Gut zu wissen - Vergiftungen bei Kindern
In den falschen Hals bekommen
wege
Mi, 26. Januar 2011, 00:00 Uhr
Gesundheit & Ernährung
So wichtig kindliche Neugier ist, um Lebenserfahrung zu sammeln, so gefährlich kann sie auch sein. Daher sind Vergiftungen im Kleinkindalter auch keine Seltenheit.
Jährliche nutzen im Ländle inzwischen mehr als 22 000 Menschen das Angebot. "Es ist so, dass wir in den meisten Fällen Entwarnung geben können", sagt Hermanns-Clausen. Und sie kann dies auch statistisch untermauern. Die Anrufer werden anonymisiert erfasst und ausgewertet. Und dienen damit auch der Forschung und Entwicklung. Verpackungen mit Kinderschutz wurden unter anderem in Zusammenarbeit mit der VIZ entwickelt. "Ungefähr zwei Drittel der Anrufe betreffen Unfälle mit Kindern", sagt die Expertin. Und davon sind 84 Prozent unter vier Jahre alt. Vor allem die Jungen sind betroffen. "Die sind wohl experimentierfreudiger als Mädchen", so Hermanns-Clausen. Da die meisten Eltern in großer Sorge um ihre Kinder anrufen, sind sie am Telefon aufgewühlt, häufig sogar panisch. Doch mit Tipps und Zureden können die VIZ-Mitarbeiter die meisten Anrufer beruhigen.
Was kann getan werden, um im Ernstfall den Mitarbeitern der VIZ bei der Diagnose zu helfen? "Man sollte den Behälter mit der möglicherweise giftigen Substanz bereithalten", empfiehlt die Leiterin. Denn am Anfang jeden Telefonats müssen die Mitarbeiter herausfinden, ob eine Gefahr besteht und die mögliche Vergiftung bedrohlich ist. Die häufigsten Fälle sind die Einnahmen von Haushaltschemikalien, Arzneien und Pflanzen. Aber auch Drogen oder Schlangenbisse gehören dazu; wie auch eine Fehleinschätzung der Giftigkeit bei einem Hobby: dem Pilzesammeln. Übrigens: Die schlimmsten Fälle kommen nicht von privater Seite, sondern von Ärzten, die aufgrund Vergiftungen ihrer Patienten anrufen. Die ganze Palette an Emotionen ist bei dieser Arbeit gegeben. Für Hermanns-Clausen und ihre Mitarbeiter steht die Hilfe an erster Stelle. Und wer sich sorgen um seinen Wuffi macht: Auch Tieren wird geholfen.
Gift verdünnen und binden
Erstmaßnahmen sind anhängig vom Gift und sollten nur in Absprache mit der Giftnotrufzentrale durchgeführt werden. Bei der
• Giftaufnahme durch den Mund sollte Wasser, Saft oder Tee gereicht werden, um das Gift zu verdünnen. Zudem sollte die Giftsubstanz durch Aktivkohle gebunden werden, bei schäumenden Substanzen ein flüssiges Entschäumungsmittel gereicht werden.
• Giftaufnahme über die Haut das Giftopfer vollständig entkleiden und die betroffenen Hautstellen mit reichlich Wasser reinigen. Wichtig ist es, dabei selbst Handschuhe zu tragen.
• Giftaufnahme über die Atemwege gilt es zunächst, das Opfer an die frische Luft bringen. Darüber hinaus sollten Türen und Fenster geöffnet werden, damit die giftige Substanz im Zimmer verfliegt.
Aufmerksam bleiben
Wenn Kinder auf Entdeckungstouren durchs Haus oder den Garten gehen, stoßen sie unweigerlich auf Produkte, die zu Vergiftungen führen können. Alle Gefahrenquellen auszuschalten ist fast unmöglich. Daher gilt es, aufmerksam zu sein. Allgemeine Vergiftungserscheinungen sind
• Übelkeit, Erbrechen und
Durchfall
• Bauch- oder Kopfschmerzen,
Schwindel
• Erregungszustände, Halluzi-
nationen, Verwirrtheit
• beschleunigter oder verlang-
samter Puls
• Blässe, gerötete Haut,
Hitzegefühl
• Schock
• Bewusstseinstrübung bis
Bewusstlosigkeit
• Atemnot, Atemstillstand,
Herz- und Kreislaufstillstand
Immer mit der Ruhe
Erste Regel ist: Ruhe bewahren, nicht in Panik ausbrechen. Zunächst den Notarzt anrufen und dann Rat bei der Giftnotrufzentrale einholen. Vor allem rät diese, kein Salzwasser oder Milch zu geben und kein Erbrechen auszulösen. Wichtig ist es, sämtliche Schachteln, Laschen oder Packungen, die in der Nähe eines Vergiftungsopfers lagen, einzusammeln, um Rückschlüsse auf das geschluckte Präparat ziehen zu können.
Hilfe : Einen kostenfreien Notfall- und Informationsservice bietet rund um die Uhr die Vergiftungs-Informations-Zentrale an. Erreichbar ist sie unter Tel. 0761/19240.
Infos im Internet unter http://www.uniklinik-freiburg.de/giftberatung/
live/index.html
Infos im Internet unter http://www.uniklinik-freiburg.de/giftberatung/
live/index.html
Erbrochenes nicht einatmen lassen
Erbricht das Kind, muss es so gehalten werden, dass es das Erbrochene nicht einatmet. Beim liegenden Kind den Kopf zur Seite wenden und ein Gefäß unter den Mund halten. Beim sitzenden Kind wird der Kopf nach vorne gebeugt, die Stirn mit der Hand gestützt und ebenfalls ein Gefäß unter den Mund gehalten. Zur Erstbehandlung sollte in der Hausapotheke ein Entschäumungsmittel sowie Aktivkohle vorhanden sein. Die Dosierung sollte in der Vergiftungs-Informations-Zentrale erfragt werden.