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Vom Amateur zum Speedcuber

  • Oliver Bagge, Klasse 8a &

  • Do, 30. April 2015
    Schülertexte

Der 14-jährige Oliver Bagge bildet sich selbst zum Speedcuber aus / Sein Rekord liegt derzeit bei etwas über 14 Sekunden.

Der Zauberwürfel sieht harmlos aus, hat es aber in sich.   | Foto: dpa
Der Zauberwürfel sieht harmlos aus, hat es aber in sich. Foto: dpa

Der Zauberwürfel ist das meistgekaufte Spielzeug der Welt, für viele wahrscheinlich aber auch das frustrierendste... Seit 1980 verzweifeln tausende Menschen an diesem Würfel. Kein Wunder, denn es gibt nämlich genau 43 252 003 274 489 856 000 verschiedene Möglichkeiten, wie der Würfel aussehen kann. Würde man auf jeweils ein Blatt Papier eine mögliche Position zeichnen und alle diese Blätter zu einem großen Turm stapeln, käme man mit dem Turm 364 mal von der Erde bis zum Pluto und wieder zurück!

Ohne eine Lösungsmethode zu beherrschen, ist es fast unmöglich, einen Zauberwürfel zu lösen. Im Netz gibt es zahlreiche Methoden, die von schlauen Köpfen erfunden und veröffentlicht wurden. Einige davon gibt es auch als Videoerklärung auf Youtube. Als ich das erste Mal einen Zauberwürfel gelöst habe, war ich natürlich stolz auf mich, weil ich davor sehr lange verschiedene Anleitungen angesehen habe und oft gescheitert bin.

Bei der Anfängermethode löst man zuerst eine Seite. Danach berichtigt man die Steine auf der mittleren Ebene. Zum Schluss fehlt dann nur noch die letzte Seite. Um die zu lösen, muss man eine Reihe von verschiedenen Drehungen auswendig lernen. Es klingt zwar relativ einfach, aber das ist es am Anfang leider nicht. Als Anfänger muss man erst noch genau lernen, wie man zum Beispiel einen Eckstein so dreht, dass er in die richtige Position kommt. Wenn man das kann, wird es mit der Zeit deutlich einfacher, den Zauberwürfel zu lösen. Das Lernen von Drehkombinationen ist nicht viel schwerer, als ein Gedicht auswendig zu lernen. Man muss sich dafür einfach etwas Zeit nehmen. Wenn man diese gut beherrscht, werden die Bewegungen der Finger regelrecht eingespeichert, und man muss gar nicht mehr darüber nachdenken.

Als ich die Anfängermethode gut konnte, war ich noch sehr langsam. Meine Lösungszeit betrug damals drei Minuten. Ich wollte schneller werden! Deshalb habe ich mir vorgenommen, viel zu üben. Als ich bei einer Zeit von anderthalb Minuten angelangt war, konnte ich mich nicht mehr viel verbessern. Ich habe mich dann im Internet erkundigt, wie man schneller wird, und bin auf die Friedrich-Methode gestoßen. Eine Methode, die viele Speedcuber – so nennen sich die schnellen Würfellöser – benutzen und mit der auch der Weltrekord von 5,55 Sekunden aufgestellt wurde.

Die wollte ich dann natürlich sofort lernen und habe mir die Erklärungsvideos dazu angeschaut. Diese Methode zu lernen, war sehr schwierig. Anstatt eine Seite und dann die mittlere Ebene zu lösen, bildet man zunächst auf einer Seite ein Kreuz und löst diese Seite und die mittlere Ebene in einem Schritt. Dieser Vorgang nennt sich "First 2 Layers", kurz F2L. Er ist sehr intuitiv und gar nicht so einfach. Für die letzte Seite gibt es zwei Schritte: Zuerst kommt "Orient Last Layer" (OLL), was bedeutet, dass die Steine der letzten Ebene in einem Schritt ausgerichtet werden. Bei diesem Schritt dreht man die Steine mit der richtigen Farbe nach oben. Dafür muss man 57 Drehkombinationen auswendig lernen. Die sind aber meistens relativ kurz. Der zweite Schritt ist "Permute Last Layer" (PLL). Hier verschiebt man die vorher orientierten Steine an die richtige Stelle. Dafür gibt es 21 verschiedene Fälle, wofür man für jeden Fall wieder Drehkombinationen auswendig lernen muss, die ziemlich lang sind.

Nach intensivem Training bin ich jetzt bei einer Lösungszeit von knapp unter 20 Sekunden angekommen. Letzten September bin ich zu meinem ersten Speedcubing-Wettbewerb nach Düsseldorf gefahren, wo die Deutschen Meisterschaften ausgetragen wurden. Es war interessant, dort Leute kennenzulernen, die das gleiche Hobby haben wie ich. Beim Wettbewerb stand ich auf Platz 80 von 114. Mir ging es aber nicht ums Gewinnen. Ich habe an diesem Tag viele neue Erfahrungen gesammelt und viel Neues gelernt.

Ich werde jetzt natürlich weiter üben, damit ich vielleicht mal eines Tages auch so gut bin wie die schnellen Speedcuber. Abgesehen vom normalen Zauberwürfel besitze ich noch viele andere Zauberwürfel, darunter gibt es größere Varianten des normalen Rubik’s Cubes. Auch einige von denen werden beim Wettbewerb auf Zeit gelöst. Für diese gibt es dann auch eigene Lösungsmethoden. Wenn man den normalen Zauberwürfel lösen kann, ist es sehr einfach, die Lösungsmethoden der anderen auswendig zu lernen, weil man durch den Rubik’s Cube relativ viel Grundwissen hat.

Das Speedcubing wird nie langweilig. Da es so unglaublich viele verschiedene Möglichkeiten gibt, wie der Würfel verdreht sein könnte, ist es immer ein neuer Weg zum Ziel. Außerdem versuche ich immer, meine Rekorde zu brechen. Aktuell liegt mein Rekord gerade bei 14,674 Sekunden. Das motiviert mich, immer noch ein bisschen schneller zu werden. Es ist ein Hobby, das viel Spaß macht. Es gibt zwar noch nicht so viele Speedcuber, aber es werden immer mehr!

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 30. April 2015: PDF-Version herunterladen

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