Erfahrungsbericht

Mein Freund, seine Zwangsstörung und ich

BZ-Abo Waschen, desinfizieren, ordnen: Unsere Autorin lebt in einer Dreierbeziehung mit ihrem Freund und dessen Krankheit – einer Zwangsstörung.  

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Normales Händewaschen mit Seife reicht...ee“ in Dantes Kopf fordert mehr.  | Foto: Derek Fu (Adobe Stock)
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Normales Händewaschen mit Seife reicht nicht: Das „Zwangshandlungskomitee“ in Dantes Kopf fordert mehr. Foto: Derek Fu (Adobe Stock)
Dante mag: sterile Orte. Dante mag nicht: mich küssen, wenn ich aus der Bahn komme. Dante mag: Symmetrie. Reihen, die in sich aufgehen: ABBA BAAB BAAB ABBA. Dante mag nicht: Menschen mit langen Fingernägeln.
Dantes Schreibtisch aus hellem Holz und der Computer sind sein heiliger Schrein. Sie sind dem höchsten Gebot der Reinheit unterworfen. Über die Tischoberfläche krabbeln auf weißem Papier wie Ameisenkolonien mathematische Formeln. Vor meiner Ankunft in der Wohnung hat Dante in der Tischmitte ein Handtuch zusammengerollt, wie in der Grundschule, als wir Federmäppchen aufstellten, um uns vom Tischnachbarn abzugrenzen. Links darf ich alles berühren, rechts nicht einmal hinschielen. Sobald ich abgereist bin, wird er die linke Tischhälfte mit Sagrotan schrubben. Das sagt er mir nicht, aber ich weiß es.
Ich lebe in einer Beziehung mit einem Menschen, der einen Reinigungszwang hat. Ich liebe ihn, und ich möchte mit ihm zusammenbleiben, vielleicht für immer. Aber ihn zu lieben bedeutet, mich mit einer Krankheit arrangieren zu müssen, die sein und dadurch auch mein Leben beherrscht.
Dante ist ein warmherziger und lustiger Typ mit langen kastanienbraunen Zotteln und unterschiedlichen Socken, immer eine weiß und eine schwarz. Wenn er Englisch spricht, klingt er wie der italienische Schauspieler Roberto Benigni. Vor seinen Freunden und Kollegen gelingt es ihm, ...

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