Fluggastrechte

Flugreisende sollen erst nach vier Stunden Verspätung eine Entschädigung erhalten

Die EU-Staaten haben beschlossen, die Frist für Entschädigungen bei Flugverspätungen zu verlängern. Viele Reisende könnten dann leer ausgehen, doch EU-Abgeordnete wollen dies verhindern.  

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Die EU-Staaten wollen die Fahrgastrech...wächen, zum Beispiel bei Verspätungen.  | Foto: Andreas Arnold
Die EU-Staaten wollen die Fahrgastrechte abschwächen, zum Beispiel bei Verspätungen. Foto: Andreas Arnold

Stundenlange Flugverspätungen könnten für Passagiere noch frustrierender werden. Nach langwierigen Verhandlungen haben sich die EU-Staaten jetzt mit knapper Mehrheit auf eine Abschwächung der bisherigen Fluggastrechte geeinigt. Demnach sollen Entschädigungen künftig erst ab einer Verspätung von vier Stunden bei Strecken bis 3500 Kilometern in Höhe von 300 Euro gezahlt werden. Bei längeren Flügen ist eine Pauschale von 500 Euro erst ab sechs Stunden Verspätung vorgesehen.

Verbraucherschützer kritisieren den Vorschlag scharf, da ein Großteil der Passagiere künftig leer ausgehen dürfte. Der Grund: Bisher erhalten Reisende bereits ab einer Verspätung von drei Stunden eine Entschädigung. Sie liegt je nach Flugdistanz zwischen 250 und 600 Euro. "Die neuen Schwellenwerte werden die meisten Passagiere ihrer Entschädigungsansprüche berauben, da die meisten Verspätungen zwischen zwei und vier Stunden liegen", so die Generaldirektorin des Europäischen Verbraucherverbands (BEUC), Agustín Reyna. Schätzungen zufolge würden bis zu 60 Prozent der Passagiere leer ausgehen.

Die Bundesregierung hatte sich in Brüssel vergebens dafür eingesetzt, die Drei-Stunden-Regelung beizubehalten. Ihr Vorschlag, ab drei Stunden Verspätung pauschal 300 Euro Entschädigung unabhängig von der Distanz zu zahlen, fand keine Mehrheit.

Scharfe Kritik von allen großen Fraktionen

Die neuen EU-Passagierrechte sind jedoch noch nicht in Kraft. Der Vorschlag der Mitgliedstaaten wird als nächstes im EU-Parlament diskutiert. Lehnen die Abgeordneten die neuen Regeln ab, müssen die EU-Staaten einen neuen Vorschlag erarbeiten. Die Fachpolitiker aller großen Fraktionen im EU-Parlament äußerten bereits scharfe Kritik an den Plänen der Mitgliedstaaten. FDP-Politiker Jan-Christoph Oetjen nannte den Vorschlag "völlig inakzeptabel" und einen "schlechten Kompromiss", der CSU-Abgeordnete Markus Ferber sprach von einer "klaren Verschlechterung" des Status quo. "Drei Stunden als Richtwert haben sich etabliert und sind ein guter Mittelweg zwischen Interessen der Passagiere und dem operativen Geschäft der Airlines", so Ferber. Die Sozialdemokraten sprechen von "völlig falschen Prioritäten".

Der polnische Verkehrsminister lobte dagegen den Kompromiss. Er enthalte neben neuen Entschädigungsregeln auch mehr als 30 neue Rechte für Reisende. So seien Fluggesellschaften verpflichtet, alternative Beförderungen anzubieten und Passagiere beispielsweise auf Flüge anderer Airlines oder einen Zug umzubuchen. Außerdem sollen Entschädigungen einfacher ausgezahlt werden.

Schlagworte: Markus Ferber, Jan-Christoph Oetjen, Agustín Reyna
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