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"Wir arbeiteten in Zweierteams"

  • Louise Boré, Klasse 9a, Deutsch-Französisches Gymnasium (Freiburg)

  • Fr, 29. April 2022
    Schülertexte

ZISCHUP-INTERVIEW mit der frisch examinierten Pflegekraft Camille Boré über ihre Ausbildung während der Pandemie.

Eine Pflegekraft in Schutzkleidung versorgt eine Coronapatientin.  | Foto: Jens Büttner
Eine Pflegekraft in Schutzkleidung versorgt eine Coronapatientin. Foto: Jens Büttner

Die Corona-Pandemie hat unseren Alltag stark verändert, insbesondere den einer Pflegekraft in Ausbildung, die zugleich sowohl gegen die Pandemie kämpfte, als auch lernen musste. Camille Boré, eine 21-jährige Kranken- und Gesundheitspflegerin, die trotz der Schwierigkeiten durch Corona ihre Ausbildung 2022 abgeschlossen hat, erzählt im Interview mit Louise Boré aus der Klasse 9a des Deutsch-Französischen Gymnasiums in Freiburg von ihrer Lehrzeit in einem Krankenhaus.

Zischup: Sie haben Ihre Ausbildung im Krankenhaus im April 2019 begonnen, wie hat sich der Alltag durch Corona dort verändert?

Boré: Im ersten Halbjahr hatten wir einmal pro Woche Schule, die restliche Woche haben wir auf Station verbracht, zudem hatten wir schon zwei bis drei Wochen Schulblöcke. Ein Jahr später brach Corona aus und vieles wurde verändert. Anfangs hatten wir keine Schule mehr, weil wir ebenfalls auf Station benötigt wurden. Es gab viele Krankheitsfälle und deswegen durften wir eine Zeitlang die Schule nicht mehr betreten. Dann nahmen wir an den Schultagen online teil, später konnten wir abwechseln, sodass wir eine Woche online und eine im Präsenzunterricht verbrachten.

Zischup: Was war durch die Corona-Pandemie für die Angestellten im Krankenhaus am schwersten?

Boré: Es gab zeitweise hohen Personalmangel durch die Ansteckungen der verschiedenen Arbeitsgruppen, auch die Ärzte waren ziemlich betroffen. Zudem gab es zu Beginn der Pandemie Verspätungen in den Lieferungen bezüglich Mundschutz, Desinfektionsmittel aber auch Materialien, die im Alltag im Krankenhaus verwendet werden.



Zischup: Wie lief der Unterricht?

Boré: Während der Coronazeit hatten wir immer mal wieder Online-Unterricht, der sehr unterschiedlich zum Präsenzunterricht war. Die Gruppenarbeiten fanden über Zoom statt, anstelle von kleinen Gruppen in der Klasse. Im Präsenzunterricht konnten die Lehrer explizit auf Nachfragen eingehen, was während des Online-Unterrichts trotz großer Mühe der Lehrer etwas eingeschränkt war. Auch die Gestaltung des Unterrichts war wesentlich anders, in der Schule haben wir oft verschiedene Themen selbst erarbeitet, im Online-Unterricht weniger.

Zischup: Die Krankenpflegeausbildung ist schon zwischen den Examensvorbereitungen und den Schichtdiensten anstrengend. Fiel es mit Corona noch schwerer?

Boré: Ja, tatsächlich, weil wir teilweise unseren Blockunterricht in der Schule hatten, aber außerdem Stationseinsätze leisten mussten, um das Personal auf Station zu unterstützen. Und, weil es in der Zeit nicht möglich war, am Unterricht teilzunehmen durch die Corona-Regelung. Durch häufigen Personalausfall wurden Praxisanleitungen verschoben oder ganz abgesagt, auch Prüfungsvorbereitungen sowie eine praktische Prüfungsübung konnten nicht nach Plan ablaufen.

Zischup: Durften Sie als Schülerin auf die Corona-Station? Wie lief es dort?

Boré: Ja, es waren auf der Corona-Station immer wieder Schüler aus verschiedenen Lehrjahren. Es war vor allem wegen der strengen hygienischen Maßnahmen eine Umstellung. Es wurde vor jedem Betreten eines Zimmers die komplette Schutzkleidung angezogen. Es wurde, wenn möglich, im Zweierteam gearbeitet, sodass, während einer im Zimmer war, der andere vor dem Zimmer blieb und die Informationen im System eingetragen hat sowie die eventuell gebrauchten Materialien anreichen konnte. Auch die Vitalzeichen mussten je nach Zustand regelmäßig kontrolliert werden.

Zischup: Ist die Verantwortung auf Station hoch?

Boré: Ja, die Verantwortung ist sehr hoch, weil wir mit kranken, älteren oder operierten Menschen arbeiten. Es darf kein Fehler passieren, wenn wir mit Medikamenten arbeiten. Trotzdem sind wir auch nur Menschen und es können Fehler passieren, deshalb ist es wichtig, diese zu erkennen, im Team darüber sprechen zu können und dementsprechend zu handeln. Das Vertrauen innerhalb des Teams ist wesentlich, um eine qualitätsreiche Arbeit durchführen zu können.



Zischup: Sie haben Ihre Ausbildung abgeschlossen und sind offiziell Krankenpflegerin. Wie ändert sich der Alltag als examinierte Pflegekraft im Vergleich zur Zeit als Schülerin?

Boré: Die Verantwortung einer examinierten Pflegefachkraft ist auf jeden Fall viel höher als die eines Schülers. Die Organisation wird von der Pflegekraft übernommen und wird von dieser gemanagt. Als frische Examinierte wird man auf der Station, in der man ist, eingearbeitet, damit man die Grundlagen nochmal wiederholen kann und auch die Tätigkeiten, die von den Schülerinnen und Schülern nicht übernommen werden dürfen, lernt. Auch im privaten Leben ändert sich einiges, da man sich an den Ruhetagen wirklich entspannen kann und nicht für Prüfungen lernen muss.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 29. April 2022: PDF-Version herunterladen

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