Entwarnung

Weltkriegsbombe in Rastatt muss nicht gesprengt werden

In Rastatt wurde eine 500-Kilo-Bombe entdeckt. Nun steht fest: Sie kann entschärft werden. Die großangelegte Evakuierung kann wie geplant stattfinden. Was kommt auf die Bombenentschärfer zu?  

Mail

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
Die Evakuierung der Anwohnerinnen und ... wie geplant stattfinden (Symbolbild).  | Foto: Sebastian Kahnert (dpa)
Die Evakuierung der Anwohnerinnen und Anwohner um den Funort der Bombe kann wie geplant stattfinden (Symbolbild). Foto: Sebastian Kahnert (dpa)

Die auf einer Schwimmbadbaustelle entdeckte Weltkriegsbombe in Rastatt kann entschärft werden. Eine Sprengung sei nicht notwendig, teilte die Stadt Rastatt mit. Damit könne die geplante Evakuierung der Anwohnerinnen und Anwohner im Umkreis von 500 Metern rund um den Fundort am Sonntag wie vorgesehen stattfinden. Rund 3.000 Menschen sind betroffen. Im Anschluss soll der Sprengkörper entschärft werden.

Keine Beschädigungen an Zündern

Am Samstag habe der Kampfmittelbeseitigungsdienst mit großer Vorsicht das Erdreich um den Sprengkörper abgetragen, so die Stadt weiter. In rund fünf Metern Tiefe wurde die etwa 500 Kilogramm schwere amerikanische Fliegerbombe freigelegt. "Bei der anschließenden Untersuchung der Kopf- und Heckzünder konnte das Team keine Beschädigungen feststellen." Deshalb könne eine Sprengung zum jetzigen Zeitpunkt ausgeschlossen werden.

Wie bereiten sich Bombenentschärfer vor?

Erst einmal macht man sich ein Bild der Lage, sagt Mathias Peterle vom Regierungspräsidium Stuttgart. Er ist schon seit 2015 als Bombenentschärfer tätig, hat dafür eine spezielle Ausbildung durchlaufen und bereits um die 50 Einsätze hinter sich.

Die Bombe nimmt er an diesem Samstag, am Vortag der Entschärfung, mit seinem Team nochmals in Augenschein, legt sie weitgehend frei und reinigt die Zünder. Aus den Konturen der Bombe konnte er bereits ableiten, um welches Modell es sich handeln dürfte.

Wie geht es dann weiter?

Am Sonntag dann soll die Bombe - vermutlich eine amerikanische Fliegerbombe vom Typ GP mit 200 bis 500 Kilogramm Gewicht - ganz freigelegt werden. Die eigentliche Entschärfung beginnt. Peterle macht dies gemeinsam mit einem Kollegen.

Der oder die Zünder befinden sich normalerweise außen am Körper der Bombe. Üblicherweise werde eine Art Rostentferner aufgesprüht, die Zündkette unterbrochen: Der Schlagbolzen, der beim Aufschlagen die sogenannte Übertragungsladung - hochempfindlichen Sprengstoff - aktiviert und das im Bombenkörper liegende Sprengstoff-Gemisch entzünden und zur Explosion bringen könnte, muss außer Gefecht gesetzt und die Zünder entfernt werden. Das machen die Entschärfer händisch - etwa mit einer Rohrzange oder manchmal auch mit einer Eisensäge.

Es gibt auch die Möglichkeit, Zünder ferngesteuert zu entfernen - das werde allerdings nur bei chemischen Bomben gemacht, erläutert der Experte. Darum handelt es sich in Rastatt aber nicht. "GP" steht übrigens für "General Purpose" - es handelt sich also um eine Art Mehrzweckbombe, die von den Amerikanern im Zweiten Weltkrieg vielfach verwendet wurde.

Was sind die Herausforderungen?

Obwohl eine Bombenentschärfung viel Erfahrung verlangt, darf keine Routine aufkommen. "Jede Entschärfung ist anders", betont Peterle. Auch könne es sein, dass der oder die Zünder so beschädigt sind, dass eine Entschärfung zu gefährlich ist und man sprengen muss. Davon gehe er für die jetzt anstehende Entschärfung in Rastatt aber nicht aus.

Auch gebe es sehr viele Arten von Zündern, die seinerzeit verwendet wurden. Er kenne sie jedoch im Grunde alle. "Das Vorgehen bleibt weitgehend gleich."

Was passiert eigentlich nach der Entschärfung mit einer Bombe?

Die wird auf die jeweilige Dienststelle gebracht, dort in Scheiben zersägt und in Feuer hoch erhitzt. Explodieren kann dann nichts mehr, erläutert Peterle: Der Sprengstoff in der Bombe sei ohne die Übertragungsladung und Zünder nicht reaktionsfähig. Bei der Verbrennung der Bombenscheiben tropfe der Sprengstoff heraus wie Wachs und werde dann fachgerecht entsorgt.

Weltkriegsbomben werden in Baden-Württemberg regelmäßig entdeckt, häufig auf Baustellen. Experten schätzen, dass in deutschen Böden noch Tausende Bomben aus der Kriegszeit liegen – viele davon tief vergraben und potenziell gefährlich.

Bombenentschärfung in Rastatt: Rheintalbahn am Sonntag gesperrt

Weitere Artikel