Grünflächen zu betreten, ohne daran zu denken.
BZ: Was bedeutet Frieden für dich?
Frieden bedeutet, dass man ohne Angst leben kann und weiß, dass alle abends nach Hause kommen und man sich wiedersieht. Frieden bedeutet für mich aber auch, dass man mit sich selbst zufrieden ist. Also zum Beispiel Dinge tut, die man richtig findet und stolz darauf ist. Es bedeutet auch, dass man aushalten kann, dass jemand eine andere Meinung hat oder anders ist, ohne zu streiten.