"Ich würde mir mehr Wertschätzung wünschen"

ZISCH-INTERVIEW mit der Grundschullehrerin Lisa Suhas über ihren Weg zum Lehrberuf und darüber, warum sie ihre Arbeit mit Kindern inspirierend findet.  

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Zisch-Reporter Dodou Njie mit Lehrerin Lisa Suhas  | Foto: Privat
Zisch-Reporter Dodou Njie mit Lehrerin Lisa Suhas Foto: Privat

Zisch-Reporter Dodou Njie aus der Klasse 4c der Johannes-Grundschule Hausen in Bad Krozingen spricht in einem Interview mit seiner Lehrerin Lisa Suhas über ihren abwechslungsreichen Beruf und die Kreativität von Kindern.

Zisch: Was gefällt Ihnen an Ihrem Beruf?
Suhas: Der Lehrerberuf ist sehr abwechslungsreich und herausfordernd, da ganz unterschiedliche Aufgaben an mich gestellt werden. Als Grundschullehrerin muss ich Unterrichtsinhalte, die zum Teil auch schwierig und komplex sind, so aufbereiten, dass auch ihr Kinder sie versteht. Beim Unterrichten muss ich euch motivieren können und euer Interesse für den Unterrichtsstoff wecken. Ich liebe es, kreativ zu sein. Als Lehrerin kann ich Theaterstücke mit euch Kindern erfinden, Kunstprojekte durchführen, kreative Lernwege entdecken und mehr.
Zisch: Warum sind Sie Lehrerin geworden?
Suhas: Ich bin auf Umwegen Lehrerin geworden. Nach dem Abitur wusste ich nicht, ob und was ich studieren sollte. Ich bin erst einmal ein halbes Jahr nach Kanada und habe dort mein Englisch verbessert. Anschließend habe ich zunächst International Business Management studiert, aber das hat mir eigentlich überhaupt nicht gefallen. Kurz vor meinem BWL-Abschluss besuchte ich meinen damaligen Freund in England, der dort als Assistenzlehrer angestellt war. Ich durfte ihn einige Tage bei seinem Job begleiten und ich fand es toll. Danach wusste ich, das will ich machen: unterrichten. Eigentlich komisch, denn außer meinem Vater sind eigentlich fast alle in meiner Familie Lehrerinnen oder Lehrer. Ich hätte also schon sehr viel früher darauf kommen können. Meine Schullaufbahn war aber nicht so toll und die meisten Lehrerinnen und Lehrer fand ich als Jugendliche ziemlich doof. Deshalb war Lehrerin zu werden erstmal überhaupt keine Option.
Zisch: Wie haben Sie Ihre Lehrerstelle bekommen?
Suhas: Ich habe mich an der Pädagogischen Hochschule in Freiburg angemeldet und dort mein erstes Staatsexamen gemacht. Das war zu dieser Zeit ziemlich hart, denn damals gab es Studiengebühren, die man bezahlen musste. Nach dem Studium beginnt in der Regel das Referendariat (der Vorbereitungsdienst), der zweite Teil der Lehrerausbildung. Doch auch hier bin ich nicht den klassischen Weg gegangen. Ich habe mich erst einmal auf eine Stelle als Assistenzlehrerin auf Guadeloupe beworben. Ich wollte wieder reisen. Es wurde zwar nicht Guadeloupe, dafür durfte ich nach La Réunion, eine französische Insel im Indischen Ozean. Dort bin ich eineinhalb Jahre geblieben, habe Madagaskar, Mayotte und Kenia bereist. Zurück in Freiburg habe ich mich für den Vorbereitungsdienst gezielt an einer Schule in der Nähe von Freiburg beworben. Im Februar habe ich mein Referendariat in Ehrenstetten angetreten. Während des Vorbereitungsdienstes bekam ich meine Tochter Mila, sodass ich mein Referendariat und das zweite Staatsexamen erst später beenden konnte. Aus dem ersten und zweiten Staatsexamen errechnet das Regierungspräsidium eine Leistungszahl, ähnlich wie eine Note. Je besser die Leistungszahl, desto höher ist die Chance, eine Stelle als Lehrerin zu bekommen. Manche Lehrerstellen werden einem zugeteilt, auf andere kann man sich ganz gezielt bewerben. Ich habe mich in Hausen an der Grundschule beworben und die Stelle bekommen.
Zisch: Was machen Sie bei der Arbeit?
Suhas: Viel, sehr viel. Unterricht vorbereiten, ihn halten und nachbereiten, Eltern- und Schülergespräche führen, korrigieren, beraten, trösten, zuhören, informieren, erziehen, Schülerinnen und Schüler beurteilen, Beurteilungen dokumentieren, Zeugnisse anfertigen und schriftliche Beurteilungen schreiben. Diagnoseverfahren durchführen, Klassenbücher führen, Klassenzimmer herrichten, Lernmaterialien erstellen, Schulalltag organisieren, Konferenzen abhalten, mit dem Kollegium das Schulleben gestalten, Klassenfahrten und andere Klassenausflüge organisieren, Projekte initiieren und umsetzen, Elternabende vorbereiten und abhalten. Fortbildungen besuchen, sich selbst und die Arbeit reflektieren, die Digitalisierung voranbringen, die Kommunikationsapp verwalten, Schulbücher und Schulmaterial bestellen, Kolleginnen vertreten, Klassen mitversorgen, sich informieren, Corona-Regeln lesen und durchsetzen, Corona-Tests verteilen und dokumentieren und lüften. Mit außerschulischen Institutionen, zum Beispiel dem Schulamt, Schulträger, Vereinen, kooperieren, E-Mails schreiben, Vorschriften lesen und befolgen, überhaupt sehr viel lesen und mit der Schulleitung kooperieren. Beamer- und PC-Probleme lösen, Schülerzugänge für Anton, Antolin einrichten, Schulanrufbeantworter abhören, Schulbriefkasten leeren, Schulräume aufräumen und Schulflure und Fenster dekorieren. Telefonieren, kopieren, drucken, heften, laminieren, beaufsichtigen, lachen und vieles mehr.
Zisch: Was macht Ihnen in der Schule Spaß?
Suhas: Ich arbeite unglaublich gerne mit Kindern. Ihr inspiriert mich, denn ihr habt unglaublich tolle Ideen. Außerdem lerne ich ständig Neues, bei der Vorbereitung und im Gespräch mit euch. Besonders Spaß macht es mir, Kunst zu unterrichten. Seit einiger Zeit unterrichte ich auch Mathe, was ich als Schülerin selten verstanden habe. Jetzt, wo ich es selbst unterrichte, habe ich große Freude daran.
Zisch: Wie lange unterrichten Sie schon?
Suhas: Ich unterrichte jetzt im siebten Schuljahr. Wenn man das Referendariat und die Zeit als Assistenzlehrerin dazuzählt, dann sind es noch zweieinhalb Jahre mehr.
Zisch: Wer ist Ihr Lieblingsschüler?
Suhas: Ich mag all meine Schülerinnen und Schüler.
Zisch: Möchten Sie noch etwas sagen?
Suhas: Ich wünsche mir, dass Lehrerinnen und Lehrer mehr Wertschätzung und Anerkennung erfahren. Ich würde mir wünschen, dass die Politik, die Schulämter und die Eltern unsere Arbeit mehr unterstützen, indem sie uns den Rücken stärken und uns Vertrauen schenken.
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