Futuristisch – aber nicht bruchfest

Tesla will mit seinem batteriebetriebenen Cybertruck den US-Automarkt aufmischen / Peinliche Panne bei der Präsentation.  

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Vorführeffekt: Bei der Präsentation de...Chef Elon Musk machte trotzdem weiter.  | Foto: FREDERIC J. BROWN (AFP)
Vorführeffekt: Bei der Präsentation des neuen E-Pick-ups von Tesla gingen die Fensterscheiben zu Bruch. Tesla-Chef Elon Musk machte trotzdem weiter. Foto: FREDERIC J. BROWN (AFP)

LOS ANGELES. Tesla-Chef Elon Musk will mit einem elektrischen Pick-up ins Kerngeschäft amerikanischer Autoriesen vorpreschen. Der futuristisch aussehende "Cybertruck" hat eine ungewöhnliche dreieckige Form, die an einen kantigen Tarnkappen-Kampfjet erinnert. Bei der Präsentation in Los Angeles in der Nacht zum Freitag gab es eine peinliche Panne.

Das "Tesla-Panzerglas" zeigte ein Netz aus Rissen, nachdem Designchef Franz von Holzhausen eine Metallkugel dagegen geworfen hatte. "Oh My f... God", entfuhr es Musk. "Das war vielleicht ein wenig zu stark." Bei einem weiteren, sichtbar vorsichtigeren Wurf splitterte aber auch die zweite Scheibe. Immerhin seien die Fenster nicht durchschlagen worden, kommentierte Musk. In Tests habe man alles Mögliche auf das Glas geworfen, bis hin zu einer Küchenspüle, "seltsam, dass es jetzt gebrochen ist, ich weiß nicht, warum". Musk setzte die Präsentation mit einem beschädigten Wagen hinter sich fort. Der Pick-up soll mehr als 1,7 Tonnen auf seiner Ladefläche transportieren können und in der Spitzenausführung in 2,9 Sekunden von 0 auf 60 Meilen pro Stunde (knapp 100 Stundenkilometer) beschleunigen können.

In einem Video demonstrierte Tesla, wie der Pick-up schneller beschleunigt als ein Porsche 911. Auch ein Tauziehen mit dem aktuellen Pick-up-Bestseller F-150 von Ford gewann der "Cybertruck" im Video locker. Den Startpreis setzt Tesla mit knapp 40 000 Dollar (rund 36 000 Euro) vor Steuern eher niedrig für ein Elektroauto an. In der Top-Ausführung mit drei Motoren und über 800 Kilometern Reichweite kostet das Modell aber schon fast 70 000 Dollar. Die Standardversion kommt mit einer Batterieladung gut 400 Kilometer weit und braucht 6,5 Sekunden, um aus dem Stand 60 Meilen pro Stunde zu erreichen.

Die Karosserie sei aus besonders hartem rostfreiem Stahl, sagte Musk. Um zu zeigen, wie robust sie ist, schlug der Designchef mit einem Vorschlaghammer auf die Wagentür ein. Diese Vorführung klappte: Der Hammer hinterließ auf der Tür keine sichtbare Delle.

Pick-ups sind in den USA der zentrale Geldbringer für Ford, General Motors und Fiat Chrysler. Das sei der Markt, den man angehen müsse, wenn man in dem Land den Übergang zur Elektromobilität schaffen wolle, betonte Musk. Offen ist, wie das ausgefallene Design – Musk sieht darin Cyberpunk-Ästhetik des Kultfilms "Blade Runner" – bei amerikanischen Autokäufern ankommen wird. "Teslas Cybertruck sieht seltsam aus... also, so richtig seltsam", schrieb der Tech-Analyst der Finanzfirma AB Bernstein, Toni Sacconaghi, am Freitag. "Noch ein bisschen Dreck darauf und man könnte sagen, dass er eine retro-futuristische Stimmung von "Mad Max" (Actionfilm-Reihe von George Miller, d. Red.) verbreitet."

Außerdem wird es noch Jahre dauern, bis der Tesla-Pick-up auf die Straße rollt. Die Produktion des Top-Modells mit drei Motoren solle Ende 2022 beginnen, hieß es. Tesla verkauft zum Start üblicherweise die teureren Versionen, um die Anlaufkosten schneller wieder hereinzuholen. Tesla nimmt – auch in Europa – bereits Reservierungen für den Pick-up entgegen, dabei müssen nur 100 Euro statt der bisher üblichen 1000 Euro hinterlegt werden. Die Konfiguration des Fahrzeugs soll Ende 2021 abgeschlossen werden.

Derzeit bereitet Tesla für nächstes Jahr die Markteinführung des Kompakt-SUV Model Y und eines Elektro-Sattelschleppers vor. Bisher dauerte allerdings jeder Produktionsstart des E-Auto-Pioniers länger als geplant. Schon absehbar ist, dass Teslas "Cybertruck" nicht der erste Elektro-Pick-up auf dem Markt sein wird. So will die Firma Rivian 2020 mit einem konventionell aussehenden Modell in die Produktion gehen – und auch Ford und General Motors wollen ihre Marktposition mit elektrifizierten Versionen ihrer Wagen verteidigen.
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