Für "Momo" im Theater wurden eineiige Zwillinge gesucht

Ein solches Casting gibt es wahrlich nicht alle Tage: Das Freiburger Theater sucht eineiige Zwillinge für eine "Momo"-Produktion. Deshalb haben etliche Kinder beim Regisseur vorgesprochen – im Doppelpack.  

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Daniel Wahl erklärt Jill und Jolie, wie sie den Cassiopeia-Text lesen sollen. Foto: Thomas Kunz
Im Halbkreis stehen sieben seltsame Paare: Kinder, die alle doppelt sind. Regisseur Daniel Wahl hat Zwillinge zum Vorsprechen auf die Opernprobebühne im Theater eingeladen. Er sucht Zwillingskinder zwischen sieben und zehn, die gemeinsam eine Rolle in der Produktion "Momo" übernehmen sollen: die alte Schildkröte Cassiopeia. Michael Endes Märchen von der wunderbaren Momo und den zeitstehlenden Herren in ihren grauen Anzügen wird im April das erste Familienstück sein, mit dem das Theater Freiburg in seiner vorübergehenden Behausung in der Theaterhalle auf dem Gantergelände Premiere feiert.

"Schwierig war das alles nicht, sondern ziemlich cool." Zwilling Luca
Für die meisten Zwillingspaare ist das Vorsprechen an diesem Nachmittag eine Art "persönliche Premiere", manche haben aber auch schon Erfahrung auf der Bühne. Zum Beispiel Armin und Simon Eckerle. Trotzdem hat man da ein bisschen Herzklopfen, sagen sie, vor allem wenn man warten muss. Und warten müssen zunächst alle bis auf Luca und Claudio Mirandolo. Auch die Eltern und die Geschwister gehen in die Theaterkantine, als Daniel Wahl zusammen mit Regie-Assistentin Caroline Barth in ungefähr zehn Minuten versucht, Claudio und Luca ein bisschen kennenzulernen: Wie laut können sie sprechen, wie selbstverständlich gehen, stehen, schauen? Und vor allem: wie synchron? "Schwierig war das alles nicht", findet hinterher Luca, "sondern ziemlich cool." Und Synchronsein sei oft ein Witzspiel zwischen ihnen beiden, erzählt Claudio: "Dann stehen wir haargenau gleich auf und machen alles gleichzeitig."

Dass sie so ein perfektes Doppelpack sind, haben sie schon im Schultheater genutzt, als Luca eine Riesenrolle als Zirkusdirektor hatte – und einfach jeder der beiden eine Hälfte einstudiert hat, um dann in der Pause heimlich zu wechseln: "Das hat keiner gemerkt." Hier aber will Daniel Wahl genau merken, welches der Zwillingspaare für die gemeinsam gespielte Rolle der Schildkröte taugt: "Ich brauche diesen ganz eigenartigen Zauber, der von einigen dieser Zwillingspaare ausgeht."

Die freudige Nachricht kommt per Telefon

Und so queren denn alle in ihren zehn Minuten wieder und wieder den Raum, gaaaanz langsam und "so schnell ihr könnt!" Sie sind mal staksig, mal schlaksig, mal kompakt und dann wieder komisch. Sie lesen im Dialog mit Caroline Barth eine Textpassage vom Blatt ab und lassen auf Ansage das Blatt sinken: Levi und Caspar Terres, die kleine Jill und ihre Zwillingsschwester Jolie, Rafael und Leo Bonetta und ganz am Ende schließlich Hannah und Judith Jäckel. "Anderthalb Stunden zu warten war langweilig", sagen die beiden, "aber das Vorsprechen war dann gar nicht stressig." Der Daniel war voll in Ordnung, erzählen alle – und tatsächlich ermuntert er und begeistert und lobt und guckt und jubelt: "Ganz toll wart ihr da jetzt zusammen!" So toll, dass das Regie-Team jetzt hart arbeiten muss: Am Wochenanfang sollen die Cassiopeia-Zwillinge angerufen werden, die "dieses Geheimnis um sich haben", wie Daniel Wahl das nennt. Und wer das ist, ist bis dahin einfach noch ein Geheimnis.

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