Eröffnung vor einem Jahr
Kinderklinik war ruckzuck rappelvoll
Rund 50.000 ambulante und 8300 stationäre Patientinnen und Patienten: Vor einem Jahr wurde die neue Freiburger Kinder- und Jugendklinik bezogen. Der Zustrom zeigt: Sie wird sehr gut angenommen.
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Vor einem Jahr wurde das neue, 197 Millionen Euro teure und 13.400 Quadratmeter große Klinikgebäude mit 154 Betten an der Breisacher Straße eingeweiht. "Der Umzug bei laufendem Betrieb war eine Operation am offenen Herzen", sagt Feuchtinger rückblickend. Da das neue Gebäude größer ist als das alte an der Heiliggeiststraße, "glaubten wir alle, künftig ganz viel Platz zu haben". Doch mit der neuen Klinik seien auch viele zusätzliche Patienten gekommen: "Die Reserven waren rasch aufgebraucht, im Winter waren wir rappelvoll." In den vergangenen zwölf Monaten sind Feuchtinger zufolge 50.000 Patientinnen und Patienten ambulant sowie 8300 stationär in der KJK behandelt worden. Bei Letzteren liege die durchschnittliche Aufenthaltsdauer bei fünf Tagen, die häufigsten Diagnosen: schwere Atemwegs- und Magen-Darm-Infekte, Mittelohrentzündungen und (Verdacht auf) Gehirnerschütterungen.
Die neue Klinik erweise sich als Magnet: "Familien gehen offenbar gerne hierher, wenn sie Hilfe brauchen." Der 52-Jährige wertet es als gutes Zeichen, dass die Bevölkerung die KJK so "stark an- und positiv aufnimmt". Die Klinik hat, wie Feuchtinger erklärt, drei Aufträge: einen generellen Versorgungsauftrag für die Kinder aus Freiburg sowie den Landkreisen Breisgau-Hochschwarzwald und Emmendingen, als hochspezialisiertes universitäres Zentrum für den badischen Raum von Offenburg bis Konstanz sowie bei bestimmten Erkrankungen als klinisches und wissenschaftliches Referenzzentrum, in dem für schwerstkranke Kinder aus ganz Deutschland und teilweise sogar dem Ausland Diagnostik und Therapie vorgehalten und weiterentwickelt wird.
Selbst wenn die Klinik im Winter voll ist, "weisen wir niemanden ab", sagt Feuchtinger. In Zweifel verlege man Patienten, die keine hochspezialisierte Betreuung (mehr) brauchten, zurück in eine heimatnahe Klinik. Problematisch findet er, dass wegen des Mangels in der Notfallversorgung im ambulanten Bereich die Universitätsklinik als letzte Anlaufstelle strukturelle Schwierigkeiten in der Versorgung ausgleichen müsse. "Das ist keine Kritik an den niedergelassenen Kinderärzten, sondern daran, dass es zu wenige gibt und ein Aufruf, dass die Notfallversorgung reformiert werden muss."
Während im Winter die volle Belegung herausfordernd war, machte im Sommer an heißen Tagen die ungenügende Raumkühlung den Mitarbeitenden zu schaffen. "Da gibt es noch Nachbesserungsbedarf", sagt Feuchtinger. Ansonsten gebe es keine größeren Mängel, die im ersten Jahr aufgefallen seien.
Dass der Übergang so reibungslos funktionierte, schreibt er den vielen Menschen zu, die in die Planung und Konzeption eingebunden waren, sich Gedanken über die Gestaltung gemacht haben. An erster Stelle war das Charlotte Niemeyer. "Wann immer ich die neue Kinderklinik betrete, empfinde ich Dankbarkeit, dass die Freiburger es geschafft haben, eine Kinderklinik zu bauen, in der man schon beim Betreten aufatmen kann und sich aufgehoben fühlt", sagt die frühere Ärztliche Direktorin, die den Neubau initiiert, vorangetrieben und mitgeholfen hat, sechs Millionen Euro Spenden zu generieren. Was Feuchtinger hervorhebt: "Hier ist ganz anderes, kindgerechteres Arbeiten möglich." Für die Familien sieht er unter anderem den Vorteil, dass sie "dank des offenen Raumkonzepts der Stationen und Ambulanzen nicht in einem dunklen Gang vor verschlossenen Türen stehen, sondern gleich sehen, wer da und ansprechbar ist".
Das Krankenhaus sorgt für Aufmerksamkeit: "Es waren schon viele Kommissionen mit großer Entourage hier und wir machen auch für internationale Gäste häufig Führungen." Sie interessierten sich nicht nur für die Gebäudehülle, sondern "das Konzept, das die Perspektive der Patientinnen überall in den Vordergrund stellt". Und: "Man könnte teurere Fußböden verlegen oder luxuriösere Möbel kaufen, aber die Kinderperspektive konsequent als oberste Gestaltungsmaxime anzuwenden, das ist wirklich innovativ – und etwas ganz Besonderes." Feuchtinger bezeichnet die neue KJK als großes Geschenk Trotzdem mahnt er an, der Kindermedizin besondere Aufmerksamkeit im Gesundheitssystem zu schenken. "Wirtschaftliche Entwicklungen dürfen bei Kindern und Jugendlichen, die besonders geschützt werden müssen, nicht die oberste Maxime sein."