Welttag des Artenschutzes

Diese 6 Arten sind im Hochschwarzwald besonders selten

Zum heutigen Tag des Artenschutzes hat die BZ das Team des Naturschutzzentrums Südschwarzwald gebeten, einen Einblick in die seltenen Tier- und Pflanzenarten des Hochschwarzwalds zu geben.  

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1. Bergpieper Foto: Hubertus Ulsamer
Die Gründe für die Seltenheit von Arten sind so vielfältig wie die Lebewesen selber – und oft ist es nicht eine einzige Ursache, sondern das Zusammenspiel vieler Faktoren, das dazu führen kann, dass eine Tier- oder Pflanzenart vom Aussterben bedroht ist.

Beim Rückgang von Arten können die Erwärmung des Klimas oder die Veränderungen der Kulturlandschaft eine Rolle spielen, die Einwanderung fremder Arten oder das Fehlen bestimmter Nahrungsquellen. Und manche hochspezialisierten Bewohner ganz besonderer Lebensräume sind nur deshalb selten, weil diese Habitate rar sind. Und allzu oft trägt der Mensch dazu bei, dass der Fortbestand einer Population gefährdet ist. Es gibt aber auch die Fälle, in denen er einer ehemals ausgerotteten Art zur Rückkehr verhilft – oder dass manche verschwundenen Besonderheiten von alleine wiederkommen.

Zum heutigen Tag des Artenschutzes hat die Badische Zeitung das Team des Naturschutzzentrums Südschwarzwald gebeten, einen Einblick in die seltenen Tier- und Pflanzenarten des Hochschwarzwalds zu geben. Seit 2013 wird der Tag an jedem 3. März begangen. Das Datum selbst wurde gewählt, weil an diesem Tag im Jahr 1973 das Washingtoner Artenschutzübereinkommen unterzeichnet worden war.

Das Naturschutzzentrum-Team im Haus der Natur am Feldberg hat ein paar Raritäten zusammengetragen, die diese Vielfalt der Ursachen für Seltenheit beleuchten:

1. Bergpieper

Den Bergpieper würde man in Afrika wohl als LBB bezeichnen, als "little brown bird" – das Synonym für eine der dort besonders zahlreichen, unspektakulär bräunlich aussehenden und schwierig auseinanderzuhaltenden Vogelarten. In Deutschland kommt die Art außerhalb der Alpen nur am Feldberg vor. Noch vor 30 Jahren war der Vogel an der Nordseite des Berges ein häufiger Bodenbrüter, ist aber in den letzten Jahren im Feldberggebiet weitgehend verschwunden. Die genauen Ursachen sind der Wissenschaft immer noch ein Rätsel, doch dürfte der Klimawandel eine zentrale Rolle spielen, zumal der Vogel anders als in den Alpen am Feldberg nicht in höhere Lagen ausweichen kann. Es wird beobachtet, dass die Brutgebiete vom Wiesenpieper übernommen werden. Möglicherweise ist diese nah verwandte Art besser an wärmere Bedingungen angepasst und verdrängt daher den Bergpieper.

2. Weißzüngel

Die unscheinbare, aber wunderbar süß nach Honig duftende Weißzüngel (oder auch Honig-Orchis) gehört trotz ihres unscheinbaren Aussehens zu den Orchideen. Sie kommt gerne zusammen mit der bekannteren Arnika auf traditionell extensiv bewirtschafteten, nährstoffarmen Rinderweiden vor. Durch den immensen wirtschaftlichen Druck, unter dem die Landwirte in den letzten Jahrzehnten standen, mussten die Bauern entweder intensivieren oder die Nutzung der hochgelegenen Weiden wegen mangelnder Rentabilität aufgeben. Damit wurde diese "Urschwarzwälderin" zusammen mit anderen Bewohnern dieser Weiden sehr selten, da sie insbesondere bei Düngung der Flächen durch schnellwüchsige Allerweltsarten verdrängt wird. Die Weißzüngel kann erhalten werden, wenn Landwirte mithilfe finanzieller Anreize die traditionelle Nutzung fortführen können.

3. Luchs

Der Luchs gehört wie Wolf und Biber zu den "Ureinwohnern" Mitteleuropas. Alle drei Arten wurden im 19. Jahrhundert aus unterschiedlichen Gründen in Süddeutschland ausgerottet. Heute wird häufig gemutmaßt, dass die Lebensräume inzwischen nicht mehr vorhanden seien, doch fühlen sich alle drei in der Kulturlandschaft des Schwarzwalds wohl. Klar ist jedoch, dass es bei diesen "Spätheimkehrern" zu Interessenkonflikten kommen kann, die vor allem mit der dichten Besiedlung und der intensiven Nutzung der Landschaft zusammenhängen. Während der Biber mittlerweile wieder recht zahlreich im Südschwarzwald vorkommt und auch mit einer Rückkehr des Wolfs zu rechnen ist, tut sich der Luchs mit der Wiederbesiedlung schwer: Da die Luchsweibchen ungern auf Wanderschaft gehen, konnten bisher in Baden-Württemberg ausschließlich männliche Tiere beobachtet werden, die vorwiegend aus der Schweiz eingewandert sind.

4. Drosera x obovata

Es gibt Arten, die so selten sind, dass sie nicht einmal einen deutschen Namen haben. Diese Sonnentauart ist eine "fleischfressende" Pflanze, die es im Schwarzwald nur in einigen ganz wenigen Hochmooren gibt. Voraussetzung für das Vorkommen dieser hochspezialisierten Art, die ihren Nährstoffbedarf zum Teil durch die Verdauung kleiner Insekten deckt, ist nicht nur kalter, nasser und nährstoffarmer Torf, sondern auch das Vorhandensein zweier anderer Sonnentauarten: Es müssen sowohl der rundblättrige als auch der langblättrige Sonnentau vorkommen. Drosera x obovata ist ein "gemeinsames Baby" dieser beider Arten, ein sogenannter Bastard. Das Zusammentreffen all dieser Voraussetzungen ist in Deutschland sehr selten.

5. Auerhuhn

So merkwürdig es klingt, Auerhühner sind in Mitteleuropa eigentlich Kulturfolger. Sie profitierten über Jahrhunderte von den vom Menschen kahl geschlagenen Wäldern, die durch die Beweidung noch dazu stark übernutzt wurden. Dort bildeten große Waldlichtungen mit vielen Heidelbeeren ideale Lebensräume für dieses "Flaggschiff" unter den Schwarzwälder Vogelarten. Durch die naturnahe Forstwirtschaft, die weitgehend auf Kahlschläge verzichtet, sind solche Lebensräume selten geworden. Heute müssen die Waldbesitzer durch gezielte Biotopverbesserungsmaßnahmen dieser Vogelart wieder auf die Sprünge helfen.

6. Kreuzotter

Die Kreuzotter ist wie die meisten Giftschlangen sicher kein Sympathieträger, auch wenn ihr Biss für den Menschen nur im allerseltensten Fall tatsächlich tödlich endet. Dafür verleiht sie unserer Landschaft wenigstens noch ein wenig den Geschmack von "Wildheit und Gefährlichkeit". Durch die Entwässerung von Mooren, das Zuwachsen strukturreicher Waldränder und die intensive Nutzung oder gar die Überbauung von Wiesen oder Weiden hat sie ihre früheren Lebensräume zum größten Teil verloren. Aber wozu braucht man so einen "ekligen Wurm"? Die Antwort gibt Alexander von Humboldt: "Alles hängt mit allem zusammen".

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