"Held der Straße"

Ein Held, der keiner sein will: Wie Sascha Schepperle eine Frau gerettet hat

Ein Auto rutscht in einen Kanal bei Maulburg – im Februar, das Wasser ist bitterkalt, die Fahrerin ringt mit dem Tod: Da rettet sie ein 16-Jähriger. Wir stellen den "Helden der Straße" vor.  

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Retter: Sascha Schepperle Foto: cre
Nein, als Held fühle er sich nicht, sagt der junge Mann und wippt mit den Beinen: "Eher überfordert!" Kein Wunder, sieht sich der 16-jährige Sascha Schepperle seit einigen Tagen doch ungewohntem Medieninteresse ausgesetzt.

Wie es dazu kam? Sascha Schepperle fuhr am Morgen des 28. Februars mit einem Freund zur Gewerbeschule nach Schopfheim. Kurz vor Schopfheim auf der Bundesstraße 317 bei Maulburg kollidierte plötzlich ein Mercedes mit einem Ford Focus. Der Mercedes wurde von der Wucht der Kollision über eine Böschung katapultiert und landete in einem Kanal. Sofort hielt der Freund seinen Wagen an – und Sascha Schepperle rannte zum Unfallort.

Sascha Schepperle hat intuitiv gehandelt – und richtig

Er sah, wie das Wrack von der Strömung des Kanals mitgerissen wurde, bis es bei der Einmündung in den Fluss Wiese endlich zum Stehen kam. Die Fahrerin befand sich im Wagen. Trotz einer Außentemperatur von minus zehn Grad zögerte der junge Markgräfler nicht und sprang ins eiskalte Wasser.

"Wegen der starken Strömung und des Schocks konnte die Frau die Fahrertür nicht öffnen", erklärte Sascha Schepperle die Situation. Ihm gelang es jedoch unter großer Kraftanstrengung, die Tür von außen zu öffnen. Glücklicherweise war das Wasser an dieser Stelle nicht zu tief, so dass er die Frau aus den Fluten bergen konnte. Am Ufer wartete indes schon Erste Hilfe. Die Fahrerin des Mercedes kam ohne bleibende Schäden davon.

"Ich hatte keine Hemmungen, ins kalte Wasser zu steigen", berichtet der 16-jährige Schreinerlehrling. Er hat in dieser Situation intuitiv richtig und ohne zu zögern gehandelt – deshalb ist er der "Held der Straße" des Monats April. Zu diesem wurde er vom Reifenhersteller Goodyear und dem Automobilclub von Deutschland (AvD) gekürt. Als solcher ist er nun Gegenstand öffentlichen Interesses: Die Presse, Radio Regenbogen, SWR 4 und andere mehr geben sich die Klinke in die Hand.

Eimeldinger spendet 1000 Euro

Nach Schopfheim war Sascha mit einem Freund zur Schule unterwegs, weil er dort eine duale Ausbildung im Schreinerhandwerk absolviert. An einem Tag in der Woche macht er ein Praktikum in einer Schreinerei in Efringen-Kirchen. Wenn seine schulischen Leistungen entsprechend sind, hofft er, in das zweite Lehrjahr übernommen zu werden.

"Ich fühle mich wohl hier. Niemals möchte ich in einer Großstadt leben." Sascha Schepperle
Aufgewachsen ist der sportliche junge Mann mit vier weiteren Geschwistern in Efringen-Kirchen. Anders als viele Jugendliche seines Alters spricht er gerne auch Alemannisch: "Ich fühle mich wohl hier. Niemals möchte ich in einer Großstadt leben." Wohl aber hat er einen besonderen Wunsch: "Es ist schon lange mein Traum, nach der Lehre ein Jahr in den USA zu verbringen." Über eine Organisation würde er dann, quasi als männlicher Au Pair, in einer amerikanischen Familie leben – oder auch einfach irgendetwas arbeiten. Natürlich ist ein solcher Traum auch mit Kosten verbunden. Man werde sehen. Saschas Eltern, der Vater Kraftfahrer, die Mutter Bürokauffrau, begrüßen die Pläne ihres Sohnes. Seine Freizeit verbringt Sascha wie jeder andere Jugendliche seines Alters auch: mit Freunden unterwegs sein, ins Fitness-Studio am Ort gehen, bei gutem Wetter draußen Sport treiben oder auch das Jugendzentrum in Efringen-Kirchen besuchen.

Übrigens: Die verunglückte Frau hat zwischenzeitlich mit Sascha Kontakt aufgenommen und sich bei ihm für ihre Rettung bedankt. Und was die Kosten des amerikanischen Traumes angeht, tut sich auch etwas: Fritz Gerwig (74) aus Eimeldingen, vom dortigen Markt her besser bekannt als "Meerrettichmann", hat von der Tat des jungen Mannes in der Zeitung gelesen und will ihm 1000 Euro überreichen.

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