Interview mit einem Meeresforscher

Wasser, überall Wasser

Meeresforscher – das hört sich nach einem Traumjob an, nach Abenteuern und weiten Reisen. Martin Visbeck (53) vom Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel ist so ein Meeresforscher. Er hat in seinem Leben schon viele Monate auf See verbracht.  

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Martin Visbeck mit einem „Argo Float“, einem Forschungsroboter Foto: Geomar
Über seine Arbeit und den Alltag auf einem Forschungsschiff hat er mit Sonja Zellmann gesprochen. Anlass für das Interview war das "Wissenschaftsjahr 2016/17 Meere und Ozeane", eine Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.

BZ: Herr Visbeck, was machen Sie genau?
Visbeck: Ich bin physikalischer Ozeanograph. Man kann aber auch Meeresforscher sagen. Mein Team untersucht die Veränderungen der Temperaturen und Salzgehalte des Wassers sowie Strömungen und den Meeresspiegel, also wie hoch das Wasser steht. Außerdem erforschen wir die Auswirkungen des Klimawandels auf den Ozean und, anders herum, wie Veränderungen im Meer das Klima beeinflussen.

BZ: Wohin ging Ihre letzte Expedition?
Visbeck: Die ging im März dieses Jahres vor die Küste Südamerikas. 18 Monate vorher hatten wir dort ein künstliches Gas ausgesetzt. Bei der Expedition wollten wir sehen, wohin dieses gewandert war, um daraus abzuleiten, wie schnell die Strömung im Meer ist. Außerdem haben wir den Sauerstoffgehalt dieses Meeresgebiets gemessen und die Ergebnisse mit Messungen von vor 20 Jahren verglichen. Wir haben festgestellt, dass jetzt leider weniger Sauerstoff da ist, der aber ja lebenswichtig für viele Meeresbewohner ist. Die sauerstoffarmen Zonen werden größer, weil das Meer durch den Klimawandel wärmer wird.

BZ: Was sind das für Schiffe, mit denen Sie auf Forschungsreise gehen?
Visbeck: Die Schiffe sind recht groß, etwa 80 Meter lang, mit Platz für 50 bis 60 Personen. Gut die Hälfte davon gehört zur Besatzung: unter anderem der Kapitän, ein Koch und ein Arzt. Die anderen sind das Forscherteam.

BZ: Wie funktioniert der Alltag an Bord?
Visbeck: Wir wohnen zu zweit in einer Kammer und arbeiten im Schichtdienst rund um die Uhr, jeden Tag. Dass sich die Wochentage ändern, merkt man nur am Essen. Sonntag ist, wenn es zum Nachtisch Eis gibt und nachmittags Kuchen. Meist sind wir drei bis sechs Wochen an Bord. Zwischendurch wird nirgends angelegt. Wir sehen also die meiste Zeit nur Wasser, manchmal Land in der Ferne und, was richtig toll ist, immer mal wieder Wale und Delfine.

BZ: Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
Visbeck: Es gibt einen Fitnessraum, eine Sauna und eine kleine Bibliothek, die wir nutzen können. Jeder kann natürlich auch seinen Computer mitbringen – die Internetverbindung ist allerdings nicht schnell. Es gibt zwei elektronische Tageszeitungen, und täglich werden zwei Nachrichtensendungen auf den Boardcomputer runtergeladen, damit man mitkriegt, was auf der Welt los ist.

BZ: Haben Sie schon einmal einen schlimmen Sturm auf See erlebt?
Visbeck: Im Nordatlantik und vor Südafrika habe ich schon starke Stürme erlebt, aber das war nicht lebensbedrohlich. Eher forschungsbedrohlich, da wir nicht arbeiten können, wenn es zu sehr stürmt. Dann wird alles festgebunden, alle Pläne werden umgeworfen. Aber das Schöne am Sturm ist ja: Er geht wieder vorbei.

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