Bei der Deportation von Juden aus französischen Konzentrationslagern in Vernichtungslager ging die Initiative auch von Franzosen aus. Ulrich Tromm erzählt das Schicksal einer südbadischen Familie.
Wie alle aus Baden und der damaligen Rheinpfalz im Oktober 1940 ins unbesetzte Frankreich deportierte Juden hofften Alice und Adolf Paul Reutlinger auf ein Ende ihrer Internierung und, im Falle der Reutlingers, auf ihre Auswanderung in die USA. Denn noch war die Vichy-Regierung von vielen Staaten diplomatisch anerkannt, noch gab es ein amerikanisches Konsulat in Marseille. Es stellte, wenngleich sehr eingeschränkt, Visa für die USA aus. Man kann sich die Enttäuschung des Ehepaars unschwer vorstellen, als sie und ihre fünfjährige Tochter Ronia im März 1941 aus dem Lager Gurs lediglich in ein anderes Internierungslager, das in der Nähe von Perpignan gelegene Rivesaltes, verlegt ...