"Er muss Bilder in mir hervorrufen"
ZISCH-INTERVIEW mit der Hamburger Illustratorin Stefanie Harjes über ihre Lieblingskinderbücher und ihren größten Erfolg.
Hanna Gassner, Mateo Grünholz, Nikolas Kienle und Hrisia Lascar, Klasse 4a, Schneeburgschule (Freiburg)
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Zu Beginn ihrer Karrie hat sie Ernährungsbücher für Erwachsene illustriert, heute sind es ausschließlich Kinderbücher. Im Interview mit den Zisch-Reportern Hanna Gassner, Mateo Grünholz, Nikolas Kienle und Hrisia Lascar, Klasse 4a, Schneeburgschule (Freiburg) Hanna Gassner, Mateo Grünholz, Nikolas Kienle und Hrisia Lascar der Klasse 4a der Schneeburgschule in Freiburg spricht Stefanie Harjes über ihre Inspirationsquelle und warum sie das Kleben von Collagen liebt.
Harjes: Super Frage. Weil der Vermieter, der mir die Räume vermietet hat, Jonny Wind heißt. Er hatte seine Werkstatt unter mir und ich habe über ihm gearbeitet, also überm Wind. Deshalb habe ich diesen Namen gewählt. Im letzten Jahr bin ich nach 26 Jahren umgezogen. Aber der Name ist so schön, dass ich ihn mitgenommen habe. In meinem heutigen Atelier passt er auch genauso gut. Da gibt es vorne Fenster und hinten Fenster und dauernd bläst der Wind. Wenn es regnet, kann ich von dort beobachten, wie die Tropfen sich verwirbeln, so windig ist es dort.
Zisch: Wie kamen Sie auf die Idee, Kinderbücher zu illustrieren?
Harjes: Ich habe schon immer gerne gezeichnet, seit ich ein Kind war. Und habe gerne gelesen. Die Geschichten haben Bilder in mir hervorgerufen und dann habe ich sie gemalt. Bilderbücher sind wie kleine Kunstausstellungen: viele verschiedene Kunstwerke und alle in einem Buch.
Zisch: Welches war ihr Lieblingsbuch, als sie klein waren?
Harjes: Oh, ganz viele. Ich mochte wahnsinnig gerne die Märchen der Brüder Grimm. Ich hatte ein Märchenbuch, das sehr farbig illustriert war. Ich fand die Prinzessinnen und Prinzen so schön. Ich habe die Bilder geliebt, obwohl ich mich vor den Geschichten gefürchtet habe. Später mochte ich die Bücher von Michael Ende sehr, wie "Jim Knopf" und von Astrid Lindgren "Die Kinder aus Bullerbü" und "Pippi Langstrumpf", so wie ihr heute auch.
Zisch: Seit wann zeichnen Sie für Kinderbücher?
Harjes: Am Anfang habe ich Bücher für Erwachsene illustriert. Das waren Bücher über richtige Ernährung. Seit dem Jahr 2000 ungefähr zeichne ich eigentlich nur noch für Kinderbücher.
Zisch: Wonach entscheiden Sie, ob Sie ein Buch illustrieren wollen?
Harjes: Der Text muss mir gefallen und er muss Bilder in mir hervorrufen. Wenn er mir nicht so gut gefällt, aber ich das Thema interessant finde, dann frage ich nach, ob ich den Text noch ein bisschen ändern darf. Mir muss der Text gefallen. Das ist das Wichtigste.
Zisch: Was war Ihre erste Idee, bei dem Buch "Der Stein und das Meer"?
Harjes: Ich habe an die Ostsee gedacht. Wenn der Himmel grau ist, dann ist die Ostsee manchmal so grau-silbern wie flüssiges Blei. Dann ist das Meer ganz still. Das hat dann so einen Moment der Ewigkeit. Man denkt: Das war immer so und das wird auch immer so sein. Daraus haben sich dann Bilder entwickelt. In dem Buch geht es ja um eine sehr lange Zeit, fast um die Ewigkeit.
Zisch: Woher nehmen Sie die Inspiration für Ihre Illustrationen?
Harjes: Die nehme ich aus ganz vielen Eindrücken. Aus dem Theater, aus Geschichten, manchmal ist es die Sprache, sind es Gespräche wie wir sie jetzt führen. Wenn man Menschen genau zuhört oder ich draußen spazieren gehe und sehe, was so passiert.
Zisch: Wie lange brauchen Sie für ein Buch?
Harjes: Es kommt darauf an, wie viele Bilder das Buch hat. Ich habe mehrere Bücher mit über 100 Bildern illustriert. Dafür brauche ich dann ungefähr von einem halben Jahr bis zu einem ganzen Jahr. Für ein normales Bilderbuch brauche ich ungefähr zwei bis vier Monate. Ich male oder collagiere dann nicht ununterbrochen, aber ich brauche lange um mich zu entscheiden, ob ein Bild fertig ist. Wenn es nicht weitergeht, lege ich das Bild auf die Seite und hole es später noch einmal vor. Manchmal male ich das gleiche Bild auch zehn Mal und jedes Mal anders, wenn ich nicht zufrieden bin.
Zisch: Was ist Ihre Lieblingstechnik?
Harjes: Ich benutze immer eine Mischtechnik. Oft möchte ich eigentlich nur zeichnen, aber dann fange ich doch wieder an irgendetwas auszuschneiden und aufzukleben. Und dann male ich etwas drüber. Das ist die Collagetechnik. Wisst ihr was das ist? In dem Wort versteckt sich das französische Wort "la colle", was Kleber bedeutet. Es ist eine künstlerische Technik, die schon mehr als 100 Jahre alt ist. Man schneidet aus Papier aus, das schon da ist und setzt es neu zusammen.
Zisch: Mit welchem Buch hatten Sie den größten Erfolg ?
Harjes: Das "Kafka"- Buch hat viele Preise gewonnen. Es hat viel mit mir selbst zu tun, es ist mein persönlichstes Buch. Vielleicht ist es auch deshalb für mich eines der erfolgreichsten Bücher.
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