Die schönsten Fahrradtouren (19)

Ständig steil bergauf

BZ-Serie "Die schönsten Fahrradtouren" (19): Knackige 1500 Höhenmeter sammeln rund um den Schluchsee /  

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  | Foto: Susanne Gilg
Foto: Susanne Gilg 
Ein rotes Tretboot dümpelt durch die kleinen Wellen, die von der MS Schluchsee bei ihrer Rundfahrt über den größten Schwarzwaldsee Richtung Ufer schwappen. Auf Deck klicken im Minutentakt die Auslöser der Fotoapparate – beobachtet von zig Ausflüglern, die im Biergarten an der Staumauer bei einem kühlen Bier die Aussicht genießen. Es ist ein ganz normaler Sommertag am Schluchsee. Und hier beginnt eine Tour, die auf den ersten Blick etwas harmlos daherkommt.

Mit "Der Wald, ein See und viel Abwechslung" ist die 48 Kilometer lange Strecke von Seebrugg nach Aha überschrieben, in der allerdings knackige 1500 Höhenmeter stecken. Direkt hinter der Staumauer geht’s direkt links ab in einen kurzen Trail, dessen Wurzeln erstes Herzklopfen und Adrenalinschübe auslösen. Ein Trail, der auch noch schmaler ist als zwei Meter und dicht bevölkert von Schluchsee-Wanderern? Kann das sein? Denn offiziell ist es in Baden-Württemberg verboten, solche schmalen Wege mit dem Rad zu befahren.

Die GPS-Daten sagen: Hier geht’s lang. Doch die Ernüchterung lässt nicht lange auf sich warten: Über Asphalt und Schotter führt die Tour, die übrigens mit dem Schwierigkeitsgrad "schwer" angegeben ist, zunächst Richtung Blasiwald. Bei sengender Hitze sieht Spaß anders aus, schon am ist Anfang Durchhaltevermögen gefragt.

Der Blick zurück lohnt sich allerdings: Da liegt er, der Schluchsee. Was vor wenigen Minuten noch trubelig und touristisch erschien, strömt jetzt eine wohltuende Ruhe aus, die für einen kurzen Moment die Strapazen vergessen lässt, die da jetzt noch folgen.

Auf der Winterseiten-Straße geht es Richtung Muchenland. Über den Bildstöckleweg und später auf Waldwegen erreicht man die Eselshütte, nach der eine lange, geschotterte Abfahrt folgt. Der Puls geht runter, nach einigen Kilometern bergab kreuzt der Gipfeltrail, eine rund 140 Kilometer lange Mountainbike-Runde – erkennbar an dicken hellblauen Pfeilen auf gelbem Untergrund. Nach der Glashofsäge folgt der idyllischste Teil der Strecke durch eine schattenspendende Schlucht, in der die Alb plätschert.

Im Vergleich zu dem, was jetzt kommt, sind die zurückgelegten ersten 15 Kilometer ein harmloses Vorgeplänkel. Etwa 1,5 Kilometer vor der Rot-Kreuz-Hütte oberhalb von Bernau steigt der Puls bei einem langen, giftigen Anstieg. Das ist Höhenmeter-Sammeln auf Teufel komm raus.

Wer es bis zur Rot-Kreuz-Hütte geschafft hat, wandelt übrigens auf den Spuren der letzten Etappe des härtesten deutschen Mountainbike-Etappenrennens, das jedes Jahr den Schwarzwald durchquert: 2016 war dieser Teil der Strecke auch Teil der "Trans Schwarzwald" – laut Veranstalter war es die härteste, seit es das Rennen gibt.

Nachdem man die L 146 überquert hat, geht es erbarmungslos bergauf Richtung Hirzenboden und Blößling. Unterhalb des Blößlings angekommen, lädt eine Holzbank zur Rast nach dem harten Anstieg ein. Doch der Blick Richtung Herzogenhorn und der Blick auf den Tacho verraten, dass erst die Hälfte der Strecke geschafft ist. Wieder geht es auf einer geschotterten Abfahrt lange in die Tiefe. Spaß ist anders! Nachdem man die L 149 überquert hat, geht es über den Roten Felsenweg – wie könnte es anders sein – wieder steil bergauf.

Der Hofeckweg führt nun rasant nach unten – in umgekehrter Richtung ist es schon einer der fiesen Anstiege der Langstrecke des Ultrabike-Marathons gewesen, der im Juni Tausende Mountainbiker aus ganz Europa in den Hochschwarzwald zieht.

Links geht es Richtung Krunkelbachhütte – wieder mehrere Kilometer den Hofmättleweg bergauf, die sich ziehen. Nach Aha, dem Ziel der Tour, sind es noch rund zehn Kilometer, die es in sich haben. Ein Bonbon gibt es, im Vergleich zu Schotter und Asphalt, aber noch: Beim Finsterbühl geht es rechts in den Krunkelbachweg, dann folgt ein Trail. Bis nach Menzenschwand rollt das Bike nun von alleine bergab. In Menzenschwand angekommen, sind die Beine schon schwer. Wer Zeit und Luft hat, kann noch einen Abstecher zu den Wasserfällen machen oder sich eine Erfrischung gönnen.

Richtig fies wird es auf den letzten Kilometern hinter Menzenschwand, wenn es über die Emmaruhe in den Schützenwaldenweg zur Farnwitte geht. Für die schönen Aussichten, die sich dort bieten, bleibt kaum Luft und Lust. Auf dem Lachenrütteweg führt die Tour bis nach Aha. Da sind die Tretbootfahrer längst wieder in ihren Hotels.

Fazit der Runde: Die Zeitangabe von gut vier Stunden ist mehr als ambitioniert und nur für wirklich gut trainierte Biker zu schaffen, die sich beispielsweise auf den Ultrabike oder andere Rennen vorbereiten möchten.

Dann allerdings ist es ein optimales Training. Wer eine technisch anspruchsvolle Route sucht, wird hier enttäuscht. Auch die Beschilderung lässt an vielen Stellen zu wünschen übrig. Bei dieser Tour ist Kondition das Einzige, was zählt. Im Hochsommer kann ein Bad im Schluchsee Abkühlung bieten – allerdings ist man dann mit Sicherheit nicht alleine.

Morgen Sie:
Was zeichnet eine ideale Fahrradtour aus? Wir fragen zwei Bike-Experten.

Alle Beiträge der Serie finden Sie unter mehr.bz/fahrradtouren

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