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Tür zu, Schlüssel weg

Gut zu wissen – wenn ich ausgesperrt bin

  • Simon Wennige

  • Do, 20. Januar 2011, 00:00 Uhr
    Haus & Garten

     

Rund eine halbe Million Schlüssel gehen im Jahr verloren oder werden gestohlen. Noch viel öfter schließen sich Menschen aus ihren Wohnungen aus. Jetzt heißt es: kühlen Kopf bewahren.

Fachleute öffnen Türen in wenigen Augenblicken. Jürgen Waidele Foto: Simon Wennige
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Einmal angesetzt – klick – und schon ist die Tür auf. Eine unverschlossene Tür ist vom Fachmann in der Regel binnen Sekunden zu öffnen. Etwa von Jürgen Waidele, der seit etwas mehr als einem Jahr in Offenburg im Schlüsselnotdienst tätig ist. Bislang konnte er jede Tür öffnen – außer einer. "Da hätte ich bohren müssen, was die Kundin nicht wollte."

Im ersten Jahr öffnete er bislang rund 25 Türen. Zwei Stunden an einer Geschäftstür mit Alarmanlage ist bislang sein längster Einsatz gewesen. 50 Euro kostet eine normale Türöffnung, bis 100 Euro seien noch im Rahmen. "Alles darüber ist Wucher", begründet Waidele auch seine Selbstständigkeit. Bei einer Firma hatte er sich vorgestellt. Er sollte möglichst viel verkaufen. Dazu gab es noch hohe Grundpreise. Das wollte er nicht und machte sich selbstständig.

Drei Werkzeuge legt Waidele auf den Tisch. "Das sind so die üblichsten Gerätschaften", demonstriert er ein Öffnungsblech, eine Ziehglocke und eine Malerrolle für die gekippten Fenster."

Dass sich eine Person dank des Schlüsseldienstes den Zugang in ein fremdes Haus verschaffen wollte, ist Waidele noch nicht passiert. "Ich lasse mir immer den Ausweis oder Führerschein zeigen." Meistens ist eine Tür ganz einfach zu öffnen, ohne dass diese dabei beschädigt wird.

Für den Fall, dass doch gebohrt werden muss, hat Waidele immer Ersatzmaterial dabei, damit die Tür wieder verschlossen werden kann. Erst schlägt die Tür zu und dann kommt der Preisschock? "Man sollte vorher auf jeden Fall den Preis klären", rät Waidele. Die schwarzen Schafe seien ein großes Problem in der Branche. Waidele verweist auf einen Konkurrenten aus Stuttgart, der die Aufträge von dort verteile und 60 Prozent der Einnahmen kassiere.

Eine Suche im Internet zeigt eine Firma, die rund um Offenburg mit zahlreichen Adressen vertreten ist. Es entsteht der Eindruck, dass hier eine gute Repräsentativität vorhanden ist.

Vor Ort sind die Bewohner dieser Anschriften jedoch oftmals ahnungslos, wenn sie darauf angesprochen werden, dass ihre Anschriften im Internet verwendet werden. "Wir sind kein Schlüsselnotdienst", sagt eine ältere Dame etwas verdutzt.

Nicht den Erstbesten wählen

Gerade mal eben nur die Post aus dem Briefkasten geholt, ein Windstoß – und schon ist die Türe zu, der Schlüssel steckt innen. Jetzt nur keine Panik: Fast jede Tür kann von einem Schlüsseldienst schnell und ohne Schäden geöffnet werden.

Nachbarn helfen sicher dabei, einen geeigneten Schlüsseldienst zu finden. Wichtig: Nicht gleich den Erstbesten wählen, weder aus den Gelben Seiten noch bei Internetverweisen. Mit dem Voranstellen von Buchstaben wie AAA oder Ziffern wie 111 vor dem eigenen Firmennamen erschleichen sich schwarze Schafe der Branche oftmals die ersten Plätze in Übersichten und erhoffen sich übereilte Notanrufe. Oftmals werden diese Anrufe auf weit entfernte Zentralen umgeleitet, Handwerker kommen dann aus einer anderen Stadt, die Anfahrtkosten steigen immens.

Daher: Schon im Vorfeld Telefonnummer eines seriösen Unternehmens außerhalb der Wohnung deponieren oder im Handy speichern. Auch die Polizei kann seriöse Schlüsseldienste in der Nähe nennen.

Teuer Spaß in den Abendstunden

Frei nach dem Gesetz, dass ein Unglück selten allein kommt, schlägt die Tür in der Regel spät abends oder an Sonn- und Feiertagen zu. Und dann fallen auch noch Nacht- oder Notdienstkosten an. Der Aufschlag darf sich aber nur auf die lohnabhängigen Kosten beziehen, nicht aber auf Kosten für den Einsatz von Spezialwerkzeugen oder Ersatzteile. Am besten ist es, im Fall der Fälle bereits telefonisch einen Festpreis zu vereinbaren. Tipp der Verbraucherzentralen: 100 Euro für Anfahrt und Öffnen der Tür sind als maximaler Preis zu akzeptieren (zu normalen Zeiten).

Er hat überhaupt nicht gebohrt

In der Regel kann eine Tür, die nur zugezogen und nicht abgeschlossen ist, von einem Fachmann schnell und ohne Schaden geöffnet werden. Sollte ein Schlüsseldienst darauf bestehen, die Tür aufzubrechen oder das Schloss aufzubohren, ist es zulässig, den Handwerker wegzuschicken. Nach Informationen der Verbraucherzentralen muss dann auch nicht bezahlt werden, da die Firma den Auftrag nicht ordnungsgemäß erledigt hat.

Barzahlung nicht notwendig

Barzahlungen sind nicht zwingend notwendig, auch wenn Handwerker dies gern sehen. Der Verbraucher hat ein Recht auf Zahlung per Rechnung. Schlägt der Monteur die Tür in diesem Fall wieder zu, macht er sich gar strafbar. Das OLG Frankfurt/Main wertete dies in einem Urteil gar als Nötigung (AZ 6W218/01).

Ersatzschlüssel zum Nachbarn

Die einfachste Möglichkeit ist es, einen Schlüssel beim Nachbar zu deponieren – aber ohne Hinweis auf Namen oder gar Adresse, falls beim Nachbarn eingebrochen wird. Ersatzschlüssel auf gar keinen Fall im Bereich des Hauses oder der Wohnung an irgendwelchen vermeintlich sicheren Plätzen deponieren – Diebe kennen diese Verstecke und finden sie auch:

• Ersatzschlüssel bei Nachbarn deponieren
• Vermieter informieren
• Rufnummer eines Schlüsseldienstes im Handy speichern oder bei Nachbar deponieren

• Polizei informieren

• Schloss austauschen

Ressort: Haus & Garten

Dossier: Alltagstipps

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