Der einstige Partisan und "Shoah"-Regisseur Claude Lanzmann zeigt in seinem Alterswerk den Holocaust aus zutiefst menschlicher Warte.
Die Nacht bricht herein. Die Fensterfront des Arbeitszimmers ist jetzt nur noch eine schwarz glitzernde Fläche. "Knipsen Sie die Stehlampe an", sagt Claude Lanzmann. Er selbst kann es nicht tun. Er ist am Morgen gestürzt. Die linke Hand steckt in einem Verband. Sie schmerzt. Der ganze Körper schmerzt. Das Gesicht wirkt wie aus Granit gemeißelt. Kantige Züge, wuchernde Brauen, wirres, silbergraues Haar – urwüchsige Kräfte müssen da gewaltet, wenn nicht gewütet haben.
"Die Zeitläufte haben mich verwüstet", sagt der Filmemacher. "Aber ich mag mich so, wie ich heute mit 88 Jahren aussehe, als ich vom Leben weniger gezeichnet war, hat mir mein Spiegelbild weniger gefallen." Lanzmann ist keiner, der klagt. Schon gar nicht ist er einer, der klein beigibt.
Als die Nazis Frankreich tyrannisierten, das liegt nun 70 Jahre zurück, zog der Enkel jüdischer ...