Landgericht Hechingen
Totes Baby in Waschmaschine: mehrere Jahre Haft für Mutter
Eine 35-Jährige aus Albstadt hat ihr heimlich zur Welt gebrachtes Neugeborenes in die Waschmaschine gelegt – das Baby starb. Warum Frauen ihre Schwangerschaft negieren.
dpa
Mo, 6. Okt 2025, 13:57 Uhr
Südwest
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen

Eine 35 Jahre alte Frau steckt im März ihr neugeborenes Baby in die Waschmaschine, es stirbt dort. Das Landgericht Hechingen verurteilte sie nun wegen Totschlags zu fünf Jahren und sechs Monaten Haft. Zweifelsfrei stehe fest, dass die Frau nach der Geburt alles tat, um die Geburt zu verheimlichen. "Es sollte niemand mitbekommen, dass das Kind da ist", sagte der Vorsitzende Richter. Das Motiv aber sei nicht wirklich bekannt.
Heimliche Geburt im Badezimmer
Das Baby habe sie unbemerkt in einer mit ihrem Lebensgefährten bewohnten Wohnung in Albstadt zur Welt gebracht. Die Frau soll das Neugeborene mit schmutzigen Kleidungsstücken in die Waschmaschine gelegt und die Trommel geschlossen haben. Am selben Abend - und nach der Geburt - wurde die Frau laut dem Urteil wegen starker Blutungen in eine Klinik gebracht. Auf Nachfrage habe sie mehrmals geantwortet, nicht schwanger zu sein.
Währen sie in der Klinik war, stellte ihr Partner die Waschmaschine an. Er hatte laut Gericht keine Kenntnis davon gehabt, dass sich das Neugeborene darin befand. Durch den Waschvorgang erlitt das Baby ein schweres Schädeltrauma.
"Sie wollten einfach, dass die Geburt unentdeckt bleibt", sagte der Richter. Dies sei letztlich wichtiger gewesen, als sich um das Neugeborene zu kümmern. Dadurch habe sie in Kauf genommen, dass das Kind stirbt. Gleichwohl gehöre sie zu den Frauen, die die Schwangerschaft verdrängt hätten. Sie habe wissen müssen, dass sie schwanger ist, dies aber verdrängt.
"Ich wusste nicht, dass ich schwanger bin", sagte die Angeklagte bis zuletzt. Ein Satz der verwundert - doch Fachleute kennen das Phänomen. Magdalena Thams, Schwangerschaftskonfliktberaterin bei Pro Familia, hat viele Fälle betreut, in denen Frauen ihre Schwangerschaft negierten. So einfach lasse sich das Phänomen nicht erklären, sagt sie. Laut Thams gibt es vier verschiedene Varianten.
Die tatsächlich nicht wahrgenommene Schwangerschaft
Hierbei bleibt die Schwangerschaft vollkommen unbemerkt. "Es kann zwar Anzeichen geben, die aber von der Schwangeren fehlinterpretiert werden. Das betrifft etwa Gewichtszunahme oder Übelkeit. Kindesbewegungen werden als Darmtätigkeit oder was auch immer abgetan." Die Schwangere bekommt laut Thams tatsächlich nicht mit, dass sie schwanger ist.
Die ignorierte Schwangerschaft
In diesen Fällen ahnt eine Frau die Schwangerschaft, schiebt sie aber weg. "Sie schiebt es irgendwie so vor sich her und setzt sich nicht damit auseinander. Sie trifft keinerlei Vorkehrungen. Sie ignoriert diesen Zustand", sagt Thams. Solche Frauen hätten oft kein gutes Körpergefühl und allgemein ganz schlechten Zugang zu ihrem eigenen Körper.
Die verleugnete Schwangerschaft
Bei dieser Schwangerschaft weiß die Frau, dass sie schwanger ist. "Sie hat in der Regel auch einen Test gemacht und hat eigentlich genau den Beweis, aber verleugnet das dann in der Folge", erzählt Thams. Dies gehe so weit, dass diese Frauen selbst überzeugt sind, nicht schwanger zu sein. "Wenn sie dann mal darauf angesprochen werden mit "Hey, erwartest du ein Kind", dann sagen sie, sie seien nicht schwanger und sind davon selbst überzeugt."
Die verheimlichte Schwangerschaft
Dies ist laut Thams die einzige Schwangerschaft, die den Frauen wirklich bewusst ist, wo klar ist, dass sie schwanger sind. "Diese Frauen treffen unter Umständen auch Vorkehrungen, also zum Beispiel sie nehmen Vitamine oder trinken keinen Alkohol." Dieser Frau sei sehr wohl bewusst, dass sie schwanger sei, aber sie verheimlicht das vor ihrem Umfeld. "Weil sie Angst hat, weil sie Konsequenzen fürchtet, weil sie vielleicht in einem Zustand ist, wo sie eigentlich gar nicht schwanger sein darf, weil sie gar keinen Sex hätte haben dürfen" erläutert Thams. Als das Kind kam, habe sie einen Schock erlitten und gedacht, es sei tot.