Wo deutsche Justiz auf afrikanische Wirklichkeit trifft: In Hamburg stehen zehn Piraten vor Gericht, Männer aus einer verlorenen Welt.
Abdul Khalief D. sagt nichts. Er kann nicht mehr, er will nicht mehr. Er ist 28, schmal, er trägt einen dunkelbraunen Rollkragenpulli, hält beide Hände über dem Kopf und hockt zusammengesunken auf der Anklagebank vorne rechts im Saal 337 des Hamburger Landgerichts. Abdul Khalief lässt alles geschehen. Es ist zu viel geworden.
Andreas Thiel, sein Rechtsanwalt, liest gerade eine Erklärung vor. Sie ist 15 Seiten lang. Es ist die Geschichte, wie aus dem bettelarmen Abdul Khalief ein Pirat wurde, die Geschichte einer Tragödie. Sie geht kurz gefasst so: Abdul Khalief kann ein bisschen Englisch, schlechte Männer haben ihm Geld geliehen, 200 US-Dollar, mit dem er seine Familie ernährt. Jetzt wollen sie das Geld zurück, er hat es nicht, er muss es abarbeiten. Seine Geschichte endet mit den Sätzen: "Wir fuhren zu einer Hafenstadt, und sie sagten, meine Arbeit sei, für sie auf dem ...