Unternehmer
Klaus Fischer, der "Dübelkönig" aus dem Nordschwarzwald, wird 75 – und will nun kürzertreten
Wer baut, kommt um Dübel von Fischer kaum herum. Groß gemacht hat den Konzern Klaus Fischer, der dieses Jahr gleich mehrere Gründe zum Feiern hat.
dpa
Di, 12. Aug 2025, 20:00 Uhr
Wirtschaft
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen

Diesmal meint der "Dübelkönig" es ernst: Klaus Fischer will kürzertreten, raus in die Natur, mit seinem Jagdhund in den Wald, Urlaub machen. "Auch mal 14 Tage gar nichts tun", sagt er kurz vor seinem 75. Geburtstag am 17. August. "Es gibt auch noch andere Dinge im Leben, als nur in der Firma zu sein." Zu dieser Erkenntnis zu kommen, das sei ein Prozess gewesen.
Die Geschäftsführung sei sehr gut aufgestellt für die Zukunft. Und sie habe sein Vertrauen. Mit dem Vorsitzenden Alexander Bässler tausche er sich regelmäßig aus. "Aber ich muss sagen, ich brauche eigentlich nicht mehr alles wissen." Das war nicht immer die Einstellung des Ingenieurs. Die Staffelübergabe an einen seiner beiden Söhne vor mehr als zehn Jahren scheiterte. Man hatte sich nicht über die Ausrichtung der Geschäftspolitik einigen können. Auch andere Geschäftsführer kamen – und gingen wieder.
Klaus Fischer selbst ist vor 50 Jahren als 25-Jähriger in das von Vater Artur gegründete Unternehmen in Waldachtal im Nordschwarzwald eingetreten. Fünf Jahre später übernahm er das Ruder bei den Fischerwerken. Als Erstes habe er ein Jahr Kurzarbeit in der Sparte Fischertechnik eingeführt, erinnert sich Fischer. Der Bereich habe stabilisiert werden müssen.
"Die großen Märkte sind außerhalb von Europa."Klaus Fischer
Es folgten Jahrzehnte des Aufschwungs und der Expansion. Heute vertreibt Fischer Produkte in rund 120 Länder, hat 50 Gesellschaften unter anderem in den USA, Indien und China. In Saudi-Arabien soll eine Neue hinzukommen, kündigt der Inhaber an. "Die großen Märkte sind außerhalb von Europa." Rund 4700 Beschäftigte weltweit erwirtschafteten vergangenes Jahr einen Umsatz von 1,11 Milliarden Euro, das Gros außerhalb von Deutschland. Mit über 80 Prozent tragen Befestigungssysteme den größten Anteil zum Umsatz bei.
Das sind heute längst nicht mehr nur Dübel. Zunehmend spielen Künstliche Intelligenz und Digitalisierung eine Rolle, Unterlegscheiben mit Sensoren etwa ermöglichen Bauwerk-Überwachung. Mit neuen Formen des Bauens, mehr Fertigbau und härterem Beton wird sich viel tun, ist Fischer überzeugt.
Mitarbeitende sollen sich einbringen. Sie wüssten am besten, was nicht funktioniert. Er sieht sie als Mannschaft, will die Begabungen der Menschen nutzen. "Ganz wichtig ist, dass neue Ideen zugelassen und umgesetzt werden. Dass man nicht lange darüber diskutiert." Mehr über Chancen nachdenken, weniger über Risiken – das ist sein Motto.
Ein Fest – als Dank für die Mitarbeitenden
Und er setzt auf die japanische Arbeitsphilosophie Kaizen, bei der es um kontinuierliche Verbesserung geht. Als Fischer diese vor Jahren in Waldachtal etabliert habe, sei das einigen schon komisch vorgekommen, erinnert sich Susanne Schmid-Häcker, Betriebsratsvorsitzende für den Standort Tumlingen. "Aber es hat dadurch sehr viele Verbesserungen gegeben." Das Unternehmen sei schlanker, effizienter und schneller geworden.
Fischer will weder den 75. noch sein 50-jähriges Firmenjubiläum groß feiern. Stattdessen sei im September ein "Wasen-Fest" geplant – als Dank für die Mitarbeitenden.
Auch in Südbaden ist die Fischer-Gruppe tätig. In Denzlingen werden bauchemische Produkte entwickelt und produziert. Dort gibt es 170 Arbeitsplätze. In Freiburg werden Stahlanker gefertigt. Das Werk zählt 160 Arbeitsplätze.
bkr