Deutscher Buchpreis 2022

"Ein Zeichen für die Liebe": Kim de l’Horizon rasiert sich für die Frauen im Iran

Mit einem Lied und einer kurzen Ansprache hat Kim de l’Horizon das Publikum des Deutschen Buchpreises berührt und den Preis für "Blutbuch" zum Zeichen gegen Hass und Unterdrückung erklärt.  

Zu den Kommentaren
Mail

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
Kim de l’Horizon bei der Preisve...inem ort für eine non-binäre Existenz.  | Foto: Arne Dedert (dpa)
Kim de l’Horizon bei der Preisverleihung in Frankfurt. Der Roman „Blutbuch“ sucht nach einer Sprache und einem ort für eine non-binäre Existenz. Foto: Arne Dedert (dpa)
Diese Verleihung wird in die Annalen des Deutschen Buchpreises eingehen. Kim de l’Horizon wurde für den Roman "Blutbuch" (BZ vom 15.10.), einen sprachlichen Befreiungsversuch ausgezeichnet, eine Suche nach einem Ort, der dem Ich eine non-binäre Existenz ermöglicht. Überrumpelt und doch vorbereitet, steht de l’Horizon am Pult in Frankfurt, dankt unter Tränen auf Schwyzerdütsch der Mutter ("es ist so schön zu sehen, wie Du aufblühst und den Schmerz zulässt"), spricht vom eigenen, schwierigen körperlichen Prozess, singt unvermittelt das Lied "Nightcall" von London Grammar ("Es gibt etwas in dir/Es ist schwer zu erklären/Sie reden über dich, Junge/Aber Du bist noch immer derselbe") – und beginnt dann ruhig, sich die Haare vom Kopf zu rasieren.

Leicht gerupft, in einem grünglitzernden Paillettenrock, transparent-fliederfarbenem Top, grüner Fedora-Bauchbinde und einer roten korallenartigen Blüte an goldener Halskette erklärt de l’Horizon den Preis zu einem "Zeichen gegen den Hass und für die Liebe, für den Kampf von Menschen, die wegen ihres Körpers unterdrückt werden." Und, fügt Kim de l’Horizon sehr eindrücklich hinzu: "Dieser Preis ist natürlich auch für die Frauen im Iran." Die Ergriffenheit im Saal brachte noch den Livestream zum Flimmern.
Kim de l’Horizon: Blutbuch. Dumont, Köln 2022. 336 Seiten, 24 Euro.
Mehr zum Thema: Lesen Sie unsere Besprechung vom 15. Oktober.

De l’Horizon kann sich nun über ein Preisgeld von 25 000 Euro freuen, das die Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels auslobt. Das ausgezeichnete Werk hat sich gegen Bücher von Fatma Aydemir, Eckhart Nickel, Daniela Dröscher, Jan Faktor und Kristine Bilkau durchgesetzt, die je 2500 Euro erhalten. Die Jury lobte die "enorme kreative Energie", mit der die "nonbinäre Erzählfigur nach einer eigenen Sprache sucht" und ließ sich von der "Dringlichkeit und literarischen Innovationskraft" provozieren und begeistern. Im Buch selbst heißt es: "Es geht darum, die Fäden aufzudröseln, die uns gewoben haben: die Fäden, die uns unter Männlichkeit Leidenden zusammenknoten, die jede*n von uns in einem Kokon aus Schweigen, Scham und Scheinheiligkeit gefesselt haben, zu entwirren."
PDF-Version herunterladen Fehler melden

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel