"Diese Arbeit ist meine Leidenschaft"

ZISCH-INTERVIEW mit Tina Gwildies, Leiterin des Tierschutzzentrums Ehrenkirchen, über ihre Aufgaben und die Nöte der Tiere.  

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Die Zisch-Reporterinnen auf dem Gnadenhof des Tierheims mit Pferden und Eseln Foto: Monika Möllinger / Privat

Sich um ein Tier zu kümmern ist schon viel Arbeit, aber wie ist es dann, sich täglich um 250 bis 300 Tiere zu kümmern? Die Zisch-Reporterinnen Sibel Tarkan und Luisa Möllinger aus der Klasse 4a der Thaddäus-Rinderle-Schule in Staufen haben ein Interview mit Tina Gwildies geführt. Sie ist Leiterin des Tierschutzzentrums Ehrenkirchen.

Zisch: Was für Tiere haben Sie?
Gwildies: Wir haben Kleintiere, also Mäuse, Meerschweinchen, Hasen, Leguane, Chinchillas, Katzen, Hunde und einen Gnadenhof mit Großtieren wie Pferden, Eseln, Ziegen und Schafen. Außerdem eine Wildtierstation, wo Wildtiere aufgenommen werden, wenn sie verletzt sind, zum Beispiel weil sie aus dem Nest gefallen sind. Dort sind Tiere wie Vögel, Eichhörnchen oder Igel.
Zisch: Was für Bereiche gehören zum Tierschutzzentrum?
Gwildies: Wir haben ein Hundehaus, wo bis zu 40 Hunde aufgenommen werden können. Wir haben eine Quarantäne-Station für Hunde und Katzen, in die die Fundtiere oder Abgabetiere zuerst aufgenommen werden. Wenn innerhalb des Tierschutzzentrums ein Tier erkrankt, kommt es auch auf die Kranken- beziehungsweise Quarantäne-Station. Dann haben wir ein Katzenhaus mit elf Katzen-Stationen, wo im Schnitt zehn Katzen aufgenommen werden können. Wir haben den Gnadenhof und die Wildtierstation.
Zisch: Woher kommen die meisten Tiere?
Gwildies: Es verteilt sich über den ganzen Landkreis Freiburg-Breisgau-Hochschwarzwald, da gibt es nicht bestimmte Gebiete, aus denen mehr Tiere zu uns gebracht werden. Es hält sich auch fast die Waage zwischen Fundtieren und Abgabetieren, doch der Fundtieranteil nimmt immer mehr zu in den letzten Jahren. Es werden also mehr Tiere ausgesetzt.
Zisch: Woher bekommt das Tierheim sein Geld?
Gwildies: Es bekommt alles über Spenden und Nachlässe: Wenn jemand sagt, er möchte diese Arbeit unterstützen, spendet er uns Geld. Und manche, die keine Angehörigen haben, oder möchten, dass von ihrem Geld nach ihrem Tod etwas Gutes für Tiere getan wird, vererben dem Tierheim etwas.
Zisch: Wie läuft eine Vermittlung ab?
Gwildies: Also bei den Hunden ist das so, dass die Interessenten kommen und dann ein Vorgespräch führen. Was für einen Hund suchen die Leute, haben sie Kinder, wie lange muss der Hund alleine bleiben? Wenn ein Hund da ist, der in Frage kommt, dürfen ihn die Leute kennen lernen. Wir führen keine Besucher durch das Hundehaus, weil das ein sehr großer Stressfaktor für die Hunde ist. Sie sollen ihre Ruhe haben. Die Leute können den Hund dann kennenlernen, öfter mit ihm spazieren gehen, und wenn sie der Meinung sind, es passt, machen wir eine Vorkontrolle bei den Leuten und gucken, ob auch alles so ist, wie die Leute es gesagt haben. Und wenn alles passt, dann dürfen sie den Hund mitnehmen.
Zisch: Woher bekommen Sie das Futter?
Gwildies: Über die Spendengelder wird das Futter gekauft, und wir haben noch in verschiedenen Geschäften Futterspendenboxen stehen. Dort können die Leute, wenn sie was spenden möchten, Futter kaufen und das in die Box reinwerfen.
Zisch: Wie sind die Tiere untergebracht?
Gwildies: Die Hunde sind in zwei Hundehäusern untergebracht. Dort sind sie immer zu zweit untergebracht, wenn sie sich vertragen. Es gibt große Ausläufe, so dass sie mehrmals am Tag rauskommen. Wir schauen, dass die Gruppe so groß wie möglich ist, dass sie in Gesellschaft sind. Im Katzenhaus haben wir in elf Katzen-Stationen Katzenzimmer mit unterschiedlichen Etagen, Körbchen und Versteckmöglichkeiten. Zudem gibt es einen begrünten Auslauf.
Zisch: Wenn ich keinen eigenen Hund haben kann, kann ich mich dann im Tierheim um einen Hund kümmern?
Gwildies: Also, wir haben ehrenamtliche Gassigänger, wobei das erst ab 16 Jahren allein geht. Ansonsten müsste Mama oder Papa mit. Aber selbst dann dürfen Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren den Hund aus versicherungstechnischen Gründen gar nicht halten.
Zisch: Wie viele Tiere nehmen Sie im Jahr ungefähr auf?
Gwildies: Im Schnitt kommen wir auf 2000 Tiere – mit den ganzen Wildtieren, die auch zu versorgen sind.
Zisch: Kann ich mein Haustier über die Ferien bei Ihnen unterbringen?
Gwildies: Wenn es Hunde oder Katzen sind, dann ja. Für Kleintiere bieten wir keine Pension an.
Zisch: Was ist, wenn ein Tier nicht vermittelt werden kann?
Gwildies: Dann bleibt es hier, bis es stirbt. Auf dem Gnadenhof bei den Großtieren sowieso. Das sind alles Pferde oder Esel, die ausrangiert wurden, weil sie nicht mehr reitbar sind, oder weil sie in schlechter Haltung waren, und sie den Besitzern zu teuer wurden. Wir gestalten es den Tieren hier so schön wie möglich, aber kein Tierheim, so gut es auch ist, kann ein Zuhause ersetzen.
Zisch: Werden Tiere im Tierschutzzentrum auch eingeschläfert?
Gwildies: Nur wenn es aus medizinischer Sicht keine Chance für sie gibt, wieder eine gute Lebensqualität zu erlangen. Wenn zum Beispiel ein Fundtier kommt, das eine schwere offene Verletzung hat, die man nicht operieren kann, oder ein Tier einen Tumor hat, der nicht zu operieren ist, dann würde es eingeschläfert werden.
Zisch: Gibt es im Tierheim mehr junge oder mehr ältere Tiere?
Gwildies: Das kommt auf die Saison an, aber in der Regel mehr ältere. In der Zeit, wenn die Katzenkinder kommen, sind schon viele Katzenkinder hier, aber der Hauptanteil sind auch dann ausgewachsene Tiere.
Zisch: Haben Sie Erfahrung mit Hundewelpen aus Osteuropa?
Gwildies: Das weniger, weil wir aus diesen Ländern hier keine Hunde aufnehmen. Unser Ziel ist es, den Hunden hier vor Ort zu helfen, da haben wir auch relativ lange Wartezeiten, bis wir einen Hund aufnehmen können. Wenn wir im Ausland helfen, dann sind es Hunde aus Italien, wohin wir schon seit über 20 Jahren Kontakte haben.
Zisch: Wie viele Mitarbeiter haben Sie?
Gwildies: Mit der Tierklinik sind wir 22 Mitarbeiter.
Zisch: Machen Sie das, weil Sie den Tieren helfen möchten, oder ist das Ihr Job?
Gwildies: Sowohl als auch, ja ich mache die Arbeit, weil es meine Leidenschaft und meine Liebe ist, mit Tieren und für Tiere zu arbeiten. Oft ist die Arbeit auch nach den Öffnungszeiten noch nicht beendet. Wenn kranke Tiere gekommen sind oder kleine, die noch die Flasche brauchen, geht es auch die Nacht durch. Man braucht schon ein gewisses Engagement.
Zisch: Brauchen die Mitarbeiter eine bestimmte Ausbildung?
Gwildies: Ja, es gibt die Tierpflegeausbildung für Heim- und Pensionstierpflege, die sollten sie haben.
Sibel Tarkan und Luisa Möllinger, Klasse 4a, Thaddäus-Rinderle-Schule, Staufen

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