Die Gier nach Helden
DRAMA: "Billy Lynn".
An Thanksgiving steht ein gigantisches Halbzeitspektakel mit Destiny’s Child im Footballstadion auf dem Programm. Ein Agent soll die Heldenstory an ein Hollywood-Studio verkaufen, eine wunderschöne Cheerleaderin mit christlicher Gesinnung macht sich an Billy heran, der Eigentümer des Football-Teams (Steve Martin) sieht in ihm den edlen Kämpfer gegen das Böse, ein Unternehmer aus der Ölindustrie bedankt sich für das geschäftsfördernde Militärengagement. Billy aber wird zunehmend von den Bildern des Krieges verfolgt und denkt darüber nach, mit Hilfe seiner Schwester Kathryn (Kristen Stewart) zu desertieren ...
Regisseur Ang Lee ("Schiffbruch mit Tiger") inszeniert in "Die irre Heldentour des Billy Lynn" den Roman von Ben Fountain als kompaktes hyperrealistisches Drama. Immer wieder sucht die Kamera die direkte Nahaufnahme, wird auf der Tonspur das hastige Treiben in die Übersteuerung hineingezogen. Die Absurdität des modernen Propagandabetriebes wird mit traumatischen Erinnerungsfetzen und den extremen Stressmomenten im Gefecht wirkungsvoll kontrastiert. Die Kluft zwischen einer nach Helden gierenden Gesellschaft und denen, die in ihrem Auftrag in den Krieg ziehen, wird hier plastisch vor Augen geführt.
Umso enttäuschender ist das Ende des Films, der vor den eigenen Erkenntnissen zurückschreckt und das alte Hohelied der Kameraderie singt, zu dem schon zu viele wider besseres Wissen in den Krieg gezogen sind. (Läuft in Freiburg und Lörrach, ab 12)
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