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Stiftung Warentest: Gefährliche Produkte bei Shein und Temu

Die chinesischen Plattformen sind bekannt für Waren zum Schnäppchenpreis. Doch diese verfehlen Sicherheitsstandards teils im gefährlichen Maß, so Stiftung Warentest. Shein und Temu halten dagegen.  

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Stiftung Warentest ist mit einigen Pro...on Temu und Shein gar nicht zufrieden.  | Foto: dpa
Stiftung Warentest ist mit einigen Produkten von Temu und Shein gar nicht zufrieden. Foto: dpa

Zu heiße Ladegeräte, mit Schwermetallen belasteter Schmuck, Baby-Spieltücher mit zu viel Formaldehyd: Bei Temu und Shein gibt es viele Produkte von Drittanbietern zum Schnäppchenpreis zu kaufen. Doch sie erfüllen oft keine europäischen Sicherheitsstandards und haben teils schwerwiegende Mängel. Davor warnt die Stiftung Warentest.

Sie hat in Zusammenarbeit mit den Verbraucherorganisationen Taenk aus Dänemark und Test Achats aus Belgien auf jeder der Plattformen nach dem Zufallsprinzip 81 Produkte – je 27 Halsketten, 27 Spielzeuge und 27 USB-Aufladegeräte – gekauft und getestet.

Ergebnis: 110 der insgesamt 162 Produkte, also gut zwei Drittel, erfüllen EU-Standards nicht, etwa ein Viertel sei potenziell gefährlich.

Halsketten mit giftigem Metall, chemisch belastetes Babyspielzeug

In zwei Ketten, die über Shein gekauft wurden, war der zulässige Cadmium-Grenzwert laut Stiftung Warentest um das 8.500-Fache überschritten. Wer so eine Kette hat, sollte sie unbedingt entsorgen – nicht im Hausmüll, sondern bei der Schadstoffsammelstelle, so die Stiftung. Cadmium werde als krebserregend eingestuft, verursache Knochen- und Nierenschäden.

Beim Spielzeug für Babys fielen unter anderem Stofftücher auf, die bei Temu gekauft wurden, und die Grenzwerte für Formaldehyd überschritten: Der Stoff, der Textilien knitterfreier machen soll, könne bei zu hoher Konzentration Kontaktallergien verursachen.

Ein Teil der gekauften USB-Ladegeräte wurde beim Laden zu heiß – erlaubt sind in der EU maximal 77 Grad. Die Modelle im Test erhitzten sich zum Teil aber bis 88 Grad. Starke Hitze kann laut den Warentestern das Kunststoffgehäuse verformen, schlimmstenfalls fängt es an zu brennen.

Warentester veröffentlichen Listen mit Problemprodukten

Die Produkte mit besonders schwerwiegenden Mängeln hat die Stiftung Warentest jeweils als Warnliste online gestellt (Liste für Shein, Liste für Temu) – besitzt man eines der dort aufgelisteten Produkte, sollte man es entsorgen.

Man habe die Anbieter auf die kritischen Artikel hingewiesen, berichtet die Stiftung. "Beide Anbieter meldeten sich sofort bei uns und nahmen sämtliche kritische Artikel innerhalb weniger Tage von ihren Plattformen." Shein habe Käufer teils per E-Mail gewarnt.

Das sagen Shein und Temu

Ein Shein-Sprecher bestätigt, dass die Artikel sofort weltweit aus dem Verkauf genommen wurden. Zwei der Produkte habe man infolge eigener Sicherheitsüberprüfungen bereits zuvor herausgenommen, weil sie im Rahmen der regelmäßigen Marktplatz-Compliance-Kontrollen aufgefallen seien, teilt er auf dpa-Anfrage mit. Man nehme Produktsicherheit sehr ernst. Zur Sicherstellung von Standards arbeite man mit international anerkannten Prüfstellen zusammen. Verstoßen Anbieter gegen Richtlinien, ergreife man sofort Maßnahmen bis hin zu Sperrung der Verkäufer.

Der Sprecher übte auch indirekt Kritik an Stiftung Warentest: In eigenen Tests durch ein international anerkanntes Prüflabor hätten demnach drei der von der Stiftung Warentest beanstandeten Produkte bestanden.

Verbraucherschutz "keine Selbstverständlichkeit"

Temu teilte auf dpa-Anfrage ebenfalls mit, dass die betreffenden Produkte umgehend entfernt und die jeweiligen Verkäufer benachrichtigt wurden. Ein Sprecher verwies auf ein "umfassendes Qualitätssicherungssystem": Mit technologischen Lösungen und manuellen Kontrollen überwache man die Plattform proaktiv und arbeite auch mit unabhängigen Prüforganisationen zusammen, damit angebotene Produkte erforderliche Standards erfüllen.

Dennoch rät die Stiftung Warentest, dass man Bestellungen auf Temu oder Shein immer gut abwägen sollte. "Außereuropäische Anbieter garantieren oft nicht die Sicherheitsstandards, die wir innerhalb der Europäischen Union gewohnt sind." Verbraucherschutz sei keine Selbstverständlichkeit.

Laut Stiftung Warentest sind Online-Verkaufsplattformen im Rahmen des Digital Services Act verpflichtet, gegen nicht-EU-konforme Produkte von Drittverkäufern auf ihren Webseiten vorzugehen.

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