"Man ist die ganze Woche unterwegs"

ZISCH-INTERVIEW mit dem Lastwagen-Fahrer Roland Grundmann über seine Zeit auf der Straße und warum er seinen Beruf liebt.  

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Lkw-Fahrer Roland Grundmann mit seinem Lastwagen.  | Foto: Ronja Grundmann
Lkw-Fahrer Roland Grundmann mit seinem Lastwagen. Foto: Ronja Grundmann

Lkw fahren sei spannend, aber anstrengend, sagt Roland Grundmann, der seit mehr als 20 Jahren auf den europäischen Straßen unterwegs ist. Zisch-Reporter Mian Grundmann hat seinen Großvater zu seinem langjährigen Berufsleben in einem Interview befragt.

Zisch: Sie sind Lkw-Fahrer. Wie lange üben Sie den Beruf bereits aus?
Grundmann: Schon 23 Jahre. Aber den Lkw-Führerschein habe ich bereits seit fast 50 Jahren.
Zisch: Wie sind Sie auf den Beruf gekommen?
Grundmann: Das ist eine schwere Frage. In meinem ursprünglichen Beruf als Flugzeugingenieur, den ich studiert habe, hatte ich hier in der Region irgendwann keine Chance mehr, wieder einen Job zu bekommen. Da es in Basel am Flughafen damals eine große Kündigungswelle gab und viele Mitarbeiter entlassen wurden. Dann habe ich mir etwas Neues gesucht, ich musste ja Geld verdienen. Da bin ich dann erst mal drei Jahre jede Nacht Taxi gefahren. Dann hat mir mein ehemaliger Schwiegersohn den Job als Lkw-Fahrer beschafft. Da bin ich zur Spedition hingefahren, habe mich vorgestellt und habe gesagt: "Hier, ich habe einen Lkw-Führerschein, braucht ihr jemanden, der Lkw fährt?" Die Spedition hat sich gefreut, es gab damals schon und gibt auch heute noch zu wenige Lkw-Fahrer, und ich wurde eingestellt.
Zisch: Warum gibt es zu wenige Lkw-Fahrer?
Grundmann: Weil das ein sehr anstrengender Beruf ist. Man ist die ganze Woche über unterwegs und hat tagsüber sehr lange Arbeitszeiten von bis zu 15 Stunden. Und wir sind dann im Lkw, auch wenn Feierabend ist. Der Lkw ist unser Arbeitsplatz, die Küche, das Schlafzimmer, unser Wohnzimmer und unser Fernsehzimmer.
Zisch: Haben Sie einen Fernseher im Lkw?
Grundmann: Ja, ich habe einen Fernseher, DVD-Player, eine Heizung, Klimaanlage, einen Kühlschrank, eine Küche, einen Herd und ein Bett im Fahrzeug. Alles wie zu Hause, nur ganz klein im Lkw-Führerhaus.
Zisch: Was macht Ihnen an dem Beruf besonders Spaß?
Grundmann: Oh, die Antwort ist wahrscheinlich nicht typisch: das Alleinsein und die Ruhe. Das Telefon ist aus, kein Chef in der Nähe. Ich kann selber über meinen Tag bestimmen. Wo ich meine Pause machen will, wo ich anhalten und schlafen will, wo und was ich essen will. Mein Chef sagt nur, wo und bei welchem Kunden ich ausladen muss und wann ich ungefähr da sein muss. Allerdings sind die Routen vorgegeben, die ich fahren muss. Die Strecken werden mir von meinem Chef in den Lkw auf den Computer geschickt. Und was mir auch gefällt ist, dass ich jeden Tag in einem anderen Land bin und dort schlafe. Das ist ein bisschen wie Camping.
Zisch: In welchen Ländern waren Sie denn schon mit dem Lkw unterwegs?
Grundmann: Frag mich mal lieber in welchen Ländern ich noch nicht war, da ist die Liste kürzer. Aber wenn du es genau wissen willst, dann zähle ich das gerne auf. Ich war in Spanien, Frankreich, den Benelux-Ländern, Dänemark, Deutschland, Ungarn, Slowakei, Tschechien, Schweiz, Lichtenstein, Italien, Österreich und Griechenland.
Zisch: Was gefällt Ihnen nicht an dem Job?
Grundmann: Dass ich jeden Tag das große Silo, das ist der Tank hinten an meinem Lkw, putzen muss. Ich transportiere nur lose Produkte, die man über lange Schläuche mit Luft rauspusten kann. Das sind zum Beispiel: Mehl, Getreide, Sand oder Maiskörner. Jedes Mal kommt ein anderes Produkt in das Silo und die Produkte dürfen nicht vermischt werden. Deshalb muss man das Silo gut ausspülen, putzen und trocknen. Dafür muss man ins Silo reinkrabbeln. Das ist wirklich schwere Arbeit. Das Silo zu säubern dauert jedes Mal etwa zwei Stunden.
Zisch: Wann sind Sie mit dem Lastwagen zu Hause?
Grundmann: Manchmal komme ich Freitagabend nach Hause, manchmal aber auch erst Samstagfrüh. Montagfrüh muss ich meistens schon wieder ganz früh einladen.
Zisch: Was machen Sie noch gerne außer Lastwagen fahren?
Grundmann: Ich koche gerne und genieße es anschließend, das Gekochte zu essen. Und ich sehe gerne Fernsehen, vor allem Reportagen, Tierfilme und politische Sendungen.



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