Die zwei Versionen von Connewitz

Als es rumst, geht Naira, die als Mann geboren wurde, noch ein bisschen näher zur Menschenmenge. Es explodieren Böller, Bengalos blasen rote Wölkchen in die Luft, und Naira wirkt interessiert. Sie läuft auf und ab, leicht wie bei einem Spaziergang. Hinter ihr steht eine Wand aus Polizisten, vor ihr die vermummten Böllerwerfer, neben ihr jede Menge Menschen, die dasselbe tun wie sie.
Naira trägt einen schwarzen Rock mit einem Sticker: "FCK CPS". Das soll "Fuck Cops" heißen. Muss man nicht übersetzen. Und obwohl sie erst ein Jahr in Connewitz lebt, läuft die ganze Geschichte des Leipziger Viertels in ihrer Person zusammen. Connewitz sei der erste Ort, an dem sie sich als queerer Mensch sicher fühle. "Egal, wohin ich mich bewege", sagt Naira, 54. Den schwäbischen Dialekt hat sie aus Stuttgart importiert.
Es ist Samstag, im Süden der Stadt demonstrieren die Linken, in der Nacht zuvor sind Pflastersteine geflogen und Autos abgebrannt. Aus halb Deutschland reisten ...