Jugend und Beruf

Panik vor dem Halbjahreszeugnis

Verlagsthema Wenn Halbjahreszeugnisse anstehen, ist das für manche Schüler mit großer Angst vor schlechten Noten verbunden. Ist eine Sechs wirklich so schlimm? Und wie können Eltern helfen?  

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Wenn das Lernen als erdrückende Last e...ellstens Alternativen gefunden werden.  | Foto: (Stock.adobe.com)
Wenn das Lernen als erdrückende Last empfunden wird, müssen schnellstens Alternativen gefunden werden. Foto: (Stock.adobe.com)
Leistungsdruck bei Schülern? "Das sollte überhaupt gar nicht so sein", sagt Elisabeth Raffauf, Diplom-Psychologin und Autorin aus Köln. Für Jugendliche gebe es nämlich einen Zeitpunkt, der noch viel bedeutsamer ist, als das "Später". Es ist das "Hier und Jetzt".

Und auch wenn im "Hier und Jetzt" eine schlechte Note im Zeugnis steht, ist das für Ingo Spitczok von Brisinski, Kinder- und Jugendpsychiater aus Viersen, kein Beinbruch. Klar sei aber auch: Besonders dann, wenn sich Jugendliche mit dem Zeugnis auf einen Ausbildungs- oder Studienplatz bewerben wollen, wünschen sich viele Lehrer und auch Eltern, dass ihre Sprösslinge gute Noten schreiben.

Das passiert manchmal auch unterbewusst, sagt Christian Ehmann, Leiter einer Klinikschule in Baden-Württemberg und Mitbegründer von "lehrerschueler.de", dessen Portal Beratungen bei Schulproblemen sowie bei Problemen im Lehrerberuf vermittelt. Eltern täten das oft, weil sie wollen, dass aus dem Kind oder Jugendlichen etwas wird. Mindestens das Gleiche, was aus ihnen geworden ist. Besser wäre aber, wenn sie noch erfolgreicher oder angesehener werden.

Auch wenn von vielen Lehrern, Eltern, Schülerinnen und Schülern selbst ausgeht, dass das Zeugnis nur gute Noten zieren dürfe, sind diese nicht unmittelbar entscheidend für ein Studium oder eine bestimmte Ausbildung. "Viele Wege führen nach Rom", sagt Spitczok von Brisinski und beruhigt: "Mit schlechten Noten ist nicht alles verloren." Deshalb sollten die Eltern auch gelassen und ruhig reagieren, wenn ihr Kind mit Versagensängsten oder schlechten Noten aus der Schule nach Hause kommt. Und auch wichtig: "Wenn es deswegen traurig ist, sollte man das Kind erstmal in den Arm nehmen und ihm anbieten, eine Tasse Tee mit ihm zu trinken", schlägt Psychologin Elisabeth Raffauf vor. Dann könne man immer noch gemeinsam schauen, wie es weitergeht.

Vielleicht hat der oder die Jugendliche etwas nicht verstanden. Oder es gibt gerade andere Themen, die sie oder ihn beschäftigen. Das Signal dabei sollte laut Raffauf sein: Es gibt wichtigere Dinge als Schule. "Ist eine Fünf wirklich so schlimm?" Immerhin sind Noten heutzutage, wo es selbst fürs Studieren andere Wege gibt als das Abitur, nicht mehr ganz so essenziell wie früher.

"Viele Eltern haben jedoch ein altes Schema im Kopf", hat Schulleiter Ehmann festgestellt. Auch eine Prüfungsnote habe heutzutage nicht mehr einen so großen Einfluss. Prüfungsängste gibt es aber dennoch.

Kinder- und Jugendpsychiater Spitczok von Brisinski sagt, dass diese oft von diffuser Natur sind, weil die Schüler sich vorstellen, was alles passieren könnte, wenn sie die Prüfung nicht schaffen. "Diese Ängste sind viel unangenehmer als konkrete Sorgen", stellt er fest.

Deswegen sollten Eltern mit ihrem Kind sprechen und fragen, was passiert, wenn es nicht genug gelernt hat und was eine Sechs im Zeugnis bedeuten könnte.

Bei manchen Prüfungsängsten kann allerdings ein Psychologe helfen. Ehmann rät, herauszufinden, was für eine Art von Prüfungsangst das Kind hat. "Da gibt es ganz verschiedene Level", sagt er. Der ganz normale Bammel vor einer Klausur sei dabei vielleicht sogar ganz gut für das Abschneiden des Schülers.

Und dann gebe es noch die Angst, die im schlimmsten Fall zum Versagen in der Prüfung führt. "Da würde ich sagen, dass Eltern hier machtlos sind und besser ein Fachmann, also ein Psychologe, zur Hilfe geholt werden sollte."

Egal, um welche Form von Angst es sich auch handelt, empfiehlt Psychologin Raffauf Eltern, ihren Kindern das Gefühl zu vermitteln, dass sie kein schlechterer Mensch sind, wenn die Noten mal nicht so gut sind. Daher sei es wichtig, dass Eltern sich selbst überprüfen, ob sie nur wollen, dass das Kind gute Noten schreibt, weil sie sich dann selbst besser fühlen.

Es gibt für Rauffauf aber eine noch bessere Denkweise: Auch wenn das Kind mal sitzenbleibt, wird es seinen Weg finden. "Wenn das Kind nicht lernt, Schwierigkeiten zu meistern, dann kann es das später auch nicht. Es muss lernen, wie es damit zurechtkommt, wenn etwas nicht glattläuft", sagt sie.
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