Mon Dieu!

Dumm tippt gut: Warum Ahnungslose bei Fußball-Tipps häufig richtig liegen

Es scheint, dass derzeit jeder, aber wirklich jeder, bei irgendeinem Fußball-EM-Tippspiel mitmacht. Christian Engel hat beobachtet, dass die Gewinnchancen nicht unbedingt mit Sachkenntnis zu tun haben.  

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Warren Buffett soll einmal gesagt haben: "Investiere nur in Unternehmen, deren Geschäft du verstehst." Würde man den US-amerikanischen Großinvestor und Multimilliardär zu diesem Thema hier befragen, klänge sein Tipp wohl so: "Mache bei Fußballtippspielen nur mit, wenn du Ahnung vom Fußball hast."

Es scheint, dass derzeit jeder, aber wirklich jeder, bei irgendeinem Fußball-EM-Tippspiel mitmacht. Mannschaften gründen Tippgemeinschaften, Freundeskreise messen sich im Netz, auf der Arbeit analysieren Kollegen täglich die Verschiebungen und feiern den neuen Tabellenletzten mit viel Spott. Dabei kristallisieren sich verschiedene Tipptypen heraus: Der Streber konsumiert jede noch so doofe Statistik und tippt anhand seines exorbitanten Wissens (meist 2:1 oder 1:2). Der Fan setzt stets auf das Team, das er mehr mag als das andere (oft auf Underdogs). Der Vergessliche verliert viele Punkte, weil er zu oft verbummelt, ein Ergebnis einzutragen. Der Optimistische (intern als der Wahnsinnige verschrien) will möglichst packende Spiele (4:3 oder 5:1 sind bei ihm keine seltenen Tipps).

Und dann gibt es noch die Ahnungslosen. Das sind diejenigen, die am letzten Spiel der Gruppenphase fragen, in welcher Gruppe Deutschland sei, wann denn mal Holland spiele und ob Messi bei der EM schon ein Tor geschossen habe. Das sind diejenigen, die auf Island setzen, weil sie dort neulich Urlaub gemacht haben ("Es war sooo toll"), die auf Schweden setzen ("Die Trikots sind halt meeega schön") und auf Wales wetten ("Irgendwie sind mir die Fans voll sympathisch"). Die mit ohne Ahnung sind aber auch häufig diejenigen, die in ganz vielen Fällen ganz richtig liegen, getreu dem Motto "Dumm tippt gut".

Wieso aber haben die Ahnungslosen so viel Ahnung? Informieren sie sich etwa doch? Verfügen sie aufgrund eines kleineren Wissens über ein umso größeres Bauchgefühl? Setzen sie ihre gigantischen Tippgewinne ein, um ganze Nationalteams zu bestechen ("Cristiano, ich überweis dir ’n Zehner, wenn du den Elfer an den Pfosten knallst")? Andreas Heuer kennt die Antwort. Der Professor der Uni Münster hat sich dem Thema in seinem Buch "Der perfekte Tipp" mathematisch angenähert. Er sagt: "86 Prozent eines Spiels sind schlichtweg nicht vorhersehbar." Das ist doch eine fantastische Nachricht für denjenigen, der denkt, er sei als Kind in eine Eistonne voll Fußballweisheit gefallen, im Ranking aber trotzdem weit abgeschlagen hinter dem Ahnungslosen zurückliegt. "Hat nix mit Fußball zu tun", kann er dann rasch gegenpressen, wenn der Ahnungslose nach einem erneut richtigen Tipp blöd grinsend prahlt. "Das ist einfach nur pures Glück."

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