Wer sagt und zeigt denn schon, was er denkt und fühlt: Emotionale Kompetenz ist bei vielen Menschen unterentwickelt / Von Gabriele Michel.
S amstagmorgen, ein klarer Sommertag. Frühstücksritual. Genüsslich tunkt Georg sein Croissant in den Kaffee - und vergräbt sich wortlos in der Zeitung. Lesestoff für gut eine halbe Stunde, mindestens. Dagmar, ihm gegenüber und ohne Lesestoff, beginnt missmutig die Krümel vom Tisch aufzulesen und sieht sich wieder mal schon nach zehn Minuten verärgert den Tisch abräumen. Dabei hatte dies ein ganz besonderes Wochenende werden sollen. Endlich mal eines für sie beide allein. Die Kinder sind seit gestern Nachmittag bei Dagmars Eltern, alle drei. Am Vorabend waren sie lange zu zweit unterwegs, es war schön - und nun das.
Plötzlich sind Innigkeit und Zweisamkeit für Dagmar zerstört: Georg denkt wieder nur an sich. Wachsender Ärger ergreift Besitz von ihr. Vor ihrem inneren Auge sieht sie ihn später die Sportschau gucken, abends geht man vielleicht noch zusammen ins Kino - und das war dann schon das Wochenende, auf das sie sich so lange gefreut und das schließlich sie ...
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