Kultur
Unter dem Motto "Ende Gelände" haben in Vogtsburg Kunstschaffende ihre Werke gezeigt
Was ist, wenn der Umweg gar nicht zum Ziel führt? Sondern etwas Neues entsteht? Die Offenen Ateliers in Vogtsburg hatten am Wochenende das Motto "Ende Gelände".
So, 5. Okt 2025, 18:30 Uhr
Vogtsburg
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Die Vernissage zu den offenen Ateliers am vergangenen Freitag beginnt außergewöhnlich: Eva Krause, Bodyperformerin aus Freiburg, hält das Publikum im Burkheimer Rathaus minutenlang gefangen mit ihren anfangs langsamen Bewegungen, die sich immer mehr steigern. Sie setzt ihren ganzen Körper ein, macht mit Armen und Beinen Rhythmus sichtbar – Kunst einmal anders. Atemlose Stille bei den Zuschauern, bevor lauter Beifall losbricht.
Dann tritt Simone Rosenow ans Mikrofon, begrüßt die Gäste, die zahlreich in den Jörg-Wickram-Saal zur Vernissage gekommen sind. "Ende Gelände" – auf dieses gemeinsame Motto haben sich die Vogtsburger Künstlerinnen und Künstler geeinigt, bevor sie von Freitag, 3. Oktober, bis Sonntag, 5. Oktober, zum 27. Mal in ganz Vogtsburg ihre Ateliers und Werkstätten geöffnet haben. Simone Rosenow lädt die Besucher ein, sich auf die Kunstwerke einzulassen, in Gesprächen zu erfahren, wie jeder Künstler das gemeinsame Motto auf seine Art und Weise interpretiert und bearbeitet hat. Und sie betont, dass "Ende Gelände" nicht das definitive Aus bedeuten muss – der Weg könne auch rückwärts gewandt, nach rechts oder nach links, nach oben oder unten führen. Dass der Weg irgendwo ganz anders ende als geplant, sei auch das Wesen des künstlerischen Prozesses.

"Ende Gelände" – ein fatalistisches wie hoffnungsstiftendes Motto
Vogtsburgs Bürgermeister Benjamin Bohn nimmt als Sinnbild für das gemeinsame Motto die vielen Baustellen und damit verbundenen Umleitungen in Vogtsburg, die heute da und morgen wieder verschwunden seien, etwa wegen des Glasfaserbaus. Jeder müsse deshalb umdenken und neue Wege gehen und fahren. Das Motto beinhalte für ihn einerseits etwas Fatalistisches, gleichzeitig aber auch etwas Hoffnungsstiftendes. Nehme man Umwege in Kauf, denke man um; am Ende sei vielleicht Besseres, Positives das Ergebnis.
Wo etwas ende, beginne auch immer etwas Neues, sagt Burkheims Ortsvorsteherin Alexandra Bercher. Manche Werke der Künstler zeigten Zerstörung, andere würden Mut machen. Vielleicht seien die Arbeiten aber auch ein Aufruf, die eigene Komfortzone zu verlassen: "Wir leben in einer Zeit, in der es uns allen gutgeht, aber wir sind an einem Kipppunkt", erklärt sie. "Ende Gelände" könne auch ein Weckruf sein, ein Aufruf, dass es Zeit sei zu handeln.

Dann treten die Künstlerinnen und Künstler ans Mikrofon: Katalin Jung etwa hat für die Gemeinschaftsausstellung ein Collier mit Turmalinen gefertigt, mit Steinen aus einer Mine aus Nigeria, die geschlossen wurde. Frank Lennig hat ein großformatiges, in schwarz gehaltenes Bild mitgebracht, der Blick fällt auf ein weißes Quadrat in der Mitte, dessen rechte obere Ecke aufgebrochen ist – "der Ausweg", sagt Frank Lennig. Moritz Sacherer hat sich dem Thema mit der Kamera genähert, Max Galli mit der Flurbereinigung Lerchenberg und einem Foto von der norwegisch-russischen Grenze. Jutta Bleicher und Birgit Greshage haben wichtige Stationen in ihrem Privatleben in ihren Werken verarbeitet, Andreas Färber hat die Kamera zur Hand genommen. Maria Liuse Bodirsky, die sich gerne von Materialien inspirieren lässt, hat alte Nägel in ihr Bild eingearbeitet. Sie könnten auch als Abgrenzung, als Zaun weiter verwendet werden. Richard Ernst hat als Thema Pflanzenschutzmittel, die weit außerhalb der Reben nachzuweisen seien. Mutgart Dross zeigt die metallenen Konstruktionen ihres Bruders und Cordula Kitiratschky einen Cartoon mit Brathähnchen in der Sommersonne. Simone Rosenow hat in kleinen Bildern Einblick in den Prozess ihres künstlerischen Schaffens gegeben, Jan Douma zeigt ausdrucksstarke Malerei.

Am Ende gibt es viel Beifall für den Ideenreichtum der Kunstschaffenden und für Eva Krause, die noch einmal mit ihrer Bodyperformance beeindruckt, bevor sich viele Besucher aufmachen, um die Ateliers und Werkstätten in Vogtsburg zu erkunden.
