Nach der "Groten Mandränke" im Jahr 1362 versank Rungholt im Meer. Archäologen untersuchen seit dem 20. Jahrhundert die Überreste der Stadt – und kämpfen mit den Launen der Nordsee.
Die Sonne glitzert auf dem feuchten Watt, der wolkige Himmel liegt in den Pfützen zu Füßen und nichts deutet darauf hin, dass sich hier auf dem braunen schlickigen Untergrund einst eine Katastrophe abgespielt hat. Dort, wo bei Ebbe Wattwanderer die einzigartige Natur genießen, wo bei Flut Fähren die Urlauber auf Inseln und Halligen bringen, ging vor gut 650 Jahren ein ganzer Landstrich unter – und mit ihm wohl Tausende Menschen, Häuser und Vieh.
Ein Team aus Archäologen, Grabungstechnikern und Geophysikern hat sich an diesem sonnigen Tag auf dem Weg ins Watt gemacht, um Spuren dieser Katastrophe zu finden. Sie sind auf dem Weg zu einem der bekanntesten Opfer der Marcellusflut, der Stadt Rungholt, die den Legenden zufolge märchenhaft reich gewesen sein soll und bereits seit Jahrzehnten und Jahrhunderten die Fantasie vieler Dichter, Geschichtenschreiber und Sagenerzähler beflügelt hat. Dass es diese tatsächlich gar nicht mal so arme Stadt wirklich gegeben hat, weiß man erst seit dem letzten Jahrhundert und auch das nur aus sehr wenigen Dokumenten. Einer der wichtigsten Belege ist ...