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Jugend und Beruf

Seltene Berufe: Imker ist mehr als nur ein Hobby

  • Amelie Breitenhuber (dpa)

  • Fr, 28. Januar 2022, 10:49 Uhr
    Verlagsthema

     

Verlagsthema Alter Mann mit Bart, weißer Anzug, Hut: Dieses Bild haben viele im Kopf, wenn sie "Imker" hören. Als ausgebildete Imkerin wird die 23-Jährige Chiara Köser oft mit diesen Stereotypen konfrontiert.

Ganz in Weiß: Imker bei der Arbeit  | Foto: Ole Spata
Ganz in Weiß: Imker bei der Arbeit Foto: Ole Spata
Seit einigen Jahren ist Imkern richtig hip. Jede Menge Hobbyimker möchten sich für Bienen, Natur und Umwelt einsetzen. Dass man den Beruf auch von Grund auf erlernen kann, wissen die wenigsten. Wer Berufsimker oder Berufsimkerin werden will, kann die dreijährige Ausbildung zum Tierwirt, Fachrichtung Imkerei, machen.

So wie Chiara Köser, die bei der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen als Imkerin arbeitet. Im Job-Protokoll erzählt sie aus ihrer Erfahrung.

"Ich habe mein Fachabitur in Agrarwirtschaft gemacht. Ich komme aber selbst nicht vom Hof und wusste deswegen nicht genau, welche Möglichkeiten mit landwirtschaftlicher Perspektive es noch gibt. Bei meinen Recherchen bin ich auf die Imkerei aufmerksam geworden. Da habe ich genau die Themen wiedergefunden, die mir Spaß machen und mich erfüllen: Die Arbeit in der Natur, die Arbeit mit Tieren und an vielen Schnittstellen auch mit Menschen.

Meine Ausbildung zur Tierwirtin der Fachrichtung Imkerei habe ich im öffentlichen Dienst bei der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen gemacht und im Sommer 2021 abgeschlossen. Die Ausbildung kann man auch bei Berufsimkern absolvieren.

Einen typischen Arbeitstag gibt es für Imkerinnen und Imker nicht, dafür ist der Beruf viel zu komplex und abwechslungsreich. Jeden Tag sind die Gegebenheiten anders, und wir müssen uns auf die Bienen einstellen. Die Aufgaben sind dabei immer ganz abhängig von der Saison.

An einem Tag mitten im Sommer packen wir zum Beispiel frühmorgens den Bulli mit den Werkzeugen und Utensilien, die wir am Tag brauchen werden. Dann geht es los, um die Bienenvölker zu kontrollieren. Wir müssen den Bienen zum Beispiel ausreichend Platz für die Brut im Volk geben, also Maßnahmen ergreifen, die das Ausschwärmen der Bienen verhindern sollen. Wir setzen auch, wenn nötig, neue Honigräume auf und gucken, ob es allen Völkern gut geht. Die Arbeit muss sorgfältig für die Kolleginnen und Kollegen dokumentiert werden.

Auch wenn viele Menschen das denken: Imker sind im Winter keinesfalls arbeitslos. Wir müssen zum einen die Bienen für den Winter vorbereiten, sodass sie genügend Futter haben. Und wir müssen etwa die Leerwaben behandeln und einlagern, damit sie vor Wachsmotten geschützt sind und sauber für die nächste Saison parat stehen.

Außerdem steht das Einlöten von Mittelwänden in die Rähmchen an, und immer sind irgendwo kleine Material-Reparaturen nötig. All das gehört zur Vorbereitung der nächsten Saison. Im Herbst und Winter bereiten wir auch Märkte vor, auf denen wir Waren wie Honig, Kerzen oder Präsente verkaufen. Und wir bieten zum Beispiele Seminare und Kurse an.

Es gibt tatsächliche viele Vorurteile in diesem Beruf. Eines der allergrößten ist eben das Klischeebild vom Imker: Männlich, über 50, graues, langes Haar und Vollbart. Das ist natürlich kein Angriff auf diejenigen unter uns, auf die das zutrifft. Aber man wird schon oft schräg angeguckt, wenn man sich zum Beispiel als junge Frau als Azubi vorstellt und genau dem Gegenteil entspricht."
Aktuelle Ausbildungsplätze sind hier gelistet.

Ressort: Verlagsthema

Dossier: Jugend und Beruf

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Di, 01. Februar 2022: PDF-Version herunterladen

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