Corona-Pandemie
So geht es fünf Abiturienten aus dem Hochschwarzwald kurz vor den Prüfungen
So, 17. Mai 2020, 15:13 Uhr
Titisee-Neustadt
Auch am Kreisgymnasium in Neustadt beginnt diese Woche das Abitur unter besonderen Voraussetzungen – fünf Abiturienten berichten von ihren Erfahrungen und Gefühlen.
Erstmals muss niemand an den Prüfungen teilnehmen, der nicht will. Aus persönlichen Gründen dürfen die Schüler auch einen Nachholtermin rund einen Monat später wahrnehmen. Schon die Haupttermine wurden aufgrund der Pandemie von April auf Mai verschoben. Nach Informationen des Regierungspräsidiums machen die wenigsten von der Option die Prüfungen aufzuschieben Gebrauch.
"In der Theorie lernen wir, wie langfristig man trainieren sollte, für die Prüfung können wir uns aber kaum vorbereiten." Max Raufer
"Ich bin froh, dass es endlich stattfindet und es dann vorbei ist", sagt Max Raufer aus Eisenbach. Der 18-Jährige meint, alle konnten sich jetzt ausreichend vorbereiten und die Prüfungsfächer vertiefen. "Ich fühle mich eigentlich gut." Außerdem sei das Abi auch nicht mehr als eine etwas umfangreichere Klausur. Raufer habe aus den vergangenen beiden Wochen, die sie wieder persönlich zur Schule gehen durften, viel mitgenommen. "Alles wurde nochmal durchgegangen und wiederholt, das war gut." Für ihn ist das Zittern um die Prüfungstermine noch nicht ganz zu Ende. Für das Sportabitur steht noch die praktische Prüfung aus. Dafür hatte er aber noch kein praktisches Training – die Sportanlagen waren bis zuletzt zu, am 9. und 10. Juli sollen aber Prüfungen sein. "Das ist schon komisch: In der Theorie lernen wir, wie langfristig man trainieren sollte, für die Prüfung können wir uns aber kaum vorbereiten.""Und daheim fällt mir nach einer Stunde auch gleich was Besseres ein, was ich machen kann." Paula Ketterer
Paula Ketterer aus dem Jostal hat ihre praktische Prüfung in Musik schon im Februar abgelegt und geht etwas entspannter in die theoretische Musikprüfung. Ob sie sich gut vorbereitet fühlt? "Das kann man ja erst danach wissen und dann ist es zu spät", sagt sie und lacht. Nervös ist sie nicht. In der Zeit von Homeschooling hat sie Zuhause am Schreibtisch gelernt. Eine Videokonferenz mit der Mathelehrerin scheiterte an der Internetverbindung. "Und daheim fällt mir nach einer Stunde auch gleich was Besseres ein, was ich machen kann", erzählt Ketterer – häufig sei sie in den Wald gegangen oder habe Musik gemacht. Deshalb sei sie froh gewesen, nochmal in die Schule zu dürfen, auch wenn das Zusammensitzen und Reden mit den Freunden jetzt fehle."Die Lehrer haben sich nach uns gerichtet und nochmal thematisiert, was wir brauchten." Kristina Herzog
Allein zu lernen fand Kristina Herzog (18) aus Neustadt weniger schlimm. Der Unterricht zu Corona-Zeiten sei komisch gewesen, aber auch, wenn es nur acht Schulstunden pro Fach waren, fand sie ihn sehr hilfreich: "Die Lehrer haben sich nach uns gerichtet und nochmal thematisiert, was wir brauchten." Als die Verschiebung der Prüfungen feststand, sei bei ihr kurz die Motivation weg gewesen – die Ungewissheit machte Herzog und ihren Klassenkameraden zu schaffen. "Die persönliche Unterstützung von Lehrern und Freunden fehlte", erinnert sie sich. Mittlerweile fühle sie sich "mal gut, mal schlecht vorbereitet". Viele Mitschüler seien sehr unsicher und aufgeregt. Trotzdem ist sie froh, dass normale Prüfungen stattfinden können, denn "alles andere wäre sicher nicht gut für unsere künftigen Bewerbungen gewesen"."Maske auf, an der Türe Hände desinfizieren und hoch in den Musiksaal auf unsere Plätze." Etienne Tröndle
Ein normaler Schultag sah in den vergangenen Wochen für die Abiturienten so aus, erzählt Etienne Tröndle aus Bonndorf: "Maske auf, an der Türe Hände desinfizieren und hoch in den Musiksaal auf unsere Plätze." Normalerweise verbringt der 17-Jährige die Freistunden beim Kartenspiel mit Freunden – "das wurde jetzt durch Schiffe versenken ersetzt". Tröndle hat der kurzfristige Unterricht zumindest in Latein und Mathe noch etwas gebracht. "Deutsch und Englisch war aber eher unnötig." Er schaut entspannt auf die Prüfungen und meint: "Andere haben größere Probleme." Gegenüber früheren Jahrgängen sei man aber auf jeden Fall im Nachteil. Untereinander sprechen die Schüler schon vom "Coronabi" – zum Abimotto hat es das Wort aber nicht gebracht, denn das stand mit "Abi Vegas" schon früh fest."Wir müssen erst mal aufpassen, dass wir uns nicht aus Versehen umarmen." Sarah Rosenberger
Die Coronabi-Vorbereitung funktionierte bei Sarah Rosenberger (17) aus Löffingen ganz gut. Im Schulgebäude waren wenige Schüler, dafür um so mehr Aufsichten unterwegs. Manche Schüler, so habe sie empfunden, hätten sich aber auch ganz bewusst über die Hygienemaßnahmen hinweggesetzt. Trotzdem war es "schön, einfach mal wieder raus zu kommen". Sie habe es sinnvoll gefunden, dass nur Hauptfächer unterrichtet wurden und die Lehrer sehr offen für Fragen und Anregungen in den wenigen verbleibenden Stunden gewesen seien. "Ich hab’ jetzt jeden Tag gelernt."Damit fühle sie sich sehr gut vorbereitet. "Es gab eine Zeit, als ich lieber kein Abi geschrieben hätte – man wusste nämlich nicht mal, ob man noch lernen soll." Die Gewissheit über die Prüfungen habe die Motivation aber zurückgebracht.Was kommt nach den Prüfungen?
Was unmittelbar nach den Prüfungen passiert, wissen die Abiturienten noch nicht. "Wir müssen erst mal aufpassen, dass wir uns nicht aus Versehen umarmen", sagt Sarah Rosenberger. Über die fehlende Party danach sei viel diskutiert worden. "Höchstens halt mit 1,5 Metern Abstand", meint Paula Ketterer. Auf jeden Fall werde man das Feiern nachholen, ist sich Kristina Herzog sicher. Ganz wollen sie sich das letzte Schuljahr nicht vermiesen lassen.