Rededuell

So haben sich Tübingens OB Palmer und AfD-Landeschef Frohnmaier geschlagen

Beim umstrittenen Streitgespräch zwischen Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer und AfD-Landeschef Markus Frohnmaier wurde kontrovers diskutiert. Was sagt ein Kommunikationsexperte?  

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Der AfD-Landesvorsitzende Markus Frohn...Palmer (parteilos) verabschieden sich.  | Foto: Christoph Schmidt (dpa)
Der AfD-Landesvorsitzende Markus Frohnmaier (links) und Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (parteilos) verabschieden sich. Foto: Christoph Schmidt (dpa)

Bevor es in der Hermann-Hepper-Halle in Tübingen um Inhalte ging, musste erstmal die Polizei eingreifen. Weil Buhrufe, Pfiffe und Sirenen so laut waren, dass man die beiden Politiker nur schwer verstand, führten die Beamten zahlreiche Störer aus dem Raum. Danach startete dann die inhaltliche Auseinandersetzung zwischen Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (parteilos) und AfD-Landeschef Markus Frohnmaier.

Palmer hatte zuvor angekündigt, die inhaltlichen Schwächen der AfD aufzeigen zu wollen. Bei der Debatte war die Strategie Palmers gut erkennbar. So warf er Frohnmaier etwa vor, dass die AfD mit ihrer Ablehnung erneuerbarer Energien den Tübinger Klimaschutzplan und millionenschwere Investitionen bedrohe. Beim Thema Wohnungsbau stellte Palmer dar, welche Auswirkungen die von der AfD geforderte Abschaffung der Mietpreisbremse für Tübingen hätte.

Palmer nur teilweise erfolgreich

Zudem versuchte Palmer immer wieder, Frohnmaiers Aussagen etwas entgegenzusetzen. So stellte er etwa auf die Aussage Frohnmaiers, dass Deutschland ein Problem mit der Inneren Sicherheit habe, Zahlen aus der Kriminalstatistik entgegen. So habe die Zahl der Straftaten im vergangenen Jahr bei 5,5 Millionen und im Jahr 2000 bei 6,3 Millionen gelegen. Das gelte auch für die Zahl der schweren Straftaten wie Mord und Totschlag. "Wer vor 20 Jahren keine Angst auf der Straße hatte, der muss es heute auch nicht haben", sagte Palmer.

Aus Sicht des Kommunikationsexperten Frank Brettschneider war Palmer mit seiner Strategie inhaltliche Schwächen aufzuzeigen aber nur teilweise erfolgreich. "Denen, denen er das klargemacht hat mit diesem Gespräch, war es auch schon vorher klar." Zudem sei Frohnmaier meist ausgewichen und nicht auf die Situation in Tübingen eingegangen, sondern habe auf die allgemeine Lage in Deutschland verwiesen, sagt der Professor für Kommunikationswissenschaft, der an der Universität Hohenheim lehrt. "Insofern war das weniger ein Gespräch, sondern sie haben so ein bisschen aneinander vorbeigeredet."

Frohnmaier ging seltener auf sein Gegenüber ein

Für den AfD-Landeschef ist die Veranstaltung aus Sicht des Kommunikationsexperten gut gelaufen. "Es gab zumindest mal keine Punkte, bei denen man sagen muss: Das hat ihm geschadet", meint Brettschneider. Dass der AfD-Mann seltener als Palmer auf sein Gegenüber einging und häufiger Statements von sich gab, als auf Fragen Palmers zu antworten, ist aus Sicht Brettschneider ebenfalls kein Minuspunkt für Frohnmaier. Dieser habe gar nicht das Ziel gehabt, Palmer oder andere Menschen im Publikum zu überzeugen. "Ihm ging es darum, seine eigenen Wählerinnen und Wähler zu mobilisieren und so zu tun, als wäre ein Gespräch mit ihm auch Normalität."

Durch das Gespräch seien eher bereits vorhandene Meinungen bestätigt worden, findet der Experte. "Ich habe meine Zweifel, dass jemand seine Meinung ändert oder ins Nachdenken kommt." Es sei richtig gewesen, dass Palmer den Versuch unternommen habe. "Im Nachhinein würde ich sagen, das Format war ungeeignet oder missglückt." In einem Studio mit einem professionellen Moderator hätten die beiden Politiker besser ins Gespräch kommen können, meint der Kommunikationsexperte.

Schlagworte: Boris Palmer, Markus Frohnmaier, Frank Brettschneider

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