Interview
Wie lässt es sich im Alter glücklich leben?

Was tun gegen Altersdepression? Psychotherapeut Michael Hüll spricht darüber, wie sich Senioren ihre Lebensfreude erhalten können.
"Lebensfreude ist etwas, das nicht altert", behauptet Professor Michael Hüll in einem Vortrag über "Depression im Alter" im Rahmen einer Vorlesungsreihe des Freiburger Bündnisses gegen Depression. BZ-Mitarbeiterin Anita Rüffer fragte beim ärztlichen Leiter des Zentrums für Geriatrie und Gerontologie (ZGGF) an der Freiburger Uniklinik nach: Wie lässt sich die Lebensfreude im Alter bewahren? Und was können ältere Menschen tun, wenn sie ihnen doch mal abhandenkommt?
Hüll: Das könnte man annehmen, weil mit dem Alter tatsächlich meist viele Schwierigkeiten kommen: Krankheiten, Schmerzen, weniger Geld. Erstaunlicherweise ist es aber genau umgekehrt. Belegt ist das so genannte Altersparadoxon, wonach die meisten Menschen im Alter trotz aller Einschränkungen sogar zufriedener sind als junge Menschen. Depressionen treten zwischen dem 70. und 80. Lebensjahr seltener auf als zwischen dem 30. und 40. Siebzehnjährige beschäftigen sich häufiger mit dem Tod als 70-Jährige, denen er eigentlich doch viel näher ist. Dennoch sind Depressionen auch im Alter nicht gerade selten: Jeder Fünfte leidet darunter.
BZ: Unterscheidet sich eine Depression im Alter von einer, die in jüngeren Jahren auftritt?
Hüll: Wenn ein Dreißigjähriger nicht mehr schlafen kann, das Essen nicht schmeckt und er seine Tage antriebslos verdämmert, werden diese Symptome rasch als Anzeichen für eine Depression erkannt. Bei einem 70-Jährigen muss man zu Recht an viele andere Erkrankungen denken, ...