Ein stimmgewaltiges Projekt
Die Waldorfschule Rieselfeld studiert für zwei Aufführungen Bachs Johannespassion ein.
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
FREIBURG-RIESELFELD. Seit Oktober schon wird in der Waldorfschule Rieselfeld gesungen, gespielt und geprobt. Jetzt ist es fast so weit: Am Wochenende präsentieren Chor und Orchester Bachs Johannespassion in zwei Kirchen. An dem Projekt sind nicht nur Schülerinnen und Schüler, sondern auch Eltern, Lehrkräfte und Ehemalige beteiligt. Die Badische Zeitung war bei einer der Intensivproben dabei.
Noch finden die Proben im Festsaal der Schule statt. In dezimierter Form, denn die meisten Erwachsenen müssen unter der Woche arbeiten. Trotzdem ist der Raum prall gefüllt. Nachdem die verschiedenen Klassen, Chöre und Orchester das Stück mehr als ein halbes Jahr lang getrennt erarbeitet haben, musizieren sie seit vergangenem Donnerstag gemeinsam. Die anderen endlich zu hören, sei toll gewesen, sagt Simon Mielitz aus dem Oberstufenchor. "Wir sind schon richtig zusammengewachsen."
Der Elftklässler hat, genau wie seine Mitschüler, eine lange musikalische Ausbildung hinter sich: Ab der ersten Klasse lernen die Waldörfler Blockflötespielen, in der dritten Klasse kommen Streichinstrumente dazu und ab der sechsten ist es Pflicht, bei Chor oder Orchester mitzumachen. Deshalb ist die komplexe, mehrstimmige Johannes-Passion für sie auch kein Problem. "Nur für das hohe Singen braucht man wirklich viel Übung", weiß die zwölfjährige Romy Keller aus dem Sopran.
Heute probt der Chor zunächst allein, das Orchester soll später dazukommen. Auch die Solisten werden erst kurz vor den Aufführungen dazustoßen – sie sind Studenten der Musikhochschulen Freiburg, Würzburg und Stuttgart. Bevor es mit dem Stück losgehen kann, müssen sich die zirka 170 Sänger einsingen. Dafür hat Michael Hartenberg Übungen auf Lager, die verschiedenste gesangliche Bereiche trainieren: Artikulation, Atemtechnik, Intonation, Rhythmik. All das muss sitzen, wenn die Aufführungen gut werden sollen. Mit Zischen, Pfeifen, Klatschen, Strecken und Summen bereiten sich die Schüler und Lehrer auf die Probe vor – und haben sichtlich Spaß dabei.
Gerade solche Gemeinschaftsprojekte seien wirklich wichtig für die Schulgemeinschaft als Ganzes, berichtet Tanja von Forster, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit der Waldorfschule. Gemeinsam auf ein Ziel hinzuarbeiten, bringe die Schüler und Lehrer auf Augenhöhe, abseits von Unterricht, Disziplin und Bewertungen. Tatsächlich scheinen die Schüler die Abwechslung zu genießen: "Proben sind auf jeden Fall cooler als Unterricht, gerade mit Schülern aus so vielen Stufen", sagt Romy Keller. Da stimmen ihre Mitschüler aus der sechsten Klasse zu. Es sei wirklich schade, dass es nach der langen Probenzeit nur zwei Aufführungen gibt, sind sich die Schüler einig.
Nach dem Einsingen geht es endlich los: "Wir beginnen mit dem dritten Choral", ruft Hartenberg von seinem Dirigentenpult. Noten aufschlagen, Töne ansummen und dann steigen die Schüler direkt ein, lediglich begleitet von einem Klavier und den rhythmischen Armbewegungen des Chorleiters. Vor allen Dingen Auswendig-Singen und deutliche Aussprache sollen die Schüler und Lehrer üben, bevor sie gemeinsam mit dem Orchester proben. "Wir müssen übertriebendst artikulieren", tönt es aus einer der hinteren Reihen. Mit so vielen Menschen auf engem Raum ist Konzentration schwierig, aber die Sänger reißen sich immer wieder zusammen, sodass Michael Hartenberg einen Choral nach dem anderen mit ihnen durchgehen kann. Constanze von Baußnern wechselt hin und her zwischen Klavier und Querflöte, sie stellt sich sogar zwischenzeitlich in den Bass – je nach dem, wie sie unterstützen kann. Noch ein paar Tage haben die Waldörfler, um ihrer Performance den letzten Schliff zu verpassen, aber schon jetzt sind sich alle einig: Es wird ein voller Erfolg .
Kommentare
Liebe Leserinnen und Leser,
leider können Artikel, die älter als sechs Monate sind, nicht mehr kommentiert werden.
Die Kommentarfunktion dieses Artikels ist geschlossen.
Viele Grüße von Ihrer BZ