Landwirtschaft soll eine Zukunft haben
Wie innovative und am Tierwohl orientierte Landwirtschaft geht, erkundeten Regierungspräsident Carsten Gabbert und BLHV-Präsident Bernhard Bolkart. Sie besuchen zwei Bernauer Höfe.
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Doch jetzt plagen den Landwirt Sorgen. Bei seinem Bauvorhaben geht es um eine Verlängerung des Stalls und des Mistlagers um gerade mal fünf Meter. Vom Landratsamt sei er nun aufgefordert worden, ein Gutachten von einem Gutachterbüro erstellen zu lassen, mit dem geprüft werden soll, ob sich die Erweiterung mit dem Naturschutz vereinbaren lässt. "Wenn du das durchziehen willst, brauchst du Nerven", sagt er. Ist das zu viel der Bürokratie für einen Berufsstand, der für den ökologisch und touristisch so wichtigen Erhalt der einst durch Beweidung entstandenen Kulturlandschaft sorgt? Vertreter der Behörden weisen darauf hin, dass es eine gewisse Prüfungspflicht brauche, wenn Fördergelder fließen. Johannes Wasmers Stall ist von Grünland umgeben, von hier aus hat man einen weiten, freien Blick aufs Tal. "Wenn der Stall nicht wäre, würde das hier alles zuwachsen", gibt BLHV-Präsident Bernhard Bolkart zu bedenken.
Voraussetzung, dass Landwirte von ihrer Arbeit leben können, ist eine funktionierende Vermarktungskette. Die sei im Schwarzwald gegeben durch die Erzeugergemeinschaft Schwarzwald Bio Weiderind und die Vermarktung durch eine Handelskette, insbesondere durch die Schmidts-Märkte. Wie Bernhard Bolkart berichtet, hatten beide zusammen der Erzeugergemeinschaft im Jahr 2005 garantiert, jährlich 1000 Tiere abzunehmen. Inzwischen seien es jährlich gegen 2000 Rinder.
Wie Jürgen Mäder, Edeka-Vorstand Südwest im Bereich regionale Erzeugung, berichtet, habe sich die Nachfrage nach Bio-Weiderind trotz globaler Krisen gut entwickelt. Dabei spiele wohl auch das durch die Haltung garantierte Tierwohl eine Rolle: "Unsere Kunden spüren die ganze Geschichte, die hinter diesem Fleisch steht", sagt er.
Probleme in der Vermarktungskette bereitet laut Bernhard Bolkart die stetig sinkende Zahl regionaler Schlachthöfe. Im Landkreis Waldshut gebe es nur einen großen Schlachthof. Dies liege an den ständig gestiegenen Auflagen, in erster Linie durch EU-Verordnungen, die immer neue Investitionen erfordern würden und den Schlachtbetrieb unrentabler machen. Die Folge seien Betriebsaufgaben. Ein weiteres Problem sei, dass es immer weniger Großtierärzte gebe, die die Schlachtungen überwachen und an den Höfen für die medizinische Versorgung der Tiere sorgen.
Markus Kaisers Goldbachhof, die zweite Besuchsstation, ist einer der wenigen landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetriebe, die es im Schwarzwald noch gibt. Kaiser bewirtschaftet 300 Hektar Grünland, die Hälfte davon im Landschaftspflegeprogramm des Landes. Als Nebenprodukt der Offenhaltung verwertet er pro Jahr rund 50.000 Kubikmeter Holzhackschnitzel in der eigenen Fernwärmeanlage. Das Fleisch seiner 280 Rinder vermarktet auch Kaiser über die Schwarzwald Bio-Weiderind-Initiative, die er mitgegründet hat und deren Vorsitzender er ist. Auch bei ihm arbeite die ganze Familie im Betrieb mit.
Über seinen Bernau-Besuch zieht Regierungspräsident Gabbert ein positives Fazit: "Die beiden Betriebe, die wir heute besucht haben, leisten Pionierarbeit, indem sie mit Mut und Ideenreichtum neue Wege bei der Tierhaltung und bei der Vermarktung ihrer Produkte eingeschlagen haben." Bernhard Bolkart betonte, dass der Besuch in Bernau gezeigt habe, wie wichtig eine verlässliche Förderung und gesellschaftliche Anerkennung für die Zukunft der Landwirtschaft im Schwarzwald sei.