Leserbrief: Berichterstattung lebt von Kommunikation

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DEMONSTRATION
Eine Demonstrationsrednerin schreibt zum Artikel "Rund 150 Teilnehmer bei Pro-Palästina-Demo" in Offenburg (BZ vom 13. Mai).
Mir ist beim Lesen des Artikels die mehrfache Frage nach Belegen und Ausführungen aufgefallen und darauf möchte ich gerne antworten.

Ich sehe den Charakter einer Demonstration darin, dass komplexe Tatsachen auf kurze, prägnante Phrasen konzentriert werden, die das Wesentliche beinhalten. Diese Phrasen lassen das Publikum innehalten, zuhören, stoppen und regen bestenfalls einen Rechercheprozess an, um die eigene Meinung herauszubilden. Ich sehe hierin das Anliegen einer Demonstration: Die Anregung zur Auseinandersetzung mit dem Thema. Dass man im Kontext einer Demonstration aufgrund der Fülle der Informationen nicht alle Erklärungen direkt mitliefern kann, sehe ich als kein Defizit, sondern dieser Protestform inhärent.

Zur Auseinandersetzung mit den skandierten Aussagen gehört es auch, uns gegebenenfalls gemeinsam zu korrigieren. Wie durch den Artikel geschehen. Ob aber die verringerten und ja, von deutschen Steuergeldern befreiten, Waffenexporte ein ausreichendes Signal für Israels Regierung sind, mag im Angesicht der sich zuspitzenden humanitären Katastrophe, jede und jeder selbst beurteilen. Denn darum geht es: In einen Diskurs und zur Wahrheit zu kommen.

Ich möchte auf diesem Weg auf die im Artikel als pauschal bezeichnete Kritik an den Medien eingehen. Dieser Punkt war auch Inhalt meiner Rede.

Was ich meine, wenn ich die deutsche Berichterstattung kritisiere, ist zum Beispiel das journalistische Grundprinzip der plausiblen Ausgewogenheit, welche in diesem Krieg leidet. Das stellte Fabian Goldmann aktuell in dem Artikel "Israel spricht, Palästinenser dürfen schweigen: Wie die Tagesschau den Gaza-Krieg erzählt" in der Wochenzeitung Der Freitag heraus. Die Recherche am Beispiel des reichweitenstärksten Mediums Die Tagesschau stellt der Repräsentation von 136 Auftritten israelischer Militärs und Politiker gerade einmal vier Auftritte palästinensischer Politiker in der hiesigen Nahost-Berichterstattung der ARD-Hauptnachrichten gegenüber. Unabhängige Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen, die von vor Ort berichten können, bleiben verhältnismäßig unsichtbar. "Palästinenser in der Rolle von Experten, die sich etwa als Völkerrechtlerinnen oder Politikwissenschaftler mit dem Thema beschäftigen, kamen nicht vor."

Wird die deutsche Berichterstattung so wirklich ihrer Sorgfaltspflicht gerecht? Die Artikel um Fabian Goldmanns Recherche sind definitiv lesenswert. Ich setze meinem Leserbrief trotz viel Ungesagtem hier einen Abschluss.

Eine gute Berichterstattung lebt von Kommunikation. In diesem Sinne kann ich von den Organisatorinnen und Organisatoren nach interner Reflexion weitergeben: Bei nächster Gelegenheit ist ein Austausch mit der Presse gerne gewünscht – der Perspektivenvielfalt und der drängenden Menschenrechtsverletzungen wegen.Jasmin Wagner, Offenburg
Schlagworte: Jasmin Wagner, Fabian Goldmanns, Fabian Goldmann
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