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Kufstein / Endingen

Fall Carolin G.: Wie ihr Mörder zuvor in Kufstein zuschlug

Franz Schmider

Von

Fr, 27. Januar 2017 um 07:05 Uhr

Südwest

Vor drei Jahren wurde in Kufstein die 20-jährige Studentin Lucile K. ermordet. Sie war nachts auf dem Weg zu zwei Freundinnen, dann traf sie auf den Mann, der später auch Carolin G. erschlug.

Im Mordfall Lucile K. gilt ein modifiziertes Eisenrohr als Tatwaffe. Es soll ursprünglich als Wagenheber benutzt wurden sein. Foto: bz
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Die Tat liegt fast genau drei Jahre zurück, Tatort ist Kufstein. Es ist Samstag, 11. Januar 2014, Lucile K. ist auf dem Weg zu zwei Freundinnen. Die 20-Jährige aus der Nähe von Lyon hat sich spontan zu diesem Besuch entschieden, ihre Mitbewohnerin fühlt sich erkältet, will lieber früh zu Bett gehen. Um 23.40 Uhr verlässt die Studentin, die seit Oktober 2013 in Kufstein lebt, das Haus (Hintergrund).

Weil es ihr ein wenig unheimlich ist, bittet sie die Freundinnen, erreichbar zu bleiben. Der SMS-Verkehr dokumentiert so die letzten Minuten ihres Lebens und liefert das Drehbuch für die Sendung "Aktenzeichen XY ungelöst", die im Juni 2015 ausgestrahlt wird.

"Schau, dass du zurück in die Stadt kommst" ein Freund per SMS
Obwohl es ihr nicht geheuer ist, nimmt Lucile K. den zwar kürzeren, aber auch abgelegenen Weg entlang des Inn. Ein Freund meldet sich noch bei ihr, auch ihm teilt sie mit, dass sie Angst hat, schickt ihm ein Handyfoto vom dunklen Weg. "Schau, dass du zurück in die Stadt kommst", rät er ihr. Dann schickt Lucile K. einer der Freundinnen eine SMS. Sie sei in der Nähe der Brücke, sie fragt nach dem Weg. Die Freundin gibt ihr genauere Anweisungen, es ist nicht mehr weit.

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Es dauert daher nicht lange, und die beiden Freundinnen werden unruhig. Sie setzen mehrere SMS-Nachrichten ab. "Was ist los?", "Melde dich!" Als sie keine Antwort bekommen vermuten sie, der Akku sei leer und belassen es dabei, obwohl sie sich Sorgen machen. Am nächsten Morgen melden sie Lucile K. als vermisst. Die Polizei sucht den Weg ab – und findet ihre Leiche am Innufer.

Eisenstange als Tatwaffe

Lucile K. ist laut Gerichtsmedizinern erschlagen worden, die Polizei spricht zudem von einem "sexuellen Übergriff". Zwei Tage später finden Taucher etwa 100 Meter flussaufwärts eine 60 Zentimeter lange Eisenstange. An ihr lässt sich Blut vom Opfer nachweisen. Es ist die Tatwaffe. Sie weist als Besonderheit zwei Bohrlöcher auf. Solche Eisenrohre kommen vornehmlich als Hebel dort zum Einsatz, wo mit hydraulischen Werkzeugen hantiert wird, etwa bei Wagenhebern, oder zum Abkippen von Lkw-Fahrerkabinen.

Aus jener Nacht gibt es eine Zeugenbeschreibung des möglichen Täters. Denn just in Höhe der Stelle, an der die Tatwaffe im Fluss gefunden wurde, trat um kurz nach Mitternacht ein Mann auf die Straße, direkt vor ein vorbeifahrendes Auto. Den Insassen zufolge soll der Mann eine schwarze Baseballkappe getragen haben, eine Brille und einen Oberlippenbart, sein Alter wird mit 30 bis 40 Jahren angegeben. Die Tiroler Polizei erstellt auf der Basis der Beschreibung ein Phantombild. Die Angaben sind aber eher vage.

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Zeitweise glaubte die österreichische Polizei, den Täter ermittelt zu haben. In Wien wurde im Mai ein Mann festgenommen, der eine Frau vergewaltigt und getötet haben soll. Der Verdacht ließ sich nicht erhärten. Als Täter in Endingen scheidet er ohnehin aus: Er sitzt in Haft.
Hinweise

Wer Hinweise auf Personen oder Umstände geben kann, die einen Bezug zu den beiden Tatorten Endingen am Kaiserstuhl und Kufstein/Tirol oder zu deren näherer Umgebung haben könnten, wird gebeten, sich mit der Soko "Erle" unter Telefon 07641/582-114 in Verbindung zu setzen.

Die zuständige Dienststelle in Österreich ist das LKA Tirol - dessen Journaldienst für Hinweise ist von Deutschland aus unter der Telefonnummer 0043/59133703333 erreichbar.

Mischspuren fordern DNA-Spurensucher

DNA-Spuren an einem Tatort liegen selten offen und sauber auf dem Servierteller. Sie sind meist schwer zu finden, vielfach nicht rein, frisch und komplett. Solche Spuren machen das ohnehin aufwändige Verfahren noch komplizierter.

Liegen menschliche Körperzellen vor, die eindeutig zuzuordnen sind – ein Stück abgekratzte Haut, ein Tropfen Blut, ein Haar samt Haarwurzel –, dann wird das darin enthaltene Erbmaterial auf verschiedene Merkmale hin untersucht. Entscheidend ist die Kombination dieser Merkmale. Sehr vereinfacht lässt sich die Methode mit einem Strichcode vergleichen. Nur ist eine DNA-Analyse noch etwas komplexer als eine Reihung von dicken und dünnen Linien, zum Beispiel weil Merkmale auch unterschiedlich gewichtet werden.

Erschwerend kommt hinzu, dass vielfach sogenannte Mischspuren gefunden werden. Speichel mit Blut vermischt, Körpersekrete von zwei Personen. In diesem Fall müssen die unterschiedlichen Anteile zunächst den verschiedenen Personen zugeordnet werden. Das ist möglich, gelingt aber keineswegs immer. Zumal dann nicht, wenn die Spur bereits einige Tage alt ist. Aufnahme in die DNA-Spurendatei des Bundeskriminalamtes finden vor allem Daten aus eindeutigen Spuren, Mischspuren nur nach einer gesonderten Bewertung. Der nun vorliegende Spur-Spur-Treffer bedeutet jedoch, dass nach der Analyse zweier verschiedener Institute in Kufstein und in Endingen zwei identische Spuren gefunden wurden. Für diese Übereinstimmung gibt es eine Erklärung.

Mehr zum Thema:

Ressort: Südwest

Dossier: Fall Carolin G.

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