Zweiter Weltkrieg
Friedensrat gedenkt russischer Zwangsarbeiter, die in Müllheim litten
Der Überfall Nazi-Deutschlands auf die Sowjetunion jährt sich am 22. Juni zum 84. Mal. Der Friedensrat Markgräflerland erinnert daran, dass es auch in Müllheim russische Zwangsarbeiter gab.
So, 22. Jun 2025, 8:30 Uhr
Müllheim
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Die Gruppe "Friedensrat Markgräflerland" erinnert an die Menschen aus dem Osten, die im Zweiten Weltkrieg dem Völkermord der Nazis zum Opfer fielen. Anlass ist der Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941. Bis Kriegsende habe die deutsche Wehrmacht etwa 5,7 Millionen Soldaten der Roten Armee gefangen und auf verbrecherische Art und Weise behandelt, teilt der Friedensrat mit: "Die meisten starben aufgrund einer völlig unzureichenden Versorgung an Hunger und Krankheiten – auch in Müllheim." Auch dort habe es "Russenlager" gegeben, eines in der geschändeten jüdischen Synagoge, ein anderes bei einem Bauunternehmen.
Im Staatsarchiv in Freiburg findet sich laut Friedensrat eine Akte mit dem Titel "Auflistung der mit russischen Gefangenen zum Arbeitseinsatz ausgestatteten Firmen im Landkreis Müllheim/1942-1944". Aufgeführt ist der Tag des Einsatzes, die Zahl der Russen, die Empfängerfirma, deren Sitz und eine Bestätigung über den "Empfang der Beschäftigten". Die Akte verzeichnet in der Zeit von November 1942 bis November 1944 rund 320 Einsätze von 930 russischen Zwangsarbeitern.
Mindestens fünf Zwangsarbeiter kamen in Müllheim zu Tode
In einem Dokument der Arolsen-Archive vom 11. August 1945 berichtet der damalige Müllheimer Bürgermeister Fritz Hack an den Landrat: "Außerdem sollen auf dem hiesigen jüdischen Friedhof eine Anzahl Russen aus dem Lager des Bauunternehmers Hehl beerdigt sein. Eine Eintragung im Sterberegister ist nicht erfolgt." Das sei eine doppelte Schändung des jüdischen Friedhofs, so der Friedensrat.
Insgesamt seien fünf Menschen mit sowjetischer Staatsangehörigkeit bekannt, darunter zwei Kinder, die während des Zweiten Weltkrieges in Müllheim starben, zwei davon mit Namen: Boris Lapin und Michail Horuschy. Auf Anordnung der Militärregierung wurden diese Opfer 1950 exhumiert und auf einem Ehrenfeld auf dem Hauptfriedhof in Friedrichshafen bestattet. Dort findet man ihre Namen verzeichnet. Der Bauunternehmer Heinrich Hehl wurde 1948 von einem französischen Militärgericht wegen seiner Beteiligung an dem Pogrom gegen jüdische Menschen zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt. Seine Verbrechen gegen sowjetische Zwangsarbeiter dagegen blieben laut Friedensrat ungesühnt.