Ein stimmgewaltiges Projekt

Die Waldorfschule Rieselfeld studiert für zwei Aufführungen Bachs Johannespassion ein.  

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Hochkonzertriert üben mehr als 200 Schülerinnen und Schüler die Johannespassion ein. Foto: Michael Bamberger

FREIBURG-RIESELFELD. Seit Oktober schon wird in der Waldorfschule Rieselfeld gesungen, gespielt und geprobt. Jetzt ist es fast so weit: Am Wochenende präsentieren Chor und Orchester Bachs Johannespassion in zwei Kirchen. An dem Projekt sind nicht nur Schülerinnen und Schüler, sondern auch Eltern, Lehrkräfte und Ehemalige beteiligt. Die Badische Zeitung war bei einer der Intensivproben dabei.

"Der Mann wird gekreuzigt. Das findet ihr furchtbar!", erinnert Michael Hartenberg die Sänger. Gemeinsam mit seiner Kollegin Constanze von Baußnern leitet der Musiklehrer das Riesenprojekt. Beiden ist es wichtig, dass die Schüler wissen, was sie singen, und mit ihrem Gesang die passende Stimmung vermitteln. Es ist das erste Mal seit sechs Jahren, dass die Waldorfschule Rieselfeld ein so ambitioniertes Vorhaben in die Tat umsetzt: Mehr als 200 Jugendliche aus den Klassen 6 bis 11 proben seit Beginn des Schuljahrs für die Aufführung der Johannespassion am kommenden Wochenende. Wenn Lehrer, Eltern und Freunde der Schule dazukommen, werden fast 300 Menschen bei den Konzerten auf der Bühne stehen.

Noch finden die Proben im Festsaal der Schule statt. In dezimierter Form, denn die meisten Erwachsenen müssen unter der Woche arbeiten. Trotzdem ist der Raum prall gefüllt. Nachdem die verschiedenen Klassen, Chöre und Orchester das Stück mehr als ein halbes Jahr lang getrennt erarbeitet haben, musizieren sie seit vergangenem Donnerstag gemeinsam. Die anderen endlich zu hören, sei toll gewesen, sagt Simon Mielitz aus dem Oberstufenchor. "Wir sind schon richtig zusammengewachsen."

Der Elftklässler hat, genau wie seine Mitschüler, eine lange musikalische Ausbildung hinter sich: Ab der ersten Klasse lernen die Waldörfler Blockflötespielen, in der dritten Klasse kommen Streichinstrumente dazu und ab der sechsten ist es Pflicht, bei Chor oder Orchester mitzumachen. Deshalb ist die komplexe, mehrstimmige Johannes-Passion für sie auch kein Problem. "Nur für das hohe Singen braucht man wirklich viel Übung", weiß die zwölfjährige Romy Keller aus dem Sopran.

Heute probt der Chor zunächst allein, das Orchester soll später dazukommen. Auch die Solisten werden erst kurz vor den Aufführungen dazustoßen – sie sind Studenten der Musikhochschulen Freiburg, Würzburg und Stuttgart. Bevor es mit dem Stück losgehen kann, müssen sich die zirka 170 Sänger einsingen. Dafür hat Michael Hartenberg Übungen auf Lager, die verschiedenste gesangliche Bereiche trainieren: Artikulation, Atemtechnik, Intonation, Rhythmik. All das muss sitzen, wenn die Aufführungen gut werden sollen. Mit Zischen, Pfeifen, Klatschen, Strecken und Summen bereiten sich die Schüler und Lehrer auf die Probe vor – und haben sichtlich Spaß dabei.

Gerade solche Gemeinschaftsprojekte seien wirklich wichtig für die Schulgemeinschaft als Ganzes, berichtet Tanja von Forster, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit der Waldorfschule. Gemeinsam auf ein Ziel hinzuarbeiten, bringe die Schüler und Lehrer auf Augenhöhe, abseits von Unterricht, Disziplin und Bewertungen. Tatsächlich scheinen die Schüler die Abwechslung zu genießen: "Proben sind auf jeden Fall cooler als Unterricht, gerade mit Schülern aus so vielen Stufen", sagt Romy Keller. Da stimmen ihre Mitschüler aus der sechsten Klasse zu. Es sei wirklich schade, dass es nach der langen Probenzeit nur zwei Aufführungen gibt, sind sich die Schüler einig.

Nach dem Einsingen geht es endlich los: "Wir beginnen mit dem dritten Choral", ruft Hartenberg von seinem Dirigentenpult. Noten aufschlagen, Töne ansummen und dann steigen die Schüler direkt ein, lediglich begleitet von einem Klavier und den rhythmischen Armbewegungen des Chorleiters. Vor allen Dingen Auswendig-Singen und deutliche Aussprache sollen die Schüler und Lehrer üben, bevor sie gemeinsam mit dem Orchester proben. "Wir müssen übertriebendst artikulieren", tönt es aus einer der hinteren Reihen. Mit so vielen Menschen auf engem Raum ist Konzentration schwierig, aber die Sänger reißen sich immer wieder zusammen, sodass Michael Hartenberg einen Choral nach dem anderen mit ihnen durchgehen kann. Constanze von Baußnern wechselt hin und her zwischen Klavier und Querflöte, sie stellt sich sogar zwischenzeitlich in den Bass – je nach dem, wie sie unterstützen kann. Noch ein paar Tage haben die Waldörfler, um ihrer Performance den letzten Schliff zu verpassen, aber schon jetzt sind sich alle einig: Es wird ein voller Erfolg .

Die Johannespassion wird am Samstag, 17. März, 18 Uhr, in der Kirche Maria Magdalena, Maria-von-Rudloff-Platz 1 (Rieselfeld), und am Sonntag, 18. März, 18 Uhr, in der Kirche Maria Hilf, Schützenallee 17 (Wiehre), aufgeführt. Eintritt frei, Spenden erbeten.
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