Forst
Schwarzwald: Nicht nur der Klimawandel ist ein Problem für die heimischen Wälder
Auch wenn die regnerischen Sommer dem Wald eine Ruhepause gegeben haben – er ist von vielerlei Seiten unter Druck. Dabei ist ein gesunder Wald heutzutage vielleicht wichtiger denn je.
Di, 9. Sep 2025, 10:00 Uhr
Titisee-Neustadt
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Der Wald steht im Mittelpunkt vielfältiger und teils widersprüchlicher Ansprüche, die von Erholung über Artenschutz bis hin zur Rohstoffgewinnung reichen. Das geht aus einer Mitteilung des Forstbezirks Hochschwarzwald hervor, in der Philipp Weiner, Leiter des Forstbezirks, die aktuellen Herausforderungen und Entwicklungen rund um das Ökosystem Wald schildert.
Laut der Mitteilung des Forstbezirks Hochschwarzwald ist der Wald heute wichtiger denn je – sowohl als Erholungsraum für die Bevölkerung als auch für den Erhalt der Biodiversität und als Lieferant nachwachsender Rohstoffe. Die Ansprüche der Gesellschaft an den Wald hätten sich in den vergangenen Jahren deutlich erhöht, besonders seit der Corona-Pandemie. Die Zahl der Waldbesucherinnen und Waldbesucher habe laut Weiner stark zugenommen, wobei Spaziergängerinnen und Spaziergänger, Radfahrerinnen und Radfahrer, Kletterinnen und Kletterer sowie andere Gruppen unterschiedliche Erwartungen an den Wald haben. Diese unterschiedlichen Nutzungen würden immer wieder zu Zielkonflikten führen, etwa zwischen dem Schutz seltener Arten einerseits und dem Wunsch nach Freizeitaktivitäten abseits der Wege andererseits.
Gerade Kulturfolger sind besonders gefährdet
Auch für den Artenschutz habe der Wald eine zentrale Bedeutung. Weiner wird in der Mitteilung zitiert: "In Baden-Württemberg werden bereits zehn Prozent der Waldfläche im Forstbezirk Hochschwarzwald sich selbst überlassen." Dies schaffe wertvollen Lebensraum für zahlreiche Arten. Allerdings seien derzeit vor allem jene Arten gefährdet, die auf bestimmte Formen der Bewirtschaftung angewiesen sind. Der Förster nennt hier etwa das Auerwild als Kulturfolger früherer Waldbewirtschaftung. Viele lichtliebende Arten verschwinden zudem aus naturnahen, dichten und dunklen Wäldern. Deshalb werden zunehmend gezielte forstliche Maßnahmen wie etwa einzelne Kahlschläge gefordert, um lichtliebende Arten zu fördern.
Darüber hinaus sei der Wald ein unverzichtbarer Rohstofflieferant und spiele eine wichtige Rolle bei der Energiewende. Die aktuelle geopolitische Lage mache die Bedeutung von Holz als nachwachsendem Rohstoff besonders deutlich. Holz ist laut Mitteilung auch für die Energiewende von Bedeutung. Weiner verweist darauf, dass die Holzbranche eine lange Wertschöpfungskette mit erheblicher wirtschaftlicher Bedeutung darstellt. Laut der Mitteilung wurden 2013 in der Holzbranche deutschlandweit 170 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet, mehr als eine Million Menschen seien in dieser Wertschöpfungskette beschäftigt. Es gebe Widerstand gegen die weitere Stilllegung von Waldflächen, da Sägewerke und der ländliche Raum um Versorgung und Arbeitsplätze fürchten.
Die Entwicklung von Mischbeständen ist notwendig, damit die Wälder erhalten bleiben
Der Wald ist jedoch auch stark bedroht, insbesondere durch die Folgen des Klimawandels wie Dürre, Stürme und Schädlinge. Auch wenn die letzten beiden Sommer für den Wald eine Ruhepause gebracht haben, führten die vergangenen Trockensommer laut Weiner zu erheblichen Schäden. Um die Wälder zukunftsfähig zu machen, seien forstliche Maßnahmen und die Entwicklung von Mischbeständen notwendig. Die Försterinnen und Förster stehen vor der Aufgabe, die Veränderungen so zu begleiten, dass alle Funktionen des Waldes erhalten bleiben und künftigen Generationen vielfältige Optionen offenstehen.
Weiner betont abschließend die Bedeutung von Kommunikation und gegenseitigem Verständnis: "Nur wenn alle Ansprüche berücksichtigt und abgewogen werden, kann der Wald seine vielfältigen Funktionen auch in Zukunft erfüllen." Laut der Mitteilung würden die öffentlichen Diskussionen über den zukünftigen Umgang mit dem Wald und die unterschiedlichen Ansprüche häufig ideologisch und emotional erscheinen, losgelöst von Fakten und wissenschaftlichen Erkenntnissen.